Die Soziologin Dr. Nina Clara Tiesler sagt, dass einem erst klar wird, was die eigene Kultur ausmacht, wenn man sich aus der Region, in der man sonst lebt, fortbewegt. Kultur entstehe sogar nur durch die Begegnung mit dem ‚Fremden‘. Die deutsche Kultur sei, wie jede andere Kultur auch, eine sehr ethnoheterogene, diverse und dynamische Kultur. Es gebe keine reinen „Monokulturen“, allenfalls im botanischen Bereich. Auch das ‚erfundene‘ italienische Essen sei in Wahrheit deutsches Essen. Tiesler meint, dass die Kultur einer Gesellschaft durch die Gesellschaftsmitglieder gemacht und nur ansatzweise definierbar sei, wenn man sich auf eine bestimmte Epoche bezieht, sie also synchron betrachtet. Werde Unterrichtsmaterial realitätsnah an Alltagsbeispielen gestaltet, könne durchaus vermittelt werden, was hier in Deutschland an Alltagskultur milieuspezifisch im Vordergrund steht. Bei gut gemeinten interkulturellen Konzepten sei hingegen Vorsicht geboten. Kinder mit Migrationshintergrund dürften im schulischen Kontext nicht zu stereotypischen Repräsentanten anderer Kulturen gemacht und auf das reduziert werden, was sie selbst nur aus Erzählungen ihrer Großeltern kennen. Sie und generell jeder Mensch besitze etwas Interkulturelles in sich und gehöre einer Vielzahl sozialer Kreise an (Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, Gemeinde, Sportverein, …). An den Schnittmengen dieser sozialen Kreise entstehe Individualität.
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Hyperkultuell:Was zeichnet denn für Sie die deutsche Kultur aus?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Das wird einem ja erst klar, wenn man sich aus der Region fortbewegt, in der man sonst eingebettet lebt und das ging mir während eines dreizehnjähriges Auslandsaufenthaltes so – da habe ich dann schon gemerkt, dass das, was vielleicht andere eine deutsche Kultur nennen würden, für mich doch eine sehr ethnoheterogene Kultur ist – also eine sehr diverse Kultur. Ich komme ja aus der Migrationsforschung, das heißt ich habe das nicht nur autoethnografisch durch meine eigene Biografie mal beobachten können oder am eigenen Leibe erlebt, sondern habe natürlich mit vielen Menschen gearbeitet, die auch über Grenzen hinweg mobil waren. Die sich auch mal hier, mal dort angesiedelt haben und auch überall aktiv an der Gesellschaft teilgehabt, also partizipiert, haben. Ich finde, man sieht das sehr gut am Beispiel von Kulinarien, also dem Essen. Das ist so alt wie die Migrationsforschung, dass gerade kulinarische Güter – Geschmäcker, dass die mitreisen, dass die ganz viel am Wohlbefinden teilhaben. Essverhalten wird ja sehr frühkindlich geprägt und damit lässt sich das auch begründen. „Liebe geht durch den Magen“ kommt ja auch nicht von ungefähr. Und für Menschen mit Migrationserfahrungen ist das von Bedeutung – die Gerüche, die Geschmäcker, alles, was sie an den verlassenen Kontext erinnert, das wird vermisst. Das wird dann versucht zu reproduzieren. Dann natürlich nicht mit den richtigen Zutaten oder Inhaltsstoffen. Diese ganze Logistik, die mit mobilen Menschen auch mobile kulinarische Märkte angeht. Das sehen sie ja in jeder Stadt. Hier in Linden-Süd kann man in einem spanischen Laden spanische und portugiesische Zutaten und Spezialitäten kaufen. Eine goldene Regel in der Migrationsforschung ist, dass das, was als authentisch für die sogenannte Herkunftskultur im diasporischen Kontext neu erfunden wird, das ist tatsächlich immer eine Erfindung. Jedes Gedächtnis ist selektiv und insofern auch die Auswahl. Und da kommen dann auch die ganz persönlichen Geschmäcker zum Tragen. Ich glaube, ich war nicht die einzige Mutter, die ihren Kindern nun eine sehr, vielleicht in den Augen anderer, ausgefallene Version von deutscher Kultur und deutschem Essen präsentiert hat, weil ich das vermisst habe. Das war nun nicht das deutsche Vollkornbrot, sondern gute Pasta und würziger Döner. Das war ja das, womit ich in Deutschland kulinarisch geprägt wurde. Und das habe ich da, wo ich im Ausland war, vermisst. Da gab‘s nun eben keine italienischen und türkischen Einwanderer – d.h. ich hatte keinen Döner und keine Pasta an jeder Ecke. Ich vermisste also deutsches Essen und zu deutschem Essen gehörte erfundenes italienisches Essen – was ja aber sehr deutsch ist. Das wurde ja von Italienern, die hier in Deutschland lebten und hier eine konkrete gesellschaftliche Erfahrung gemacht haben, erfunden. Das meine ich auch mit ethnoheterogen – wenn man in Hannover italienisch essen geht, dann ist es deutsch-italienisches Essen. Wenn man in Brasilien italienisch essen geht, dann ist das