Märchen sind Geschichten, die seit jeher die Fantasie und Vorstellungskraft der Menschen beflügeln. Sie faszinieren Jung und Alt gleichermaßen und haben einen großen Einfluss auf unsere Kultur und unser Bewusstsein. In vielen Kulturen der Welt gibt es Märchen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Märchen haben oft eine einfache und zugleich tiefgründige Handlung. Sie handeln von Helden und Heldinnen, Prinzen und Prinzessinnen, Hexen und Zauberern, sprechenden Tieren und magischen Orten. Sie sind meist von einer moralischen Botschaft durchdrungen und vermitteln wichtige Lebensweisheiten und Werte.
Ein wichtiger Aspekt von Märchen ist die Auseinandersetzung mit menschlichen Ängsten, Wünschen und Hoffnungen. Sie können als Spiegel eigener Erfahrungen und Emotionen dienen und helfen, schwierige Situationen und Herausforderungen besser zu verstehen. Märchen sind also nicht nur Unterhaltung, sondern auch Mittel zur Selbstreflexion und Konfliktbewältigung.
Märchen transportieren oft universelle Themen wie Liebe, Freundschaft, Mut, Tapferkeit, Dankbarkeit und Gerechtigkeit. Sie bieten Orientierung und geben Hoffnung, dass am Ende alles gut wird. Sie lehren uns, dass die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Fantasie und Realität und ermöglichen es uns, in eine andere Welt einzutauchen und den Alltag für einen Moment hinter uns zu lassen.
Die Bedeutung der Märchen geht aber weit über ihre Unterhaltungsfunktion hinaus. Sie tragen zur Entwicklung der sprachlichen, kreativen und empathischen Fähigkeiten von Kindern bei. Märchen regen die Fantasie an und helfen, alternative Lösungswege zu finden. Sie schärfen das Bewusstsein für moralische Fragen und ethisches Verhalten.
Märchen sind zeitlos und haben die Fähigkeit, Generationen zu überdauern. Sie wurden mündlich überliefert und erst später aufgeschrieben. Heute gibt es unzählige Märchenbücher, aber auch Filme und Theaterstücke, die die Geschichten in unterschiedlicher Form präsentieren.
In einer Welt, die oft von Hektik, Stress und Unsicherheit geprägt ist, bieten Märchen einen Rückzugsort, um in eine andere Welt einzutauchen und wundersame Abenteuer zu erleben. Sie erinnern uns daran, dass das Gute über das Böse siegen kann und dass Träume und Wünsche in Erfüllung gehen können. Märchen sind ein Kulturgut, das uns daran erinnert, dass es in dieser komplexen Welt noch Platz für Magie und Wunder gibt.
Checkliste: Nacherzählung
Inhalt
Aufbau
Aufbau von Märchen
Märchenanfang
Armut, Not, Unglück, Ungerechtigkeit
Bsp.: arme Familie, Kinder werden im Wald ausgesetzt
Märchenhandlung
Schwierige Aufgabe, Prüfung, Rätsel, Abenteuer
Bsp.: Kinder verirren sich im Wald, werden von einer Hexe festgehalten
Märchenende
Bestrafung des Bösen, Belohnung des Guten
Bsp.: Hexe verbrennt, Kinder kehren mit Reichtümern zur Familie zurück
Märchen aus der E-Learning-Einheit
Der gestiefelte Kater
Das Märchen „Der gestiefelte Kater“ handelt von einem jungen Müllersohn, der von seinem Vater nur einen alten Kater erbt. Der Kater erweist sich jedoch als sehr schlau und bittet den Müllersohn, ihm einen Sack und Stiefel zu kaufen. Mit den Stiefeln an den Pfoten und dem Sack um den Hals stellt sich der Kater als gut gekleideter Graf vor und überzeugt den König davon, dass der Müller Land besitzt und reich ist. So bringt er seinen Besitzer in die Nähe des Königs, wo er sich in einem Schloss niederlässt.
