Der Wochenrückblick beschäftigt sich mit den Themen Sprachverrohung, Fußball, „sicheren“ Herkunftsländern und einem Hashtag, der sich gegen Alltagsrassmismus stellt.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Hashtag #metoo eingeführt, um von sexueller Belästigung im Alltag zu berichten und somit darauf aufmerksam zu machen. Jetzt folgt eine weitere Twitter-Kennung: #metwo – Ein Hashtag gegen Rassismus. Ali Can ist Schöpfer dieser Kennung und hofft, dass damit viele Menschen ihre Erfahrungen von alltäglichem Rassismus veröffentlichen. Und auch jetzt schon, kurz nach der Einführung, verbreitet sich #metwo „wie ein Lauffeuer im Netz“. Schon mehr als 10.000 User haben den Hashtag mittlerweile genutzt… #youtoo?
Weiteres : http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Netzwelt/Mit-metwo-gegen-Rassismus-im-Alltag
„Angesichts der Rhetorik, die den politischen und gesellschaftlichen Diskurs prägt, ist immer häufiger von einer Verrohung der Sprache die Rede. Aber worin genau besteht sie? Kai Biermann, Redakteur bei ZEIT ONLINE, und Martin Haase, Professor für Linguistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, sammeln in diesem subjektiven Glossar die gängigsten Begriffe und Formulierungen und versuchen, die politischen Interessen dahinter offenzulegen.“ Nachzuschlagen sind in diesem kommentierten Glossar Begriffe wie Obergrenze, Flüchtlingsstrom, besorgt, Asylkritiker, Überfremdung und und und – Begriffe, die unsere Medien füllen. Welche negativen Eigenschaften sie mit sich bringen und, wie sie unser Denken beeinflussen und lenken können? Sehen Sie selbst:
„Überfremdung: Angstmetapher. Der Begriff entstand in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts und wird nun wieder von der Neuen Rechten propagiert. Er behauptet, ein gewisser Anteil an Fremdheit sei grundsätzlich in Ordnung, nur sei diese Grenze jetzt überschritten und es werde zu viel des Fremden. Er schürt die Angst, das Bekannte könne verschwinden und durch irgendwelche neuen Dinge überformt und ersetzt werden. Die Überfremdung wurde bereits 1993 zum Unwort des Jahres gewählt, ist aber trotzdem nicht aus der Debatte um Flucht und Asyl verschwunden.“
Glossar unter: https://www.zeit.de/kultur/2018-07/rhetorik-sprache-alexander-dobrindt-worterfindungen-woerterbuch
Anfang dieser Woche hat Mesut Özil seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Grund dafür sei Rassismus und Inkompetenz des DFB. Was ist passiert?
Kurz vor der WM 2018 posierte Özil mit dem autokratischen Staatsoberhaupt Erdogan vor der Kamera, und das kam weder bei den Fans noch beim DFB gut an. Nur ein unschuldiges Foto oder ein Symbol? Seit Auftauchen des Fotos wird darüber heftig debattiert. Özils Stellungnahmen dazu hielten sich bedeckt: „ Für mich war es nicht wichtig, wer der Präsident ist. Es war mir wichtig, dass er Präsident ist.“ – Das Verhalten des Fußballspielers tolerieren nicht alle, vor allen Dingen nicht die Fans: Für das Scheitern der deutschen Nationalelf bei der Weltmeisterschaft wird nun unter anderem Mesut Özil beschuldigt. Aber auch der DFB stellte sich gegen den Fußballspieler, indem Grindel und Bierhoff diesen öffentlich für das WM-Aus in Interviews verantwortlich machen.
Für Özil ist das zu viel: Er verlässt die deutsche National-Elf. Fraglich bleibt, ob Özil wirklich wegen seiner Herkunft kritisiert wird, oder wegen seines Verhaltens. Der Integrationsbeauftragte des DFB dazu: „Eine Kritik, die man an einem Spieler auch mit Migrationshintergrund übt, ist nicht gleich Rassismus.“
Die Bundesregierung will in Kürze Georgien sowie die Maghreb-Staaten Marokko, Algerien und Tuniesen zu sicheren Herkunftsländern erklären. Welche Konsequenzen würden daraus folgen? Abgelehnte Asylbewerber könnten so leichter „abgeschoben“ werden. Bevor dies allerdings geschieht, muss der Bundesrat jedoch noch dem Vorhaben der Bundesregierung zustimmen.
Wann gilt ein Herkunftsland als sicher? Welche Länder gelten überhaupt jetzt als schon als „sichere Herkunftsländer“? Werden Asylanträge von Menschen aus sicheren Herkunftsländern dann automatisch abgelehnt? Und wie viele Menschen würde die Gesetzesänderung betreffen?
Antworten auf diese Fragen erhalten Sie unter:
https://www.sueddeutsche.de/politik/sicheres-herkunftsland-erklaerung-1.4059571
Rassismus ist ein Schlagwort, das all unsere Zeitungen füllt und das nicht erst, seitdem die Rassismus-Debatte um Özils Rücktritt im Raum steht. Wenn Rassismus so omnipräsent ist, dann stellt sich die Frage, ob wir alle ein wenig Schuld daran tragen? Der Schriftsteller, Zafer Senocak, geht noch einen Schritt weiter und behauptet, dass jeder Mensch Rassist sei: „Ich glaube, jeder ist irgendwo in sich auch Rassist. Leider. Wir müssen schauen, wie wir es eingrenzen und wo die Schwachpunkte sind und dann kommen wir ins Gespräch.“ Besonders wichtig erachtet Senocak, dass der eigene Rassismus nicht „verdeckt“ werde: „Schlimm wird es, wenn man den Rassismus verdeckt und so tut, als wäre man’s nicht.“
Wie Senocak auf solche Ideen kommt? Lesen Sie mehr dazu: https://www.deutschlandfunkkultur.de/zafer-senocak-ueber-integration-schlimm-wird-s-wenn-man-den.2950.de.html?dram:article_id=423909
Wochenrückblick der letzten Woche verpasst? https://www.hyperkulturell.de/29-nelson-mandela-antisemitismus-und-europa-der-wochenrueckblick/