brasilianisch-italienisches Essen. In Italien kann man auch deutsch-italienisch essen gehen, nämlich genau an den Urlaubsorten, wo besonders viele Deutsche hinreisen. Also für mich gibt es keine deutsche Kultur. Man braucht einen sehr dynamischen Kulturbegriff, damit man da nicht in eine Sackgasse läuft. Kultur bedeutet ja auch nicht immer nur die Hochkultur, sondern für mich, als Anthropologin und Soziologin, natürlich auch sowas wie Popular Culture und Alltagskultur, wo eben auch Gastronomie und Kulinarisches, überhaupt Geschmäcker, eine große Rolle spielen. Es sind keine feststehenden Entitäten. Das macht ja auch diese Wahlkampf-Slogans gewisser Parteien zu einer kolossal frappanten Ideologie, wenn von einer Leitkultur gesprochen wird. Als würde sich das nicht verändern, das stimmt ja gar nicht: Die Kultur einer Gesellschaft wird durch die Gesellschaftsmitglieder gemacht. Das ist in einem Klassenzimmer so und ich würde mal sagen, dass das besonders plastisch in der Figur der Migrantinnen und Migranten wird – aber nicht nur. Man muss nicht selber gewandert sein, damit man etwas von der Diversifizierung, den eigenen kulturellen Präferenzen und Bräuchen spürt. Wie viele, die nie gewandert sind, haben das auch? Und auch Bedürfnisse von Individuen sind immer gesellschaftlich produziert und konstruiert. Und wo ich im Ausland war, wollte ich meinen Kindern irgendetwas von deutscher Kultur mit auf den Weg geben – das ging von Vollkornbrot über Pasta. Wir waren tatsächlich in einem katholischen Land und da habe ich dann auch gemerkt, wie unsere Oster- und Adventsbräuche angesehen wurden: Das galt da alles als Paranoismus – das ist ja alles gar nicht katholisch. Ist es ja auch nicht. So Ostereier bemalen oder einen Adventskranz, das fanden die da ganz mystisch und ganz abweichend von der katholischen Lehre.
Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Was halte ich für deutsche Kultur? Das muss man ja erst einmal auf eine bestimmte Epoche beziehen. Das kann man nicht ahistorisch beantworten. Wenn ich mir das Hier und Jetzt in Deutschland angucke, bin ich schon sehr viel begeisterungsfähiger, als wenn ich jetzt auf die Adenauer-Zeit gucken würde. Und wer das noch nicht verstanden hat, der läuft der sozialen Realität hinterher. Nochmal zu den Kulinaria: Was migrationserfahrene Menschen in einer diasporischen Situation als authentische Herkunftskultur nacherfinden, rekonstruieren, das haben wir in der Forschung rausgefunden, das ist ganz, ganz stark von dem spezifisch-historischen Kontext abhängig, in dem sie sich befinden. Leute aus dem gleichen Dorf in Süd-Ost-Anatolien entwickeln als ihre sogenannte authentische Herkunftskultur in Berlin Wedding ganz andere Rituale und Präferenzen in der Alltagskultur als in einem kleinen Ort in Frankreich oder Dänemark.
Also: Der Einfluss der direkten Umgebung spielt mit rein. Ich nenne das auch Ethnoheterogense – also die Genese von Ethnoheterogenität. Ethnizität ist eben immer etwas Heterogenes. Die Leute begreifen sich ja auch erst als türkisch oder wie auch immer, sobald sie die Kultur verlassen haben – und nicht vorher. Das sind also immer regionale Bezüge und erst mit der Erfahrung in der deutschen Gesellschaft werden sie zu Türken und nicht zu Süd-Ost-Anatolen, Kurden, Jesiden und so weiter. Und sobald sie dann einmal in die Türkei zurückfahren: Wie werden die dann begrüßt? „Ach, Die Deutschen kommen“ – Sie werden nur in dem Moment türkisch, in dem sie auch deutsch werden. Und das meine ich mit Ethnoheterogenese. Bei Ethnizität wird immer so eine Homogenität, Homogenisierung überbetont, auf ganz fatal essentialistische Weise. Und dabei ist Ethnizität nun etwas, das in interkulturelle Fragen ganz stark mit reinspielt: Welches Konzept von Ethnizität habe ich eigentlich? Da wird diese Heterogenisierung unterschlagen. Ethnizität ist auch etwas Prozesshaftes – also Ethnoheterogenese ist die Prozesskategorie von Ethnizität. Und das ist situativ, also es kommt immer auf die Situation an: „Was ist hier überhaupt möglich? Krieg ich überhaupt das und das Olivenöl? Naja, sonst muss ich eben improvisieren“ – und schon wird’s irgendwie anders. Es ist aber auch relational, zum Beispiel machen Portugiesen hier in Hannover mit den Spaniern die ganzen Läden zusammen – das wäre in Portugal undenkbar: Spanier und Portugiesen machen irgendwas zusammen? Um Gottes Willen! Das ist ja in Hamburg auch wieder anders: Da sind ja genug Portugiesen, da machen die überhaupt keine gemeinsame Sache mit Spaniern. Und hier liest man in den portugiesischen Speisekarten anstatt „Entradas“ dann „Tapas“, was nun sowas von spanisch ist.