Der schlaue Kater entwickelt eine List, um den König davon zu überzeugen, dass sein Herr der Marquis von Carabas ist, und beschließt, auch dessen Leben zu retten, um noch reicher zu werden. Der Kater überlistet den bösen Zauberer, der den Müller erschrecken will. Der Kater täuscht den Tod vor, damit der König seinen Herrn als Marquis von Carabas in Ruhe lässt.
Der Kater gibt im Schloss eine neue Vorstellung, bei der er wieder reiche Geschenke vom König fordert. In seinem Schloss erhält der Kater plötzlich Besuch von wilden Riesen, die einen Marquis von Karabas jagen. Der Kater gibt sich feige und überredet die Riesen, noch schneller zu sein und den Ratten und Riesenprinzen zuvorzukommen, indem er sich von den Riesen verfolgen lässt und ihnen die Höhlen seines Herrn zeigt.
Diese wiederum rufen die Tochter des Königs auf den Plan, die Carabas heiraten möchte. Der gestiefelte Kater führt den König und die Prinzessin in das Schloss seines Herrn, der sich gerade in königliche Gewänder gehüllt hat, um der jungen Prinzessin zu gefallen.
Die Prinzessin verliebt sich in den Müller, der wiederum dem König erzählt, dass er der reichste Marquis und daher am willkommensten sei. Und so lassen sich der Müller und die Prinzessin die persischen Speisen schmecken, während der Kater den Rattenfängern und Riesen vorgeführt wird, um den Marquis von Carabas noch mehr zu demütigen.
Der Kater bleibt schlau und erzählt dann von dem großen Obstgarten, der sehr wertvoll ist und gerade vorbeikommt, aber auch viele Ratten mit sich bringt. Der Müller erzählt dem König, dass das sein Gefolge sei, und er will den Kater zum Schein in den Fluss werfen, um der Prinzessin zu gefallen. Der Kater schnappt sich viele große Edelsteine.
Der Müller schenkt der Katze ein Schloss, die Katze lebt glücklich bis an ihr Lebensende und der Müller bleibt wohlhabend und regiert noch viele Jahre das Königreich.
Hänsel und Gretel
Im Märchen „Hänsel und Gretel“ leben zwei Kinder mit ihren Eltern in großer Armut. Da die Familie nicht genug zu essen hat, beschließt die Mutter, die Kinder im Wald auszusetzen, in der Hoffnung, dass sie jemand findet und sich um sie kümmert. Die Kinder, Hänsel und Gretel, fürchten sich im Wald und versuchen, den Weg nach Hause zu finden, indem sie Kieselsteine hinter sich her werfen. Als sie endlich zu Hause ankommen, sind die Eltern sehr verärgert, aber die Not bleibt. Beim zweiten Versuch, die Kinder im Wald auszusetzen, streuen sie Brotkrumen aus, die jedoch von Vögeln gefressen werden, so dass sie sich im Wald verirren.
Schließlich entdecken die Kinder ein magisches Haus, das nur aus Süßigkeiten besteht. Sie beginnen davon zu essen und werden von einer alten Hexe entdeckt, die in dem Haus wohnt. Die Hexe lockt die Kinder ins Haus, sperrt Hänsel in einen Käfig und füttert ihn, um ihn später zu verspeisen. Gretel soll währenddessen arbeiten und der Hexe helfen.
Doch Gretel beweist Mut und Schlauheit: Sie gibt vor, nicht zu wissen, wie man den Ofen bedient, um die Hexe darin zu verbrennen, und überredet sie, es ihr vorzumachen. Schließlich schiebt sie die Hexe in den Ofen und befreit Hänsel aus seinem Käfig. Die beiden Kinder finden den Schatz der Hexe und kehren mit ihm nach Hause zurück, wo sie feststellen, dass ihr Vater gestorben und ihre Mutter nun allein ist. Mit dem Schatz leben sie fortan in Glück und Wohlstand.
