Im Deutschunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur den korrekten Gebrauch der Sprache, sondern auch die Vielfalt literarischer Ausdrucksformen. Gedichte nehmen dabei eine besondere Stellung ein, da sie in kompakter Form Emotionen, Bilder und Botschaften transportieren können. Bei der Analyse von Gedichten spielt das Reimschema eine zentrale Rolle. Es dient dazu, die Struktur und den Rhythmus des Gedichts zu erfassen und trägt somit wesentlich zum Verständnis bei. In diesem Text wollen wir uns näher mit dem Reimschema im Deutschunterricht beschäftigen und herausfinden, wie es uns bei der Analyse von Gedichten hilft.
Reimschemata
Der Paarreim, auch Gleich- oder Parallelreim genannt, ist ein Reimschema, bei dem sich jeweils zwei Verszeilen aufeinander reimen. Dabei folgen immer zwei Zeilen mit gleichem Reim abwechselnd aufeinander. Das Reimschema wird oft mit den Buchstaben „aabb“ abgekürzt. Ein Beispiel für einen Paarreim wäre
Die Sonne scheint hell am Himmel (a)
und taucht die Welt in warmes Licht. (a)
Ich spüre, wie die Wärme quillt (b)
und freue mich an diesem Gedicht. (b)
Beispiel aus dem E-Learning-Modul:
Wir fanden das Hotel sehr schnell,
das Zimmer war schön groß und hell,
es lag direkt am Disneypark,
und die Aussicht war echt stark!
(Reise nach Paris – unbekannt)
Beim Kreuzreim, auch Wechselreim genannt, folgt ein perfekter Reim auf einen anderen perfekten Reim, aber nicht in direkter Reihenfolge, sondern in gekreuzter Reihenfolge. Das Reimschema wird oft mit dem Buchstaben „abab“ abgekürzt. Ein Beispiel für einen Kreuzreim wäre
Die Lerche steigt hoch in die Luft (a)
und singt ihr Lied so laut und klar. (b)
Im Wind weht leise durch die Gruft (a)
der Duft der Blumen wunderbar. (b)
Beispiel aus dem E-Learning-Modul:
Wir armen, armen Toren!
Wir irren ja im Graus
Des Dunkels noch verloren –
Du fandst dich längst nach Haus.
(Auf meines Kindes Tod – Joseph von Eichendorff)
Beim umarmenden Reim, auch umschließender Reim oder Derwischreim genannt, reimen sich die ersten und letzten Verse eines Quartetts aufeinander, während die mittleren Verse miteinander einen Reim bilden. Das Reimschema wird oft mit dem Buchstaben „abba“ abgekürzt. Ein Beispiel für einen umarmenden Reim wäre
Das Feuer brennt in dunkler Nacht (a)
und wärmt die Menschen nah und fern. (b)
Der Himmel leuchtet voll Pracht (b)
und lässt die Sterne wie Glas funkeln. (a)
Beispiel aus dem E-Learning-Modul:
Mein Tagwerk ist: im engen Kesselrohr
bei kleinem Glühlicht kniend krumm zu sitzen –
an Nieten hämmernd in der Hitze schwitzen.
Verrußt sind Aug‘ und Haar du Ohr,
(Menschen im Eisen – Heinrich Lersch)
Der Paarreim, der Kreuzreim und der umarmende Reim gehören zu den am häufigsten verwendeten Reimarten in der Lyrik. Sie ermöglichen es, die Verse eines Gedichts oder einer Strophe miteinander zu verbinden und das Gedicht harmonisch klingen zu lassen. Jedes Reimschema hat seine eigene Struktur und Wirkung und kann vom Dichter bewusst gewählt werden, um eine bestimmte Stimmung oder Atmosphäre zu erzeugen.
Verschiedene Reimformen
Der reine Reim ist eine Form des Reims, bei der die betonten Vokale und die nachfolgenden Laute zweier aufeinanderfolgender Wörter völlig identisch sind. Das bedeutet, dass sowohl der Vokal als auch die nachfolgenden Konsonanten in den betreffenden Wörtern übereinstimmen müssen. Ein Beispiel für einen reinen Reim ist das Paar „Haus“ und „Maus“.