Kultur ist ein dynamischer Begriff, eine Prozesskategorie. Genauso wie Gesellschaft. Deshalb spricht man ja auch von Vergesellschaftung und nicht von Gesellschaft. Das sind alles Prozesse. Genauso Ethnizität: Es ist situativ, es ist relational. Welche Beziehung habe ich zu anderen gesellschaftlichen Mehrheiten und Minderheiten, die das beeinflussen? Und es ist historisch kontingent, also historischen Zufälligkeiten unterworfen. Wenn da irgendeiner Lust hat, jede Woche zwischen Izmir und Hannover hin und her zu fahren – dann haben wir auch alle Zutaten. Und so entwickelt sich dann irgendwie plötzlich Kultur. Sowas muss man anerkennen. Ich, als Anthropologin und Soziologin, gucke ja auch nicht auf bestimmte, schon in vielen Kalendern in Stein gemeißelte Daten von historischen Ereignissen. Ich gucke auf Prozesse – also werde ich Ihnen in einem Jahr wahrscheinlich auch die anfangs gestellte Frage anders beantworten.
Hyperkulturell: Auf jeden Fall sehr interessant. Vermittelt denn der Deutschunterricht die deutsche Kultur?
Der letzte Deutschunterricht ist bei mir nun ein bisschen länger her. Aber ich habe es oft bei meinen Kindern ein wenig mitbekommen. Also in der Grundschule wird ja fast nur Sprache vermittelt, erstmal. Nun ist es an der Grundschule meines jüngeren Kinders so – es ist keine Privatschule, es kostet kein Schulgeld. Aber In Niedersachsen hat ja jedes Kind Anrecht auf muttersprachlichen Unterricht. Meine Kinder haben ja nun auch einen Migrationshintergrund. An dieser Schule gibt es spanisch, italienisch, portugiesisch, kroatisch, polnisch und griechisch. In der Klasse meines Kindes sind nur drei einsprachige Kinder. Also nur drei sogenannte Bio-Deutsche. Die anderen haben alle Großeltern mit anderen Wurzeln. Insofern ist dort Zweisprachigkeit Normalität. Und die, die einsprachig sind, die machen dann ab der ersten Klasse bei italienisch oder spanisch mit. Aber ich glaube, in der Grundschule, da geht es wirklich erst mal um das Lesen- und Schreiben-Lernen. Und was ich bei der weiterführenden Schule beim großen Kind mitbekomme: Ich finde es schön, wenn man im Unterricht mit Alltagsbeispielen arbeitet. Oder wenn man, ich will nicht ahistorisch denken – Ich finde es schon schön, wenn ich merke, dass meine Kinder die gleichen Gedichte auswendig lernen, die ich auch gelernt habe. Dann kann ich mit denen generationsübergreifend darüber reden. Und was mich nämlich interessiert ist, wo dockt das bei dir an? Welche Assoziationen, oder Assoziationsketten, begleiten einen dabei? Zum Beispiel bei dem Weihnachtsgedicht von Josef von Eichendorff. Und ob das dann bei meinem Kind die gleichen Assoziationen sind wie bei mir, weil die ja anders aufgewachsen sind, im Ausland. Das ist immer ganz spannend.
Ich glaube aber, dass heutzutage im Unterricht auch viel aus dem Alltag hier und jetzt einfließt. Das sehe ich auch in den Dialogen in dem Sprachlernbuch, wie die da aufgezogen sind. Und wenn Sie sich auch mal die Bildchen darin angucken – da sind endlich mal nicht mehr alle weiß, die auf diesen Bildern gemalt sind! Was ja schon wirklich unzulänglich war, als Unterrichtsmaterial, also so unrealistisch! Wobei, als wir hier in Deutschland vor fünf Jahren angekommen sind, da war eines meiner Kinder 12 und war wirklich schockiert, dass das hier alles so ‚weiß‘ ist. Also wir kamen aus einer Gesellschaft, die eine Kolonialgeschichte hatte und die war noch ein bisschen ‚bunter‘. Also hier ist es eher ‚weiß‘ – auch die Einwanderer.
