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Von Scheingewissheiten und `kommentiertem Sofortismus`

Informationen
InformationenAm vergangenen Samstag raste ein Fahrzeug in Münster in eine Menschenmenge, gesteuert von einem vermutlich psychisch kranken Mann. In den sozialen Medien machten wilde Spekulationen, Gerüchte und Halbwahrheiten schnell die Runde und auch PolitikerInnen schalteten sich umgehend ein – auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine genauen Angaben zum Täter gemacht werden konnten. Informationen sind schnelllebig geworden.

Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft und ordnet die Reaktionen im Interview mit dem SRF ein. „Wir sehen hier ein Phänomen, das man `kommentierten Sofortismus` nennen könnte. Mit Situationen der Ungewissheit können wir Menschen schlecht umgehen. Wir greifen zurück auf das, was wir ohnehin glauben und das mögen eben auch die unterschiedlichsten Vor- und Urteile sein“, erklärt Pörksen.

Soziale Netzwerke bieten Scheingewissheiten

Doch warum fällt uns das Prüfen dieser Informationen oft so schwer?  Pörksen sieht in dieser Frage eine große Kompetenzherausforderung für die Zukunft – es besteht also Lernbedarf. Einige Menschen „twittern aus einem Gefühl der Überforderung oder aber mit bösen Absichten. Sie verbreiten Propaganda mit dem, was ihnen Vorurteilen entspricht“, ergänzt der Medienwissenschaftler, denn „Menschen sind gewissheitsbedürftig. In den sozialen Netzwerken, wo jeder frei publizieren kann, werden uns sofort jede Menge Scheingewissheiten angeboten.“

Fragen einer allgemeinen Informationsethik

Verantwortlich für diese neuen Entwicklungen ist vor allem die neue Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung in unserem digitale Zeitalter. Der Schriftsteller und Journalist Peter Glaser bringt es auf den Punkt: „Informationen sind im digitalen Zeitalter wahnsinnig schnell. Wahrheit braucht aber Zeit.“ Und genau diese Zeit sollten wir uns nehmen, wenn wir neue Informationen erhalten — auch das müssen wir lernen. Zudem müssen die Medien ihre Verantwortung wahrnehmen und journalistische Qualitätsstandards nicht dem Geschwindigkeitswettbewerb anpassen. Denn den kann man nicht gewinnen, sodass letztlich Wahrheit auf der Strecke bleibt. Bernhard Pörksen stellt fest: „Im digitalen Zeitalter muss jeder die Ideale des guten Journalismus kennenlernen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Was ist eine seriöse Quelle? Was ist glaubwürdige, überhaupt verbreitungsreife Information? Das waren früher die Fragen von Journalisten. Heute gehen diese im Sinne einer allgemeinen Informationsethik alle an.“

Mehr zu Bildern und Digitalisierung: https://www.hyperkulturell.de/bilder-produzieren-sehnsuechte-flucht-und-moderne/

Das SRF berichtet: https://www.srf.ch/news/international/geruechte-auf-sozialen-medien-bei-unsicherheiten-greifen-wir-auf-vorurteile-zurueck

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