Der unreine Reim, auch reiner Stabreim genannt, ist eine Form des Reims, bei der nur die betonten Vokale der beteiligten Wörter wie im Reim klingen müssen, während die nachfolgenden Konsonanten unterschiedlich sein können. Dies ermöglicht ein breiteres Spektrum an Lautkombinationen und eröffnet dem Dichter mehr Möglichkeiten bei der Wortwahl und der Reimdichte. Ein Beispiel für einen unreinen Reim ist das Paar „fragen“ und „tragen“.
Die Assonanz ist eine besondere Art des Reims, bei der die betonten Vokale der beteiligten Wörter ähnlich sind, während die nachfolgenden Konsonanten unterschiedlich sein können. Der Schwerpunkt liegt auf der Wiederholung von Vokallauten, um eine klangliche Harmonie zu erzeugen. Beispiele für Assonanzreime sind „wieder“ und „Liebe“ oder „Rose“ und „loste“.
Im Gegensatz zum reinen und unreinen Reim, bei denen die Klangähnlichkeit sowohl in den Vokalen als auch in den nachfolgenden Konsonanten liegt, konzentriert sich die Assonanz ausschließlich auf die Ähnlichkeit der betonten Vokale. Dies gibt dem Dichter eine größere Freiheit bei der Wortwahl und ermöglicht es ihm, Wörter zu reimen, die sich in der Schreibweise unterscheiden, aber eine ähnliche klangliche Wirkung haben. Assonanzreime werden in der Lyrik häufig verwendet, um einen bestimmten Klang oder eine bestimmte Stimmung zu erzeugen.
Beispiele für Reimschemaanalysen
Der Erlkönig
Das Gedicht „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe ist in vier Strophen zu je vier Versen gegliedert und folgt einem durchgehenden Reimschema. Die Reime werden durch Buchstaben dargestellt, wobei jeder Buchstabe für einen Reim steht.
Die erste Strophe des Gedichts hat das Reimschema abab. Das bedeutet, dass der erste und der dritte Vers sowie der zweite und der vierte Vers einen Reim bilden.
Der zweite Vers hat das Reimschema: ccdc. Der Reim des zweiten Verses wiederholt sich in den beiden folgenden Versen.
Die dritte Strophe hat ein alternierendes Reimschema: eaea. Das bedeutet, dass sich die Reime der Verse abwechseln – der erste und der dritte Vers bilden einen Reim, der zweite und der vierte Vers bilden einen zweiten Reim.
In der letzten Strophe lautet das Reimschema: fgfg. Das bedeutet, dass sich die Reime in den alternierenden Versen wiederholen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Reimschema des Gedichtes „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe wie folgt aussieht:
1. Strophe: abab
2. Strophe: ccdc
3. Strophe: eaea
4. Strophe: fgfg
Mondnacht
Das Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff besteht aus sechs Strophen zu je vier Versen. Es folgt einem durchgehenden Reimschema, das dem Gedicht eine harmonische Struktur verleiht:
1. Strophe:
Die 1. und 3. Zeile reimen sich auf „-ein“ (Sepplhosen-Blütenrein), die 2. und 4. Zeile auf „-ra“ (Jugendjahre – kla)r).
2. Strophe:
Hier reimen sich die 1. und 3. Zeile auf „-en“ (Sterne – Wiesen) und die 2. und 4. Zeile auf „-en“ (Leuchten – Lieder).
3. Strophe:
Die 1. und 3. Zeile reimen sich auf „-ein“ (Tiefe – Waldespein) und die 2. und 4. Zeile auf „-ein“ (Schlummern – wachend).
4. Strophe:
Hier reimen sich die 1. und 3. Zeile auf „-en“ (Lichten – Richten) und die 2. und 4. Zeile auf „-er“ (Riesen – Wiesen).