Ich kann es schlecht beurteilen. Ich kann mich an meinen Deutschunterricht schlecht erinnern. Aber sobald da das Arbeitsmaterial realitätsnah, aus dem Hier und Jetzt aufgezogen wird, dann finde ich, dann wird da schon vermittelt, was hier an Alltagskultur sehr milieuspezifisch im Vordergrund steht. Und dann spielt da auch hoffentlich das rein, was ich mir unter einer ethnoheterogenen Kultur vorstelle. Aber ihre Frage zielt ja auf sowas, wie sich manche Parteien eine deutsche Leitkultur vorstellen. Das erschließt sich mir ja gar nicht, also da kann ich gar nicht drauf antworten – das ist mir gar nicht klar, was so etwas sein soll.
Hyperkulturell: Denken Sie denn, dass das interkulturelle Lernen im Deutschunterricht überhaupt möglich ist?
Etwas anderes ist gar nicht möglich! Es sei denn, Sie gehen auf irgendeine ganz weiße, teure Privatschule. Also das halte ich für absolut unrealistisch, dass irgendeine Lernform heutzutage, egal für welche Alters- oder Bildungsstufe nicht automatisch interkulturell läuft. Wenn wirklich die Lernenden auch durch aktivierende Methoden einbezogen und einfach als Individuen wahrgenommen werden und etwas mit einbringen dürfen. Und wenn die subjektiven Erfahrungen von Lernenden mit einbezogen werden, sodass die Lernenden dort abgeholt werden. Sie können 15 Menschen die gleiche Information reichen als ein Puzzlestück. Es wird bei jedem irgendwo anders hingelegt werden – je nachdem, wo noch freie Felder sind, wo es überhaupt andocken kann. Und wenn man das ernst nimmt, didaktisch, dann ist jede Lernform irgendwo heutzutage interkulturell.
Hyperkulturell: Wie könnte das konkret aussehen im Deutschunterricht? Wie kann man interkulturelles Lernen, genauer gesagt interkulturelle Kompetenz, vermitteln?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Ich kann das jetzt nicht spezifisch für den Deutschunterricht sagen. Wir hatten ja aber schon festgestellt, dass Kultur etwas ganz Dynamisches ist. Also nicht etwas, was ein Kind, das hier geboren ist, oder gerade mal 4 Jahre alt war, als es herkam, in sich hat. Dieser kleine Mensch trägt ja nicht irgendeine unveränderbare Kultur seiner Großeltern in sich und um sich herum. Das ist ja eine ganz essentialistische Vorstellung, wo schon Multikulturalismus-Politike den Karren zwar erst mal aus dem Dreck gezogen, aber dann voll an die Wand gefahren haben. Also was da in den 80er oder 90er Jahren an Multikulturalismus-Politiken lief, auch in den Schulen, ist verheerend. Ich kenne das aus England zum Beispiel: Da wurden dann muslimische Kinder vom Kunstunterricht ausgeschlossen, weil diese ‚halbgebildeten‘ Lehrer und Verantwortlichen für die Curricula allen Ernstes meinten „Ja, ich habe mich ja jetzt informiert, im Islam gibt es ja ein Bilderverbot und dann kriegt das Kind ja Ärger mit den Eltern, wenn es hier mitmalen darf“. Dann haben sie so die Kinder ausgeschlossen. Also das meine ich mit „den Karren an die Wand fahren“ – also in so einer Geste: Wir sind die Good-Doers und die toleranten Multikultis.
Was da passiert ist, ist, dass die Kultur von jungen Menschen nur auf das reduziert wurde, was sie nur aus den Erzählungen der Großeltern und von Schwarz-Weiß-Fotos kennen, wo sie selber nie gesellschaftliche Erfahrungen, dieses angeblichen gesellschaftlichen Kulturkreises, gesammelt haben. Es wird ihnen absolut unterschlagen, dass die einfach Mitglieder in der deutschen Gesellschaft sind – Staatbürgerschaft hin oder her. Wenn man das jetzt staatbürgerschaftlich argumentiert, dann würde man jetzt gucken: Ok, haben sie die deutsche Staatsbürgerschaft, sind das Deutsche? Das ist mir egal! Die sind Teil der deutschen Gesellschaft. Die nehmen hier teil, die bringen was mit ein. Denen kann man doch nicht unterstellen, dass sie in einem kulturellen Kokon von Herkunfts-Imaginarien verhaftet sind. Damit nehme ich ihnen die Chance. Wenn das ein Prinzip interkulturellen Lernens sein soll: Dass der, dessen Eltern aus Syrien kommen, in der Schule etwas aus Syrien mitbringen soll. Was für ein Quatsch! Der will vielleicht irgendeinen Hip-Hop Song, einen englischen, mitbringen. Aber doch nicht sowas. Oder jemand von Kap Verde kommt – und alle sollen mal ein für die Kultur typisches Lied mitbringen – da wird den Deutschen dann erlaubt, einen amerikanischen Gospel zu singen