Er analysierte die Hürden, mit denen sie sich in der fremden Kultur konfrontiert sahen. In diesem Zusammenhang definierte er den Kulturschock als Krise mit fünf Phasen: Euphorie, Entfremdung, Eskalation, Missverständnisse, Verständigung. (vgl. Oberg 1960: 177-182). Obergs Theorie wurde in den vergangenen Jahrzehnten vielfach modifiziert und weiterentwickelt. In diesem Kontext ist Paul Pedersen zu erwähnen, der die Kulturschockdefinition von Oberg auf alle als fremd wahrgenommenen Systeme erweitert hat: „Culture shock happens inside each individual who encounters unfamiliar events and unexpected circumstances.“ (Pedersen 1995: 1).
Auch Peter Adler hat von Obergs Ideen aufgenommen und modifiziert. Er untergliedert den Kulturschock ebenfalls in fünf Phasen (vgl. Adler 1974: 22-49). Die erste Phase bezeichnet er als Honeymoon: Sie ist geprägt von Vorfreude und Neugier. Reisende knüpfen euphorisch erste Kontakte zur fremden Kultur. Nach intensiverem Kontakt mit der neuen Kultur kann die anfängliche Euphorie in Ablehnung umschlagen: Wir sprechen von der Ablehnungsphase. Erste Schwierigkeiten treten auf, die oft mit Kommunikationsproblemen zu tun haben. Die Andersartigkeit der neuen Kultur wird häufiger als anstrengend und störend empfunden.
Es folgt die dritte, die sog. Regressionsphase. Hierbei handelt es sich um den eigentlichen Kulturschock. Wir ziehen uns zurück. Beschweren uns. Die eigene Kultur wird idealisiert. Die dritte Phase wird als echte Krise erlebt. Wenn es gut läuft, folgt die vierte Phase des Kulturschocks: die Akkomodation. Wir passen uns an. Die neue Kultur wird mehr und mehr verstanden und akzeptiert. Z.T. werden auch Denk- und Handlungsweisen übernommen. Wir fühlen uns zunehmend integriert und heimisch.
Wieder in der eigenen Heimat angekommen, kann es einen Rückkehr-Schock geben: Wir fühlen uns fremd im eigenen Land. Es folgt nun erstaunlicherweise der gleiche Verlauf der Phasen wie am Anfang. Stellen wir uns einen grafischen Verlauf von Auf und Ab vor, so entsteht eine Welle. Deshalb sprechen wir von einer Kulturschockwelle. Nicht bei jedem Menschen treten all die geschilderten Phänomene in der o.g. Phasierung auf, auch in der Intensität gibt es sicherlich Unterschiede.
Gibt es einen praktischen Nutzen dieses Wissens? Wer das Phänomen des Kulturschocks kennt, kann vermutlich souveräner damit umgehen – bei sich und andern.
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Literatur
Adler, Peter (1974): Beyond cultural identity: Reflections on cultural and multicultural man. Topics in culture learning, S. 23-40.
Oberg, Kalvero (1960): Cultural shock: Adjustment to new cultural enviroments. In: Practical Anthropology, Bd. 7, S. 177-182.
Pedersen, Paul (1995): The five stages of culture shock. Critical Incidents Around the World.