Das Märchen „Hänsel und Gretel“ erzählt von der Tapferkeit und dem Überlebenswillen der beiden Kinder, die trotz großer Gefahr und Verzweiflung ihren Weg finden und am Ende belohnt werden. Es warnt auch vor Betrug und Hinterlist anderer Menschen, wie im Fall der Hexe. Es ist ein beliebtes Märchen, das immer wieder gelesen und erzählt wird.
Transkript zum Erklärfilm
Klassische Märchenmerkmale. Klassische Märchen, die zum Beispiel von den Gebrüdern Grimm geschrieben wurden, haben bestimmte Merkmale, durch die man sie erkennen kann. Hier erfahrt ihr mehr darüber. Ein klassisches Märchen beginnt fast immer mit „es war einmal“, „vor langer Zeit“ oder auch mit „es lebte einst“. Die Geschichte spielt also zeitlich in der Vergangenheit. Wann genau sie stattfindet, kann man allerdings nicht sagen. Die Zeitform ist also auch immer das Präteritum. Aber aufgepasst! Wenn die Figuren sprechen, reden sie in der Gegenwartsform. Wörtliche Rede steht immer im Präsens. Neben dem „Wann“ stellt sich auch die Frage, „Wo“ klassische Märchen eigentlich spielen. Das kann zum Beispiel hinter den sieben Bergen, in einem fernen Land oder auch einfach weit entfernt sein. Wie ihr vielleicht merkt, sind also auch die Ortsangaben sehr ungenau und den Ort, wo das Geschehen spielt, kann man nicht genau benennen oder auf einer Landkarte zeigen. Weiter geht es mit der Frage „Wer kommt eigentlich in einem Märchen vor?“ Oft sind es Personen, die nach ihrer Rolle benannt werden, wie zum Beispiel ein König, eine Prinzessin oder ein alter Mann. Sie haben nie einen Namen, der sie als Person unverwechselbar macht, sondern tragen Rollennamen. Wie ihr vielleicht wisst, gibt es auch Figuren wie Schneewittchen, Rotkäppchen oder Dornröschen. Sie tragen besondere Namen, die die Eigenschaften der jeweiligen Person beschreiben und verraten, was das Besondere an ihnen ist. Rotkäppchen zum Beispiel trägt immer eine rote Kappe. Diese Namen heißen deswegen auch sprechende Namen. Insgesamt sind die Personenangaben in einem klassischen Märchen aber auch ungenau. Alle drei Fragen können in klassischen Märchen also nur ungenau beantwortet werden. Das solltest du dir merken. Im Verlauf eines klassischen Märchens bekommt die Hauptfigur eine unlösbare Aufgabe oder muss sich einer Herausforderung stellen. Sie kann dann auch immer erfolgreich abgeschlossen werden. Meistens braucht der Held oder die Heldin aber zwei oder drei Versuche bis zum guten Ende. Außerdem gibt es in einem klassischen Märchen einfache Gegensätze, die ihr bestimmt schnell erkennen könnt. Zu ihnen zählen Gut und Böse, arm und reich, fleißig und faul oder auch schlau und dumm. Ein weiteres Indiz sind die magischen Zahlen drei, sieben und zwölf, die immer wieder in Märchen auftauchen. Das können drei Wünsche, drei Brüder, sieben Zwerge oder auch zwölf gute Feen sein, die Dornröschen Glück wünschen. Zudem gibt es in Märchen oft magische Figuren oder Dinge, die Eigenschaften oder Fähigkeit haben, die sie eigentlich gar nicht haben können. Zu ihnen zählen sprechende Tiere, unwirkliche Wesen und Dinge mit übernatürlichen Eigenschaften. Sprechende Tiere sind zum Beispiel der Froschkönig und der gestiefelte Kater. Zu den unwirklichen Wesen zählen Zwerge, Feen, Hexen und viele mehr. Und ein übernatürliches Ding ist zum Beispiel der sprechende Spiegel bei Schneewittchen. Ein klassischer Schluss für ein Märchen ist „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Außerdem hat ein Märchen immer ein gutes Ende. Viel Spaß mit eurem neuen Wissen und auf Wiedersehen.