5. Strophe:
Die 1. und 3. Zeile reimen sich auf „-ein“ (Drüben – hinter dem Gartentor) und die 2. und 4. Zeile auf „-an“ (Wipfeln – Warnen).
6. Strophe:
Hier reimen sich die 1. und 3. Zeile auf „-en“ (Schläfchen – Erken) und die 2. und 4. Zeile auf „-en“ (Segen – übersehen).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Reimschema des Gedichtes „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff wie folgt aussieht:
Strophe 1: aaba
Strophe 2: aabb
Strophe 3: ccdc
Strophe 4: dddb
Strophe 5: eefe
Strophe 6: ggfg
Transkript zum Erklärfilm
Hey, Leute, Alles klar bei euch vorm Bildschirm? Habt ihr euch verirrt oder wollt ihr wirklich was über Reime lernen? Wenn ja, dann seid ihr hier genau richtig. Ihr versteht nicht so ganz, was euer/eure Deutschlehrer/Deutschlehrerin von euch will? Das ist überhaupt nicht schlimm, denn hier lernt ihr, was ein Reimschema ist. Das Reimschema zu bestimmen, ist ein wichtiger Teil jeder Gedichtanalyse. Man nennt sie daher auch Reimfolge. Wichtig ist hierbei meistens der Endreim mehrerer Verse. Wir gucken uns also immer das letzte Wort in jeder Zeile ganz genau an. Zur Erinnerung: Worte reimen sich, wenn sie ab der letzten betonten Silbe gleich klingen. Dann spricht man von einem reinen Reim. Wie zum Beispiel bei den Worten Kuchen und Versuchen. Wenn die Worte allerdings nur ähnlich klingen, spricht man von einem unreinen Reim. Das Wort Stufen klingt beispielsweise nach der letzten betonten Silbe nicht genau wie Kuchen oder Versuchung. Um die verschiedenen Reimschemata zu beschreiben, benutzt man ein Buchstabensystem. Gleiche Buchstaben kennzeichnen Versendungen, die sich reimen. Den Reim Wind auf Kind markieren wir hierbei mit den A‘s neben den Versen. Den Reim Arm auf, warm mit den B‘s. So sind die Reime schön übersichtlich gekennzeichnet. Es gibt viele verschiedene Reimschemata. Wir gucken uns heute drei Varianten an, die besonders häufig vorkommen den Paarreim, den Kreuzreim und den umarmenden Reimen. In diesem Beispiel reimen sich jeweils zwei Verse hintereinander. Sie stehen in Paaren zusammen. Man spricht von einem Paarreim. Hierzu gibt es eine kleine Aufgabe. Welche dieser Strophen hat das Reimschema Paarreim? Klicke die richtige Strophe an! Bei unserem nächsten Beispiel wechseln sich die Reime ab. Dieses Reimschema nennt man Kreuzreim. Auch für dieses Reimschema haben wir eine Aufgabe. Welche dieser Strophen zeigt den Kreuzreim? In unserem letzten Beispiel steht ein Paar, in der Mitte die Verse vor und nach diesem Paar reimen sich auch. Sie umarmenden Reim in der Mitte. Darum nennt man dieses Schema umarmenden Reim. Außerdem kann man das Reimschema umschließenden oder umfassenden Reim nennen. Zu guter Letzt haben wir auch hier eine Aufgabe für euch. Gleiches Vorgehen. Welche Strophe zeigt den umarmenden Reim? Habt ihr bis hierhin alles verstanden? Ich hoffe doch. Wenn ihr es aber nicht verstanden habt, könnt ihr gerne hier unter diesem Button einmal zu dem Kapitel zurückspringen, was ihr noch nicht verstanden habt.
Solltet ihr alles verstanden haben, gar kein Problem, dann könnt ihr hier einmal die Aufgaben lösen. Und zum Schluss will ich mich einmal herzlich dafür bedanken, dass ihr heute dabei gewesen seid. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe euch auch. Außerdem hoffe ich, dass ihr was gelernt habt. Bis zum nächsten Mal. Wir hören voneinander.