Logo_Hyperkulturell_Zusatz_Final_01-01Logo_Hyperkulturell_Zusatz_Final_01-01Logo_Hyperkulturell_Zusatz_Final_01-01Logo_Hyperkulturell_Zusatz_Final_01-01
  • Info
  • Materialschrank
  • Lexikon
  • E-Learning
  • Seminare
✕

How (not) to talk about Race and Genetics

Rasse?
Rasse?Neue wissenschaftliche Erkenntnisse bringen bisherige Annahmen ins Wanken – sind genetische Unterschiede zwischen menschlichen Populationen doch mehr als ein „soziales Konstrukt“? Wissenschaftlerinnen streiten über den Rasse-Begriff.

Der Paläogenetiker und Harvard-Professor David Reich entzündete mit der Veröffentlichung seines neuen Buches eine heftige Debatte in den USA. Bereits der Titel offenbart das mögliche Konfliktpotenzial – „Who We Are and How We Got Here: Ancient DNA and the New Science of the Human Past“. Auf Deutsch: „Wer wir sind und wie wir hierher kamen: Alte DNA und die neue Wissenschaft der menschlichen Vergangenheit.“ Um die Debatten nicht noch weiter anzuheizen, will Reich den Fokus auf seine wissenschaftlichen Erkenntnisse lenken. So setzt er den Begriff „Rasse“ in Anführungszeichen und gibt zu bedenken: „Es ist wichtig, sich dem zu stellen, was die Wissenschaft offenbart, ohne das Ergebnis vorwegzunehmen, und mit der Gewissheit, dass wir reif genug sein können, um mit den Ergebnissen umzugehen.“

Worauf David Reich anspielt? Seine Erkenntnisse könnten bisherige Theorie-Annahmen der Wissenschaft grundlegend verändern. „Es ist einfach nicht länger möglich, die durchschnittlichen genetischen Unterschiede zwischen `Rassen`zu ignorieren“, schrieb Reich in der New York Times.

„Rasse“ – ein soziales Konstrukt?

Verschiedenartige Veröffentlichungen in der Vergangenheit dementierten genetische Grundlagen des „Rasse“-Begriffs. So publizierte der Anthropologe Ashley Montagu 1942 sein Werk „Man`s Most Dangerous Myth: The Fallacy of Race“ – „Der gefährlichste Mythos des Menschen: Der Irrtum der Rasse“. Auch der Gentechniker Richard Lewontin bestätigte die bisherigen Annahmen durch seine Studien. Über die Variation der Proteintypen im Blut konnte er die untersuchten Populationen zwar in sieben „Rassen“ untergliedern. Doch stellte er fest, dass „etwa 85 Prozent der Variationen der Proteintypen durch Variationen innerhalb der Populationen und `Rassen`und nur 15 Prozent durch Variationen über sie hinaus verursacht werden konnten.“ Die Menge der gefundenen Unterschiede seien also im Wesentlichen „Unterschiede zwischen den Individuen“. Das Konzept der „biologischen Rasse“ geriet somit ins Wanken. Und das „soziale Konstrukt“ – nun auch eine Theorie der Vergangenheit? Mehr zur Entwicklung der „Rassentheorie“ unter: https://www.hyperkulturell.de/wie-die-deutschen-weiss-wurden/

Eine „Orthodoxie“

„Es stimmt, dass Rasse ein soziales Konstrukt ist. Es ist wahr, wie Dr. Lewontin schrieb, dass menschliche Populationen sich in genetischer Hinsicht bemerkenswert ähnlich sind“, erklärt David Reich in einem Artikel. Trotzdem bemerkt er, dass sich dieser Konsens scheinbar unhinterfragt zu einer „Orthodoxie“, also einer Lehrmeinung, entwickelt habe. Studien der letzen Jahre hätten gezeigt, dass es genetische Unterschiede zwischen den einzelnen Populationen gebe. Diese bestimmen nicht nur unsere Hautfarbe, sondern auch Körpergröße, Krankheitsanfälligkeit oder körperliche Fähigkeiten.

Eine willkürliche Einteilung

Dennoch lösten Reichs Veröffentlichungen heftige Debatten aus. In einem öffentlichen Brief klärten 67 Dozierende verschiedenster Fachgebiete den Wissenschaftler auf – „How not to Talk about Race and Genetics“. Auch Alan Goodman unterschrieb. Er ist selbst Bio-Anthropologe am New Hampshire College und wirft Reich vor schlechte Wissenschaft zu betreiben: „Ich bin Wissenschaftler, Sozialwissenschaftler zwar, aber zuallererst einmal Wissenschaftler. Und wenn ich mir angucke, wie genetische Variation in Menschen aussieht, dann ist es einfach falsch zu sagen, dass sich darin Rassen abbilden.“

Neben Alan Goodman äußerte sich auch Ann Morning: „Dass es in der Gesellschaft verwurzelt ist und nicht in der Biologie heißt nicht, dass es nicht real ist. Es ist sehr real, genauso wie Religionsgruppen und religiöse Identität real sind. Menschen leben und sterben für solche Identitäten. Auch wenn sie nicht in unserer Biologie verwurzelt sind. Genauso ist es mit Rassen. Das sind sehr reale Kategorien in unserer Gesellschaft und sie müssen nicht durch unsere DNA vorgegeben werden, um auf diese soziale Art real zu sein.“

Deutschlandfunk Kultur berichtet: http://www.deutschlandfunkkultur.de/debatte-in-den-usa-wissenschaftler-streiten-ueber-den.976.de.html?dram:article_id=415443

Die Neue Zürcher Zeitung berichtet: https://www.nzz.ch/feuilleton/der-genetiker-david-reich-loest-in-den-usa-einen-intellektuellen-streit-ueber-erbgut-und-rassen-aus-ld.1378433

https://www.youtube.com/@hyperkulturell

Themen

Affirmative Action Akkommodation Akkulturation Ambiguitätstoleranz Antisemitismus Asyl Behinderung Bildung Deutschland Diskriminierung Diversity Diversität Dänisch Englisch Europa Flucht Flüchtlinge Geflüchtete Gesellschaft Gewalt Hofstede Hybridität Identität Inklusion Integration interkulturell Islam Kommunikation Kriminalität Kultur Menschenrechte Migration Politik Rassismus Religion Schule Sprache Stereotype Tschechisch Türkisch Ukrainisch Ungarisch Vorurteile Werte Zivilgesellschaft
✕
© 2023 Hyperkulturell.de       Impressum      Nutzungsregeln       Datenschutz