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Yerushalayim, Yerushalayim

Kolumne:

Yerushalayim – das hebräische Wort für die Hauptstadt Israels. Wer von Ihnen war schon dort? Jüngst ist die Stadt wieder in die Schlagzeilen geraten, weil die USA ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt haben. Konsequent, sagen die einen. Öl ins Feuer, schimpfen die andern. Eine Kolumne vom !Provokulteur!

Jerusalem ist eine biblische Stadt. Der Staat Israel hingegen ist jung, er wurde erst 1948 gegründet – auch im Schatten der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts, die Deutschland bis heute aufs Engste mit Israel verbindet. Noch in der Gründungsnacht 1948 erklärten Ägypten, Irak, Libanon, Saudi-Arabien und Syrien dem neu gegründeten Land den Krieg. Die Schrecken der Geburtsstunde Israels haben seitdem tiefe Spuren hinterlassen. Israel kämpft bis heute mit dieser Vergangenheit, oder sollte man sagen: mit dieser bitteren Gegenwart? 2018 feiert das Land seinen 70. Geburtstag.

Historischer Hintergrund und geopolitische Lage

Das spätestens seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n.Chr. in weltweiter Zerstreuung (Diaspora) lebende jüdische Volk fand mit dem Staat Israel eine neue, eine lange erhoffte Heimat. Seit 1880 gab es eine starke zionistische Bewegung, die es sich zum Ziel gemacht hatte, einen jüdischen Staat zu gründen. Großbritannien unterstützte seit Beginn des 20. Jahrhunderts diese Bestrebungen. In der arabischen Welt gab es von Anfang an starken Widerstand. Die geopolitische Lage ist bis heute ausgesprochen brisant, Israel ist umkreist von ideologischen Feinden. Iran wünscht die Tilgung Israels von der Landkarte. Wie lebt man in diesem Klima?

Geschichtsklitterung und Palästina-Lobby

Palästinenser-Präsident Abbas gibt den Juden die Schuld am Holocaust – der deutschen Presse ist das nur eine Randnotiz wert. Von offizieller Seite gab es in Deutschland keine Reaktion darauf. Wenn aber in Deutschland die Rede von Hitler als „Vogelschiss der Geschichte“ ist, lesen alle darin eine Relativierung der NS-Geschichte und selbst der Bundespräsident regt sich öffentlich. Auserwählt und ausgegrenzt – der Hass auf Juden in Europa ist der Titel einer Dokumentation über Antisemitismus unserer Gegenwart. Der Film wirft ein Schlaglicht auf linken Antisemitismus, der oft so ganz und gar nicht ins Weltbild des aufgeklärten Deutschen passt. Antisemitisch sind immer nur die Rechten und Rechtsradikalen, die Störche und Gauländer. Tatsächlich gibt es eine gut organisierte Palästina-Lobby, die Israel als Besatzer diffamiert. Wie äußert sich diese Lobby eigentlich zu den regelmäßigen Gewalttaten nicht nur der radikalen Hamas?

Berichterstattung

Israel bombt. Israel bombt. Israel bombt. So oder ähnlich lesen sich viele Schlagzeilen im Israel-Palästina-Konflikt in der deutschen Presse. Was ist mit den palästinensischen Aggressionen? Die einseitigen Schuldzuweisungen Richtung Israel sind befremdlich, mit seriösem Journalismus jedenfalls haben sie nichts zu tun. Selbst der Boykott israelischer Produkte wird von manchen bekannten Politikern in Deutschland unterstützt, vor allem im linken Spektrum. Ist das womöglich versteckter Antisemitismus?

Staatsräson und Moralapostel

Aber: Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson – tatsächlich? Jerusalem ist Israels Hauptstadt – das ist Fakt. Gleichwohl: Die deutsche Botschaft, sonst weltweit zu finden in den Hauptstädten – in Israel ist sie in Tel Aviv. Warum? Aus Angst vor den Palästinensern, oder aus Rücksicht? Aus Angst vor andern arabischen Ländern, oder aus Rücksicht? Israels Existenz gehört zur deutschen Staatsräson. Oder doch nicht so ganz? Sind das nur politische Lippenbekenntnisse im Bewusstsein historischer Schuld?

USA als Vorreiter

Eines kann man ihm sicherlich nicht vorwerfen: fehlende Konsequenz. Trump beweist Mut, wenn er die amerikanische Botschaft nach Jerusalem verlegt. Er hat es im Wahlkampf versprochen, er hat es nun getan. Die ZEIT titelt dazu: Die nächste Katastrophe. Frieden sei nun unmöglich geworden. Aha. Was für eine Art Erkenntnis ist das denn? Wie viele Jahrzehnte warten wir schon auf Frieden im Nahen Osten? Was hat Trumps Vorgänger erreicht in dieser Hinsicht, was dessen Vorgänger, ob demokratisch oder republikanisch? Appeasement hat bisher keinerlei Erfolg gebracht. Wie wäre es nun mit einer konsequenten Sprache der Stärke?

Friedensbemühungen

Natürlich gibt es auch unter Israelis einen starken Friedenswunsch. Sally Perel, Holocaust-Überlebender und inzwischen 93 Jahre alt, plädiert auf allen seinen Lesereisen, die es noch immer regelmäßig in Deutschland gibt, für eine Zweistaatenlösung. Nur: Wie soll die praktisch aussehen in einem Land, dessen Menschen schon seit der ersten Stunde ihrer Staatsgründung existenzielle Angst haben!?

Waren Sie schon mal in Israel? Ich empfehle eine Reise.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Kolumne aus der Serie !Provokulteur!

 

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Sally Perel auf Lesereise 2018

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