und die Kinder mit Migrationshintergrund, sollten sie aus der Karibik oder Afrika kommen, sollen einen Baströckchen-Tanz machen. Um das mal ganz mies aufzuzeigen, an empirischen Beispielen, die ich mit eigenen Augen gesehen habe. Diese Kinder, wenn die zum Beispiel in Linden-Mitte wohnen und aufwachsen – die sind doch nicht anders als die Bio-Deutschen-Kinder: Die spielen im selben Fußballverein, die gucken die gleichen Youtuber. Oder glauben Sie, die gucken Youtube auf Arabisch? Glaube ich nicht! Die wollen sich ja auch austauschen, die reden über dieselben Themen. Die haben vielleicht, was die private Alltagskultur zu Hause angeht, Unterschiede. Aber die ist ja auch anders zwischen mir und meinem Nachbarn. Das finde ich fatal. Die sollen mal ihr Lieblingsrezept mitbringen. Aber dann soll ihnen wirklich gesagt werden: „Wenn wir hier jetzt kochen könnten, worauf hast du Appetit?“ Und wenn die dann sagen „Fischstäbchen“, dann sind es eben Fischstäbchen. „Wie? Ihr kocht doch bestimmt Couscous?“ – Also die werden auch von Lehrern ganz doll essentialisiert. Und was verwehrt man ihnen dadurch? Dass sie genauso sein dürfen, wie die anderen. „Nein, ihr sollt für immer anders bleiben.“ So ein Quatsch! Also Vorsicht mit so gut gemeinten interkulturellen Konzepten. Das sind ethnoheterogene Gesamtkulturen in so einem Klassenzimmer. Das ist ja dann auch eine Eigendynamik, das Klassenzimmer.
Hyperkulturell: Jetzt haben sie auch schon zum Teil konkrete Probleme genannt, die auch bei der Kompetenz im Deutschunterricht auftreten können. Sehen Sie denn auch Chancen auf der anderen Seite?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Also ich muss das noch mal deutlich machen: Ich sehe eindeutig keine Chance darin, wenn Aische vor die Klasse gezerrt wird und die Aufgabe bekommt: „Erzähl uns doch mal, wie das in deiner Kultur so ist.“ Und besonders, wenn dann Kinder und Jugendliche zu Repräsentanten einer durch den Fremden rekonstruierten Kultur gemacht werden. Und gerade das in einem schulischen Kontext. Vielleicht will Aische ja gar nicht im Rahmen aller Muslime sprechen und vielleicht will Aische auch gar nicht über das Dorf ihrer Ur-Großeltern in Süd-Ost-Anatolien reden, das sie nur drei Mal gesehen hat.
Ich arbeite ja viel mit Muslimen und Muslima zusammen und das schon seit 1990. Gerade die Erfahrungen von Schülern sind furchtbar. Wie dann in der Geste des Good-Doings die Kinder in etwas reingepresst werden, was überhaupt nichts mit ihrem Selbstverständnis zu tun hat. Das hat nichts mit ihrem Selbstverständnis zu tun! Und sie sollen dann immer am besten im Namen des Islam irgendwas sagen: „Erklär uns doch mal, warum du ein Kopftuch trägst!“. Anstatt mal sowas zu sagen wie: „Oh du hast ja ein neues Kopftuch, das ist ja hübsch, war das ein Geburtstagsgeschenk?“ Sowas kann man ja mal sagen, um die auch ein bisschen anzuerkennen – auch in ihrem leichten Anderssein. Aber diese Überbetonung, dass sie anders sind – das finde ich ganz fatal! Als wären die dazu da: „Wir haben hier was Fremdes und was Anderes und das muss auch für immer das Fremde und Andere bleiben.“ – Finde ich furchtbar! Furchtbar. Und ich glaube, dass jeder, der heutzutage in einem Klassenzimmer sitzt, in sich etwas Interkulturelles repräsentiert. Und zwar der, der Wandungserfahrung in der Familienbiografie hat – wahrscheinlich auch keine eigene. Genauso wie der, wo die Familie immer hocken geblieben ist, immer am selben Ort war. Das ist ja nicht so, dass nur die einen Erfahrungen mit der Fremdheit oder dem Unbekannten machen und es dann kennenlernen – das machen ja alle. Und das, was die einen mit einbringen, ist bei den anderen schon integriert und zwar bei der autochthonen sogenannten Bevölkerung – genauso wie bei denen, die erstmal ja erst nur visuell oder durch die Sprache als anders markiert werden. Und ich sage Ihnen, eine Begegnung mit einem Unbekannten oder Fremden, dazu bräuchte man in Deutschland überhaupt gar keine Menschen mit Wanderungserfahrung, dazu müsste man nur zwischen den verschiedenen Milieus hin und her wandern und dann hat man Erfahrungen mit dem Unbekannten und dem Fremden. Das wäre auch eine interkulturelle Arbeit – zwischen verschiedenen Klassen, Milieus und Bildungsständen und welche Familie welchen sozioökonomischen Background hat.
