In einem Interview mit der ZEIT erklärt der Ethnologe Prof. Dr. Christoph Antweiler das Kofferwort Glokalisierung so:
„Ich habe erlebt, wie in Jakarta das erste indonesische McDonald’s eröffnet wurde, übrigens die weltweit umsatzstärkste Filiale in jenem Jahr. Da erkennt man sofort Ähnlichkeiten wie die Farben und das Logo, aber auch Unterschiede: Die meisten essen dort keine Hamburger, sondern Reis mit Hühnchen. Und dann stellt man fest, dass viele dort gar nicht essen, sondern anderen zuschauen. Wir haben ein globales Phänomen, das aber lokal unterschiedlich interpretiert wird, so wie die Barbiepuppen. Ethnologen sprechen von Glokalisierung. Die Globalisierung funktioniert jedenfalls nur, weil die Menschen sich ähneln.“
Die ZEIT: „Macht das die Welt besser?“
Antweiler: „Ich warne vor Wunschdenken nach dem Motto »Die Welt ist ein Dorf«. Die Welt ist schon deshalb kein Dorf, weil es keinen Bürgermeister gibt. Die Welt ist fragmentiert. Es gibt aber Gemeinsamkeiten der Kulturen, und die können wir ausbauen.“
Antweiler bezeichnet diese Gemeinsamkeiten als Universalien.
Literatur
Antweiler, Christoph (2009): Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. Hamburg: Murmann.
Antweiler, Christoph (2009): Interview mit Christoph Antweiler: https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fzeit-wissen%2F2009%2F06%2FInterview-Antweiler [Juni 2009].
Glokalisierung: Kurzdefinition | IKUD Glossar
Transkript zum Erklärfilm
Der Begriff Glokalisierung bezeichnet globale Phänomene mit lokalen Unterschieden. Solche Phänomene der Glokalisierung entstehen vor allem dann, wenn eine Kultur in Kontakt zu einer anderen Kultur steht und Aspekte dieser anderen Kultur übernimmt, gleichzeitig aber die eigenen kulturellen Besonderheiten bewahrt. Dies kann zum Beispiel so aussehen: Eine Imbisskette eröffnet dank der Globalisierung weltweit Filialen mit dem gleichen Logo. Das angebotene Essen ist jedoch an die lokalen Vorlieben und Ressourcen angepasst, sodass sich die Menüs der einzelnen Filialen erheblich voneinander unterscheiden können. Es ist also eine Glokalisierung zu beobachten.
Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht geschildert:
Komisches Klo
Als die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen (darunter auch mein Großvater), waren sie über die deutschen Toiletten verwundert. Unsere Großväter kannten nur die so genannten „alaturka Toiletten“, die auf gleicher Ebene mit dem Boden sind. Sie setzten sich also nicht auf die Toilette, sondern stiegen stattdessen mit ihren Schuhen auf die Toilettenschüssel und hockten sich darauf.