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Der Begriff Hyperkorrektur lässt sich als eine Überanpassung verstehen. Günthner berichtet hierbei von folgender Begebenheit: Ein chinesischer Austauschstudent, der für seine Promotion nach Deutschland kommen würde, schrieb seiner künftigen Doktormutter eine E-Mail, in der er sehr deutlich seine Wünsche davon kommunizierte, wie er sich seine Ankunft und seinen Aufenthalt im Gastland vorstellte. Er sagte, wann er vom Flughafen abgeholt werden wolle, wie sein Büro eingerichtet sein solle und dass ihm eine passende Wohnung gesucht werden möge.

Überanpassung

Die E-Mail wirkt wie eine Anweisung oder Verordnung. Offenbar hatte der chinesische Gaststudent das, was den Deutschen stereotypisch als Deutlichkeit, Klarheit und Direktheit nachsagt wird, falsch interpretiert. Dies ist ein Beispiel für eine Überanpassung. Andersherum kann z. B. sehr vorsichtiges, extrem höfliches Verhalten von Deutschen in China als Hyperkorrektur verstanden werden, weil es aufgrund des nicht passenden Maßes für Befremden sorgt.

Was macht der andere?

Es kann also von einer einseitigen Anpassung gesprochen werden. Dabei wird übersehen, dass sich jede (nicht nur interkulturelle) Kommunikation durch Interaktion auszeichnet. Die Frage lautet daher immer: Was macht der andere? Wenn sich jemand auf den anderen anzupassen versucht, heißt das nicht, dass die Person damit richtig liegt oder dass der andere das möchte. Ethisch betrachtet scheint es zudem fragwürdig, warum sich einseitig angepasst werden sollte. Die pragmatische Frage ist dabei auch, ob eine einseitige Anpassung überhaupt langfristig durchzuhalten ist oder ob diese in eine Sackgasse führt.

Gefahr der Entfremdung

Gerade Differenzen im Verhalten und Handeln sind in interkulturellen Begegnungen oft reizvoll. Überdies stellt sich der andere vielleicht die gleiche Frage und verhält sich nach seinem Verständnis anpassend. Was passiert dann (vergleiche Kontrakorrektur)? Bemerkenswert ist, dass Hyperkorrekturen zu einer Entfremdung führen können, obwohl eigentlich eine Annäherung intendiert ist.  

 

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Literatur 

Günthner, Susanne (1993): Diskursstrategien in der Interkulturellen Kommunikation. Analysen deutsch-chinesischer Gespräche.

Polfuß, Jonas (2012): Kritischer Kulturassimilator Deutschland für chinesische Teilnehmende. In: Interculture Journal, Heft 17, 27–46. 

27. November 2017

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