Mündige Bürger, der Gang durch die Institution und direkte Demokratie sind Begriffe der 68er Bewegung, die noch immer in unseren sprachlichen Alltag integriert sind. „Man versucht doch auf alle mögliche Weise, an den mündigen Bürger zu appellieren. Zum Beispiel hat man es auch abgelehnt, die Höchstgeschwindigkeit auf den Autobahnen, die es ja in fast allen Ländern gibt, festzusetzen, weil man auf den mündigen Bürger vertraut.“ Aber auch Rechtspopulisten und Konservative bedienen sich der 68er Begriffe, deuten diese dabei aber um. So verkündete Alice Weidel direkt nach der Bundestagswahl: „ Wir werden Resolutionen verabschieden – zu den Themen Asyl-Integration, dann Euro und Währung. Was war das Dritte?- Direkte Demokratie, unser Kernthema!“
Weitere Infos unter: http://www.deutschlandfunkkultur.de/die-sprache-der-68er-als-muendige-buerger-sich-emanzipierten.976.de.html?dram%3Aarticle_id=413003
Das Mannheimer Forschungsprojekt am Institut für deutsche Sprache geht der Frage nach, welche Auswirkungen der Faschismus auf den sprachlichen Alltag der Bevölkerung hatte. Die Sprachwissenschaftlerin Heidrun Kämper erforscht gerade jetzt diesen Umstand, da rechtspopulistische Ideen heutzutage wieder Konjunktur haben.
Kämper: „Viele Menschen hören, was AfD und Pegida von sich geben, ohne zu wissen, wo das herkommt. Es ist unsere Pflicht, auf die Ursprünge hinzuweisen. Nicht, weil ich glaube, dass das wieder passiert. Wir wollen zeigen, wo die AfD und der Rechtspopulismus geistig zu verorten sind.“
Es geht darum, historische Verbindungen zwischen damals und heute aufzuzeigen.
Politisch korrekte Sprache ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Debatten sind zwiespältig. Ist „politisch korrekte Sprache“ jetzt ‚Sprachverhunzung‘ oder ein Zugewinn für unsere Gesellschaft?
„ Bei der jüngsten großen Reform der Straßenverkehrsordnung – einem trockenen Gesetzestext ohne Potenzial für nostalgische Kindheitserinnerungen – wurden, ebenfalls 2013, die seit dem ursprünglichen Erlass von 1934 ausschließlich männliche Personenbezeichnungen weitgehend durch geschlechtsneutrale Formulierungen ersetzt: Statt von Fußgängern ist nun von Fuß Gehenden die Rede, statt Radfahrer müssen einzeln hintereinander fahren heißt es nun Mit Fahrrädern muss einzeln hintereinander gefahren werden, und aus jeder Verkehrsteilnehmer wurde wer am Verkehr teilnimmt.“
Doch wie sieht es mit literarischen Texten aus? Der Kinderbuchklassiker Die kleine Hexe von Otfried Preußler, erschien 1957 und wurde 2013 neu aufgelegt. Begriffe wurden dabei durch zeitgemäße ersetzt. Das deutschsprachige Feuilleton war entgeistert und sah darin den „Rotstift der Political Correctness“, der literarisches Kulturgut zerstöre.
Marlis Krämer ist Sparkassen-Kundin und hat geklagt: Als Kunde wurde sie immer wieder angesprochen und nicht als „Kundin“. Sie beruft sich dabei aufs Grundgesetz und Persönlichkeitsrechte, die Sparkasse hingegen sträubt sich, da ein geglücktes Urteil einen enormen bürokratischen Aufwand bedeuten würde. Über 800 Formulare müssten dann umformuliert werden, um geschlechtergerechte Sprache zu gewährleisten.
Wo beginnt subtile Diskriminierung? Eine schwierige Frage.
