Die Fakten: Zahlen zum Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Der Frage nach dem Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben sich bereits zahlreiche Studien gewidmet, so auch die JIM- und KIM-Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (kurz: mpfs) aus den Jahren 2022 und 2023. Laut der KIM-Studie aus dem Jahr 2022 verfügen nach Angaben der Haupterzieher 100 Prozent der befragten Haushalte über einen Fernseher und 99 Prozent über ein Smartphone. Aber nicht nur die Haushalte im Allgemeinen verfügen über die genannten Endgeräte. So besitzen bereits 44% der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren ein eigenes Smartphone, 34% einen eigenen CD-Player und 30% einen eigenen Fernseher. Bei den 12- bis 19-Jährigen sind diese Zahlen noch deutlicher. So besitzen rund 95% ein Smartphone, 73% einen Computer und 58% einen Fernseher. Hinzu kommt, dass Jugendliche insgesamt mehr Geräte wie Tablets, Smart Speaker oder auch sogenannte Wearables (z.B. Smartwatches) besitzen als Kinder.
Diese Zahlen sagen zwar etwas über den Zugang zu bestimmten Geräten aus, aber noch nichts über das tatsächliche Konsumverhalten – anders als beispielsweise bei Befragungen von Kindern und Jugendlichen zu ihren Freizeitaktivitäten. Nach eigenen Angaben verbringen 67% der Befragten ihre Freizeit täglich mit Fernsehen und 48% mit der Nutzung ihres Smartphones. Dagegen geben nur 33% der Kinder und Jugendlichen an, sich täglich mit Freunden zu treffen. Auch andere Freizeitaktivitäten wie Sport, Lesen oder kreative Tätigkeiten wie Basteln oder Zeichnen werden im Vergleich zum Medienkonsum meist stark vernachlässigt. Beim Medienkonsum ist auch ein Blick auf die tägliche Dauer der Onlinenutzung unumgänglich. Im Jahr 2013 verbrachten Jugendliche durchschnittlich 179 Minuten pro Tag mit Medienkonsum. 10 Jahre später liegt dieser Wert bereits bei 224 Minuten.
Laut Prof. Dr. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE, hat die COVID-19-Pandemie unseren Umgang mit digitalen Medien nachhaltig verändert. Diese Erkenntnis basiert auf der DAK-Längsschnittstudie, die von 2019 bis 2022 durchgeführt wurde. Sie zeigt unter anderem die drastische Veränderung des Medienkonsums von Jugendlichen bis hin zu einem erhöhten Suchtverhalten während und nach der Pandemiezeit. Die Studie spricht von einem riskanten oder pathologischen Nutzungsverhalten, das allgemein auch als Mediensucht bezeichnet wird. Dieses wird laut Thomasius durch Gefühle von Einsamkeit, sozialer Isolation, Kontrollverlust sowie Stress und anderen negativen Gefühlen begünstigt. Die Studie zeigt, dass die Prävalenzen von riskantem Computerspielverhalten sowie von Gaming Disorder (d.h. pathologischem Computerspielverhalten) im Vergleich zur Nutzung verschiedener Medien signifikant angestiegen sind. So wiesen im Juni 2022 11,8 % der Kinder und Jugendlichen ein riskantes Computerspielverhalten auf, eine doppelt so hohe Prävalenz wie vor der Pandemie. Bei der Bildschirmzeit für soziale Medien wie Instagram, Tik Tok und Co. waren es 16,4%, bei 6,3% der Kinder und Jugendlichen wurde sogar eine pathologische Nutzung festgestellt. Auch die Nutzung von Streaming-Diensten hat während der Pandemie deutlich zugenommen. Im Vergleich zur Nutzung von digitalen Spielen und Medien ist die pathologische Nutzung zwar weniger verbreitet (insgesamt 2,3%), aber auch hier stieg das riskante Nutzungsverhalten im Verlauf der Pandemie auf 13,9% an. Die Studie zeigt auch, dass die Nutzung dieser Medien während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 ihren Höhepunkt erreichte, danach aber wieder abflachte. Allerdings erreichte der Konsum auch nach der Pandemie nie wieder das Vorkrisenniveau.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist das sogenannte Medien-Multitasking oder Dual Screening. Damit ist die parallele Nutzung mehrerer digitaler Medien gemeint. So gaben bis zu 85 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, schon einmal mindestens zwei Medien gleichzeitig genutzt zu haben. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nicht nur immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland Zugang zu verschiedenen Medien haben, sondern auch der Medienkonsum stetig zunimmt und während der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom erlebt hat.
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