Ist das eine sinnvolle Wertevermittlung? Oder doch einfach nur wahlkampftaktische Symbolpolitik? Die GEW-Vorsitzende, Marlis Tepe, spricht sich klar gegen diesen Vorschlag aus: „Das ist kontraproduktiv, weil die Schülerinnen und Schüler separiert, statt integriert werden.“
Vielmehr stellt sich doch die Frage, ob ein solches Schulfach nicht für alle SchülerInnen verpflichtend angeboten werden sollte. Bislang ist es in Deutschland so, dass ein solcher Unterricht nur als Option vorhanden ist, sofern man das Fach Religion nicht belegen möchte. Muss es eine Entweder-oder-Entscheidung sein? Und wenn nicht, haben wir genug Lehrer, die auf diesen Unterricht vorbereitet wurden?
Nicht selten wird der Werte-Unterricht/Ethik-Unterricht fachfremd unterrichtet. Lange war das Fach aus den Schuldebatten verschwunden, jetzt jedoch scheint es an Relevanz zuzunehmen. Wenn wirklich ein Unterricht stattfinden soll, der SchülerInnen auf die Werte und Normen der Gesellschaft verweisen soll, so braucht es auch Lehrkräfte, die einheitlich darauf vorbereitet werden. Somit hat diese Form des Unterrichts auch eine politische Dimension – das Land muss die angehenden Lehrer auf gesellschaftliche Bedürfnisse schulen.
Weiterhin ergibt sich auch die Frage, ob man von ‚unseren‘ Werten sprechen kann, und von welchen Werten sprechen wir dabei überhaupt? Geht es darum, deutsche Pünktlichkeit zu erlernen, oder um Menschenrechte und Humanismus? Und gilt wirklich, wie bislang unterrichtet, das Christentum als deutscher Wert? Der heutige Werte-Unterricht vermittelt zumindest noch immer eine Lehre, die auf dem Christentum basiert. Ist das noch zeitgemäß oder brauchen wir ein Fach, das alle Religionen und Werte vereint?
Die Debatte, die die CDU ins Rollen gebracht hat, ist längst überfällig. Allerdings braucht es Weitsicht, um einen Unterricht zu gestalten, der für alle SchülerInnen einen Nutzen hat. Wie kann das gelingen?
https://www.zeit.de/freitext/2018/05/09/werteunterricht-schule-gorelik/