Wer weit genug reist, entdeckt eine neue Welt. Weltraumfahrer wissen das zu gut. Aber: Gilt das auch für Ethnologen? Die Geschichte der Ethnologie zeigt, dass man das zumindest einmal glaubte. Bongo Bongoismus wird das Phänomen genannt, möglichst exotische Kulturen zu entdecken und damit wissenschaftlichen Ruhm zu erlangen.
In einem Interview mit der ZEIT erklärt der Ethnologe Prof. Dr. Christoph Antweiler den Begriff Bongo-Bongoismus so: „Auch ich bin als Relativist in der Ethnologie groß geworden. Da galt es als besondere wissenschaftliche Leistung, nachzuweisen, dass irgendetwas, das wir für selbstverständlich halten, nicht beim Volk der Bongo Bongo vorkommt. In Fachkreisen spricht man von »Bongo-Bongoismus«. Ein überzogener Relativismus ist heute leider der Mainstream in den Kulturwissenschaften.“
Als Kontrastbegriff kann der sog. Adamismus genannt werden. Damit ist die (v. a. religiöse) Vorstellung gemeint, dass alle Menschen einen (göttlichen) Ursprung haben (Adam/Eva) und sich daher grundsätzlich sehr ähnlich sind. Antweiler verwendet dafür den Begriff Universalien.
Literatur
Antweiler, Christoph (2009): Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. 1. Aufl. Hamburg: Murmann.
Antweiler, Christoph (2009): Interview mit Christoph Antweiler.