Hyperkulturell: Können Sie noch mal sagen, wie man das trotzdem geschickt hinbekommt, dass es nicht zu Vorurteilen und Stereotypen kommt, sondern dass es zur Angleichung kommt? Dass man erkennt, dass jeder Schüler und jede Schülerin dann quasi Teil einer Kultur ist?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Die sind alle ein Teil derselben Kultur, weil sie nämlich hier und jetzt in diesem Klassenzimmer sitzen und dann würde ich mal niemanden anders machen. Also, es ist ja so: Ein ganz häufiger Fehler, der leider auch bei den edukatorischen Mittelschichten auftritt – und da sind ja nun Lehrer das prominenteste Beispiel von den edukatorischen Mittelschichten, was bedeuten soll: Sie wurden ausgebildet und bilden aus. Eine Schlüsselfunktion, wie Gesellschaft gebildet wird, liegt bei den edukatorischen Mittelschichten. Und ich höre das auch immer von anderen Eltern, die jetzt auch über weiterführende Schulen nachdenken, wonach auch so in meinem Milieu versucht wird, zu beurteilen oder zu klassifizieren: Inwieweit sind da Strukturen gegeben, an einer IGS, an einem Gymnasium, an der Oberstufe, die garantieren können, dass mein Kind individuell wahrgenommen wird? Und ich glaube, jeder in diesem Klassenzimmer gehört einer Vielzahl sozialer Kreise an. Ethnizität oder ethnische Mitgliedschaftskonfiguration sind ja nur ein Beispiel von Mitgliedschaft und nicht alle. Also welchen sozialen Kreisen gehören denn diese Kinder und Jugendlichen an?
Die kleinste überindividuelle Einheit ist die Familie. Aber da geht das ja schon los: Dann gibt es noch Kindergartenfreunde, dann gibt es vielleicht irgendeine Gemeinde, da gibt’s irgendeinen Sportverein, da gibt es eine Musikschule, da gibt es einen Tanzkurs oder auch die Nachbarschaft. Also die gehen noch nicht mal alle auf die gleiche Schule, sondern spielen dann nachmittags zusammen und so. Das ist ja bei Erwachsenen noch multiplexer, aber bei Kindern ist das auch schon so. Die Kinder aus getrennten Familien zum Beispiel: Da ist die neue Familie von Papa und von Mama. Das heißt: Jeder von uns, schon im jungen Alter, gehört verschiedenen sozialen Kreisen an, wovon meine sogenannte ethnische Gemeinschaft, ob ich mich nun dazugehörig fühle, sei dahingestellt, nur eine ist und auch nur eine Mitgliedschaftsoption. Zum Beispiel gibt es, was Ethnizität angeht, auch in der gleichen Person zum gleichen Zeitpunkt verschiedene Optionen. Und nicht jeder soziale Kreis ist nun ethnisch definiert. In der Schnittmenge dieser sozialen Kreise – da entsteht Individualität.
Das heißt: Ich stehe im Klassenzimmer einer Front von Individuen gegenüber. Also wenn ich das erkennen kann… Das braucht natürlich. Ich habe wirklich ein Herz für Lehrer. Die haben meistens nicht die besten strukturellen Grundbedingungen. Ich stelle mir das irrsinnig anstrengend vor. Meine Kinder haben ja schon Abitur, da kann man ja immerhin schon an bestimmte Dinge appellieren. Da können die Lehrer ja nichts für, wenn da die Grundbedingungen nicht stimmen, sodass ich meine Schüler nicht individuell wahrnehmen kann. Und sobald aber das gegeben ist, dann spielt das auch alles keine Rolle mehr. Wenn niemand sich in eine Ecke gedrängt fühlt oder zum Repräsentanten für irgendwas gemacht wird, (Beispiel Aische) das ist für sie vielleicht der hinterste soziale Kreis, der für sie irgendwann mal, einmal im Jahr, in den Ferien, eine Rolle spielt. Aber über den wird sie dann zentral wahrgenommen und da gibt’s dann eine Isomorphie und da gibt’s bestimmte Logiken und die entsprechen genau der Logik von Rassismus. Auch wenn es ganz gut gemeint ist, gerade das Interkulturelle.
