Nehmt eure Sprache ernst! schrieb Friedrich Nietzsche einst. Bei John Locke (1690) liest man, dass die Sprache das wichtigste „Werkzeug und das gemeinsame Band der Gesellschaft“ sei. Eine weitere Metapher: Sprache ist mit einem Schlüssel zu vergleichen – was ist damit gemeint?
Sprache ermöglicht uns, Informationen auszutauschen, Emotionen mitzuteilen, Bedürfnisse auszudrücken, soziale Beziehungen herzustellen und zu pflegen (expressive Funktion, vgl. Bühler u. Jakobson). Worte sind auch Taten (Wittgenstein). Wir können mit ihnen zum Handeln auffordern. Meinungen äußern und so Entscheidungen treffen (appellative Funktion, vgl. Bühler u. Jakobson). Kooperieren und unsern Alltag organisieren. Und: Sprache ermöglicht es uns, zu denken.
Mit Sprache erklären wir und überliefern Wissen (informative Funktion, vgl. Bühler u. Jakobson). Sprache strukturiert unser soziales Leben, schafft sogar Hierarchien und erhält sie aufrecht. Sprache dient der Selbstvergewisserung. Sprache kann Menschen in schwierigen Situationen helfen. Mit Sprache konstruieren wir Wirklichkeit und verraten, wie wir die Welt sehen. Sprache ist eine Waffe – sie kann verletzen, und: Menschen manipulieren. Wie gehen wir damit um?
Konflikte können sprachlich gelöst werden, wenn wir metakommunizieren, d.h. darüber sprechen, wie mir miteinander sprechen. Sprache hilft uns dabei, uns selbst auszudrücken, uns zu verwirklichen, z.B. künstlerisch. Sprache lässt sich genießen, denn sie kann unglaublich schön sein. Und: Was ist unterhaltsamer, geselliger, verbindender als Witz, Wortakrobatik und Sprachspiel?
All das – und vielleicht mehr – kann Sprache. Deshalb: Sprache ist der Schlüssel, um menschliches Miteinander zu gestalten. Gerade in Interkultureller Kommunikation ist das sehr wichtig.
In einem Land, dessen Sprache wir nicht beherrschen, können alltägliche Situationen zum Hürdenlauf werden. Der Kontaktaufbau zu anderen Menschen gestaltet sich schwierig. Natürlich ist eine Kommunikation in simplen Alltagssituationen mit Händen und Füßen möglich. Aber sobald die Situation komplex wird… Wir umgeben uns aus diesen Gründen oft mit Personen, die die gleiche Sprache sprechen, wie wir. Sprache zeigt sich hier als verbindendes Element, gleichzeitig grenzt sie uns aber auch von anderen ab. Das hat zur Folge, dass uns Türen verschlossen bleiben – Türen zu den Menschen anderer Kulturen.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Ludwig Wittgenstein)
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Literatur
Bühler, Karl (1999): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache.
Jakobson, Roman (1992): Semiotik.
Locke, John (1690): An essay concerning human understanding.
Mersch, Dieter (Hg.) (1998): Zeichen über Zeichen. Texte zur Semiotik von Peirce bis Eco bis Derrida.
Wittgenstein, Ludwig (2003): Philosophische Betrachtungen.
Ein Dialog zwischen Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen über den Wert des Dialogs: http://www.taz.de/!1085369/