„Es geht in der Sprachpolitik nicht um Befindlichkeiten von Prinzipienreiterinnen. Denn Sprache ist das Medium, in dem sich Menschen begegnen und in dem sie streiten.“
Sollen jetzt auch Kinderbücher umgeschrieben werden? Sicherlich ist das „Ziel allgemeiner Gleichberechtigung“ nicht erreicht, wenn „das Wort ‚Neger‘ aus einem Kinderbuch gestrichen und das Binnen-Sternchen gesetzt wird, das auch Menschen adressiert, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen.“
Weitere Infos: http://www.sueddeutsche.de/leben/weibliche-anrede-es-geht-um-gerechtigkeit-nicht-um-befindlichkeiten-1.3902377
Empathie braucht „immer einen Nährboden aus Sicherheit und Vertrauen“, so die Neuropsychologin Grit Hein, die an der Uni Würzburg beschäftigt ist. Wer seine Existenz bedroht sieht, der wird anderen gegenüber keine Empathie empfinden können, er wird eher „ angsterfüllt auf alles Unvertraute blicken, sich in sein Ingroup-Denken zurückziehen, und Mauern errichten.“
Im Gehirn des Menschen entscheidet sich, ob man Menschengruppen zu helfen bereit ist. Und welchen Einfluss haben Medien auf unser Mitgefühl? Was sind soziale Folgen? Wie groß ist das Mitgefühl nach „den bisweilen hsyterischen Schlagzeilgen“ noch „für Menschen, die „hilfesuchend zu uns kommen?“
Antwort auf die Fragen und mehr: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/empathie-im-gehirn-entscheidet-sich-wann-mitgefuehl-entsteht-15484403.html
Die Vortagsreihe „Life Back Home“ bringt Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan an Schulen und lässt diese über Heimat, Flucht und Ankommen berichten. „Was macht die Flucht mit Menschen? Wie erleben die Geflüchteten die Ankunft in Deutschland und wie haben sie in ihren Heimatländern gelebt?“
Durch die Vorträge sollen Perspektivwechsel stattfinden, sodass Vorurteile hinterfragt und aufgebrochen werden können.
Mehr dazu: https://www.lebensart-regional.de/21.3492.0.0.1.0+perspektivwechsel-statt-vorurteile.phtml
„ […] Online-Kampagnen beeinflussen mittlerweile ganz natürlich die Agenda der klassischen Medien und auch das, worüber die Menschen auf der Straße sprechen würden.“
Auch Begriffe werden nicht nur von den Medien umgedeutet, sondern erhalten auch politische Deutungsfacetten, so werden Menschen in Lebensgefahr als „subsidiär Schutzberechtigte“ bezeichnet und das ist „wirklich ein krasser Wandel in der Sprache.“
Mehr krasser Wandel? : http://www.deutschlandfunkkultur.de/online-kampagnen-der-rechtspopulisten-das-ist-wirklich-ein.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=412812
Die Debatte um die „Mohren-Apotheken“ ist noch längst nicht abgeschlossen. Noch immer ist man sich uneinig, ob die Bezeichnung nun eine Namenstradition ist oder schlichtweg massive Diskriminierung.
Ist das Verbot der Namensgebung der Apotheken ein Sprachzensur? Alexander Schwartz kann nicht verstehen, was an dem Begriff rassistisch sein soll und betont die positive Seite des Namens, dies komme daher: „ der Begriff ‚Mohr‘ [leitet] sich historisch von dem Mauren [ab], die damals führend im Bereich der Medizin waren.“
„Mohren“ können wir jedoch auch anders deuten – weniger positiv und weitaus mehr diskriminierend: „Es gibt auch die Mohren, in der Kolonialzeit, die als Sklaven gehalten wurden.“…
Rassismus oder positives Image? : https://www.zdf.de/nachrichten/heute/ist-der-name-mohrenapotheke-rassistisch-100.html
Rückblick der letzten Woche verpasst? https://www.hyperkulturell.de/scherben-und-chancen-der-wochenrueckblick/