Hyperkulturell: Ich habe jetzt noch mal was ganz Anderes, beziehungsweise etwas, das konkreter wird, etwas Didaktisches. Das ist ein Zitat von Hans Reich: „So finden sich denn auch unter den Bemühungen um eine Interkulturalisierung immer wieder gutgemeinte Vorschläge, die doch bitteschön auch ‚das Ausländerproblem‘, oder bitteschön auch ‚die Herkunftsländer‘ zum Gegenstand gemacht haben möchten, oder dazu auffordern, Texte ‚aus anderen Sprachen und Kulturen‘ mit heranzuziehen. Solange aber nicht erkennbar wird, zu welchen sprachdidaktischen Zwecken das geschehen soll oder welchen Mehrwert eine multikulturelle Arbeit gegenüber einer monokulturellen erbringt, bleiben solche Aufforderungen ziemlich haltlos.“ (Reich 2000: 242) Und jetzt ist meine Frage: Wie stehen zu Zitaten wie diesem?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Ja, halte ich für totalen Quatsch! Also das ist für mich genau die Art von essenziell rassistisch angehauchtem Bullshit, der nun leider da offensichtlich Gehör findet. Das fängt schon damit an, dass jemand von „Monokultur“ spricht – dann finde ich es schwierig, dem Rest des Arguments zu folgen. Was ist denn bitte eine Monokultur? Wo gibt es die? Können Sie mir mal einen Ort oder einen Zusammenhang sagen, wo irgendwo eine Monokultur vorherrscht? Kultur entsteht ja nur durch die Begegnung mit dem Fremden! Und, um noch mal auf die sozialen Kreise zurück zu kommen: Je mehr sozialen Kreisen die Individuen einer Gesellschaft angehören, desto höher ist der Grad der Kultur, so sagt man. Er hat ja Recht, also es deckt sich ja leider mit einem meiner Argumente, das ich vorhin gebracht habe: Lass die armen Schüler in Ruhe, die müssen jetzt nicht einen arabischen Text mit in die Schule bringen, den sie selber erst gerade versuchen zu lesen. Wie gesagt, das reduziert sie auf etwas, was wahrscheinlich nicht ihrem Selbstverständnis entspricht. Also die Gefahr ist groß, dass sich das nicht irgendwie mit ihrem Selbstverständnis deckt. Aber wenn sie das genauso profilieren, das Anders-Sein, dann kann man sich auch mal fragen: „Hm, woher kommt das denn, dass genau dieses Kind dieses Ticket fahren muss?“ Dieses Ticket: Ich bin anders.
Die werden oftmals erst in der weiterführenden Schule so anders – weil sie nicht mehr individuell wahrgenommen werden oder weil ihnen die ganze Grundschulzeit erzählt wurde: „Du bist anders!“ Die wenden das dann auch ins Positive: „Ok, was kann denn jetzt noch alles an mir anders sein, damit ich was Besonderes werde, ein Individuum sein kann?“ Als Individuum werden sie nämlich nicht wahrgenommen, so lange sie denen, die nur anders aussehen, eigentlich ähnlich sind von ihren Bedürfnisstrukturen her. Nee, also wenn jemand schon von Monokultur spricht. In der Botanik können wir von Monokultur sprechen. Aber in der Gesellschaft? Tut mir leid!
Hyperkulturell: Ich habe noch mal ein Zitat mitgebracht. Das ist dieses Mal von Wittgenstein.
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Das klingt schon nach mehr Hoffnung, dass es auf meinen Geschmack trifft!
Hyperkulturell: Also es lautet: „Die Grenzen meiner Sprachen bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Wie stehen Sie nun dazu?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Das kann ich Ihnen beidhändig unterschreiben. Was ja oft an den Kindern gar nicht wahrgenommen wird, ist, dass natürlich – wer mehr Sprachen spricht, der hat größere Horizonte und da sind Grenzzonen niedriger als für andere, mit offenen Augen und Ohren andere Dinge wahrnehmen zu können. Das sind schon weitere Horizonte. Die sind ja auch oft reiseerfahrener, die Kinder. Und wer zweisprachig aufwächst, da habe ich mich auch mal für interessiert, weil es meinen Kindern genauso geht, bei dem werden irgendwelche Synapsen früher verbunden. Ich kenne mich da jetzt nicht mit aus, ich kann ihnen das jetzt nicht als Wissenschaftlerin erklären, nur als Mutter. Ich sehe das schon, wenn das Aufwachsen bilingual von statten geht. Die erkannten schon mit 2 Jahren, wer Englisch, wer Französisch gesprochen hat, obwohl das nun nicht die Sprachen waren, die sie selber konnten. Oder die haben wenig Akzent im Englischen und die kommen mit einem Sozialkapital daher. Und wissen Sie, das Perfide und Bigotte an der deutschen Gesellschaft ist, dass es immer Hierarchien zwischen Herkunfts- und Ankunftsland gibt. Und je nachdem, welches wirtschaftlich stärker ist, so werden auch die Migrantinnen und Migranten klassifiziert. In der Gesellschaft, wo ich lebte, als Deutsche, da war ich keine Migrantin. Ich war