Critical Incidents sind interkulturelle Missverständnisse, die als Fallstudien menschlicher Verhaltensweisen in der Interaktion kurzer Erzählungen festgehalten werden. Sie bieten introspektive Einblicke in Zusammenhänge der interkulturellen Wahrnehmung, Deutung und Wertung (vgl. Knapp).
Critical Incidents sind besonders in der Lehre oder im Training multikultureller Beziehungen beliebt. Spezifischere und gezieltere Maßnahmen führen eher dazu, dass eine kulturelle Verzerrung entsteht. Grund dafür ist, dass Critical Incidents offener sind und die Komplexität realer Situationen beinhalten, in denen sich Personen aus mehr als einer Kultur begegnen. Während die Konzentration auf beobachtbares Verhalten einen großen Vorteil darstellt, ist der erhebliche Zeit- und Arbeitsaufwand für das Sammeln und sinnvolle Kodieren der Vorfälle ein Nachteil (vgl. Pedersen 1995, 1 ff.).
Die Critical-Incident-Methode, in den 40er Jahren in den USA entwickelt, ist ein qualitatives Erhebungsinstrument der empirischen Forschung. Heutzutage wird die Methode in den Bereichen der Medizin, Lehrerausbildung, Flugausbildung, Beratung, Organisationsentwicklung, interkulturellen Forschung und in den Bereichen des interkulturellen Trainings angewendet (vgl. Göbel 2003, 2).
In Bezug zur interkulturellen Forschung können Critical Incidents, das Sammeln von Erlebnissen eines Auslandsaufenthaltes mehrerer Personen, dazu dienen, die Erfahrungen auszuwerten, um die Phasen eines Kulturschocks zu evaluieren.
Literatur
Göbel, Kerstin (2003): Critical Incidents – Aus schwierigen Situationen lernen. Vortrag im Rahmen der Fachtagung Lernnetzwerk Bürgerkompetenz https://www.dipf.de/de/forschung/aktuelle-projekte/pdf/biqua/critical- incidents-aus-schwierigen-situationen-lernen [02.01.2019].
Knapp, Annelie: Mehrsprachigkeit und Multikulturalität im Studium. Critical Incidents in der Kommunikation an Hochschulen. http://www.mumis- projekt.de/mumis/index.php/ci-methode [03.01.2019].
Pedersen, Paul (1995): The Five Stages of Culture Shock. Critical Incidents Around The World. Westport, Conneticut: Greenwood Press.