Expat, Expatriot. Ich wurde nicht Migrantin genannt, denn ich kam aus dem großen reichen Deutschland. Das hatte sowas Kolonisatorisches. Aber wenn man aus dem Land hierherkommt, dann ist man Migrant. Und wissen Sie, wenn hier irgendwelche Kinder herkommen, dann kommen die aus einem Krisengebiet. Das hat nichts damit zu tun, wie da die wirtschaftlichen Entwicklungen sind und das sollte nicht in Anschlag gebracht werden. Geflüchtete Menschen werden hier immer wie die Unterschicht dargestellt – das stimmt aber gar nicht. Das heißt: Was unterschlagen wird, nur weil mal ein Kind anders aussieht oder mal einen Akzent im Deutschen hat, weil es das erst seit einem Jahr lernt, dann ist das so das soziale Kapital, das sie in sich tragen – allein schon durch Zweisprachigkeit in dem Alter. Das wird schon, man muss denen nur ein bisschen Zeit geben! Und man muss besonders von dem eigenen hohen Ross runterkommen: „Der Flüchtling hat ‚Nein‘ gesagt.“ „Um Gottes Willen. Nein gesagt zu dem Angebot? Das ist ja ehrenamtlich und umsonst. Der hat Nein gesagt?“ Lass doch mal die armen Geflüchteten in Ruhe. Lass doch mal die Kinder einfach Kinder sein – und nicht Migrantenkinder. Wir lernen nichts und kommen keinen Schritt weiter, wenn wir immer nur auf die Migrantinnen und die Geflüchteten gucken. Weil die, die hier bei uns sind, sind so durch die Bedingungen, die hier herrschen. Natürlich auch durch das, was sie erlebt haben. Aber sie wären in Toronto anders und hätten andere Sorgen als in Hannover. Und das heißt: Wenn wir irgendwas lernen wollen, dann müssen wir auf den gesamtgesellschaftlichen Wandel, auf die Migrationsgesellschaft gucken. Und nicht immer nur auf die armen Migranten und Geflüchteten. Da lernt man nichts. Die sollen mal in Ruhe gelassen werden. Die machen das schon. Also es gibt ja ganz gut arbeitende Behörden, es gibt Hilfestellungen. Ein Glück! Und das ist ja schlecht, dass man das so als fundamentalen Backup braucht. Auch sehr gute ehrenamtliche Arbeit. Und es gibt diese Cafés, auch gerade in Hannover, zum Beispiel da beim Faustgelände. Es kann immer mehr geben. Gerade für die Kinder, für die Schulkinder, müsste da strukturell noch einiges passieren. Für die Lehrer müsste einiges passieren. Aber dann lasst sie doch einfach mal in Ruhe und sie einfach das machen, was die anderen Kinder auch zu machen haben.
Hyperkulturell: Ich habe noch eine allerletzte, abschließende Frage. Wenn man die Kinder jetzt doch nicht in Ruhe lassen möchte als Lehrer. Denken Sie, dass interkulturelles Lernen, also wenn man das irgendwie implizit macht und nicht so explizit, dass es zu Vorurteilen kommt, dann irgendwie als Brücke zwischen den Teildisziplinen im Deutschunterricht gesehen werden kann? Also dass es zwischen der Sprache allgemein und der Literatur geschehen kann?
PD Dr. Nina Clara Tiesler: Ja, bestimmt! Das glaube ich schon. Ich kenne mich ja mit Deutschunterricht, wie gesagt, nicht so aus. Aber es wird ja Grammatik, Orthografie und Syntax und sowas erlernt – das gehört ja zur Sprache? Fragt die Laiin mal gerade so nach. Und Literatur ist dann natürlich die schönere Seite des Deutschunterrichts. Literatur ist immer ganz aufschlussreich. Man kann ja auch auf Deutsch etwas lesen, wo irgendwo die Familienbiografie von wanderungserfahrenen Menschen wiederzufinden ist. Wie viele Autorinnen, gerade Frauen, werden jetzt gerade auf Deutsch veröffentlicht.
Ich finde Kinderbücher immer sehr aufschlussreich. Also gerade Kinderbücher. Da könnte doch jeder losgehen und sagen: „Ja, also wenn ihr noch anderssprachige Kinderbücher habt…“
Die Frage stelle ich dann allen Kindern gleich: „Wir lesen hier das Märchen von XY. Was ist die Moral von der Geschicht?“ Also das Gute siegt ja am Ende und das Böse wird überwunden. Man könnte sagen: „Bringt mal von Zuhause eine Geschichte mit, wo das Gute am Ende siegt.“ Kommt aber natürlich auch immer auf die Klassenstufe an. Aber dann schreibt ihnen bitte nicht vor, ob das was Deutsches oder Englisches oder was Italienisches oder Arabisches ist, was sie mitbringen sollen. „Aber habt ihr vielleicht Zuhause sowas? Oder schaut mal in der Bibliothek, ob ihr ein Buch oder Märchen findet, das so ähnlich endet.“ – Und das ist ja schon mal eine sehr subjektive Wahrnehmung, was sie da als ähnlich ansehen und mit wem sie sich identifizieren. Völlig egal. Aber so bringt man das dann vielleicht mit rein.
Hyperkulturell: Sehr interessant. Vielen Dank für ihre Antworten.
Hier gibt es ein weiteres spannendes Interview:„Interkulturalität muss in die Curricula der Schulen“