„Über die hohe Kunst der Kommunikation“ – Transkript zum gleichnamigen Videoseminar
„Es ist unmöglich, die Menschen zu kennen, ohne die Macht der Worte zu kennen.“
So einstmals der weltberühmte Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud. Freud war auch ein begnadeter Schriftsteller, ein Meister der Sprache. Und er setzte sie ein, systematisch, für seine Arbeit mit Menschen – psychotherapeutische Arbeit, mit der er ein ganzes Jahrhundert prägen sollte. Bis heute zählt Freud ohne Zweifel zu den ganz Großen der menschlichen Geistesgeschichte.
Worte. Sprache. Kommunikation.
In den letzten 2500 Jahren haben sich viele Autoren zum Thema Kommunikation in all ihren Facetten geäußert. Sokrates, Goethe, Einstein, Hildegard von Bingen, Hannah Arendt, und viele mehr kommen hier zu Wort. Angela Merkel ist auch dabei!
Kommunikation ist eine Kraft, die ihresgleichen sucht: Kommunikation kann Türen öffnen. Brücken bauen. Zu neuen Ufern rufen. Es ist die „allerumfassendste Kunst“, wie Augustinus Aurelius einmal geschrieben hat.
Übrigens: Noch mehr Zitate – mit 20 kongenialen Illustrationen – finden Sie im Buchhandel – „Über die hohe Kunst der Kommunikation“ ist auch als gedrucktes Buch erhältlich – und als Ebook, zu beziehen über Amazon oder als Ebook über Apple Books und Kindle, z.B. hier:
Von „Sprechen ist Handeln“ über „“Körper und Stimme“ bis hin zu „Humor, Scherz und Schlagfertigkeit“:
Schauen Sie nun in 20 Episoden, was genau es mit der „hohen Kunst der Kommunikation“ auf sich hat.
Wir wünschen Ihnen ein gutes Seminar – und viel Vergnügen!
Kapitel 1 – Sprechen ist Handeln
„Worte sind auch Taten“ – schreibt der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein, der sein Leben lang über Sprache, ihre Wirkung und Bedeutung nachdachte. („Worte sind auch Taten.“)
Und Sigmund Freud spitzt weiter zu: „Worte und Zauber waren ursprünglich ein und dasselbe. Auch heute noch besitzt das Wort eine starke magische Kraft.“
Und die kann offenbar Gutes wie auch Schlechtes bewirken:
„Ein mörderischer Pfeil ist die Zunge“ – so martialisch steht es in der Bibel und meint offenkundig die zerstörerische Kraft von Sprache.
Und ein jüdisches Sprichwort lautet: „Böse Zungen tun dreifach weh: dem, der spricht, dem, über den gesprochen wird, und dem, der zuhört.“
Auf der andern Seite gilt: „Ein freundliches Wort kostet nichts und dennoch ist es das schönste aller Geschenke.“ (eingeblendet: Das schreibt die Schriftstellerin Daphne du Maurier.)
Für Erasmus von Rotterdam könnte die Wirkung von Sprache und Sprechen gar nicht größer sein: „Von der Zunge hängt des Menschen Würde und Glück ab.“
Also: Sprechen ist Handeln. Was ist noch damit gemeint?
„Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht.“ so die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann zur pazifistischen Kraft des Sprechens.
Und Meister Eckhart, ein spätmittelalterlicher Theologe, formuliert diese religiöse Perspektive: „Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.“ Nicht nur im Gebet, möchte man ergänzen, ist „Danke“ ein starkes, ein wichtiges Wort.
Paul Watzlawick, der berühmte Kommunikationspsychologe und Autor des Buchs „Anleitung zum Unglücklichsein“ lenkt die Aufmerksamkeit noch auf einen anderen Aspekt: Zitat einblenden
Als Frage sprechen: „Die Prophezeiung des Ereignisses führt zum Ereignis der Prophezeiung?“ Mit unserm Denken und Sprechen halten wir einen mächtigen Schlüssel zur Zukunft in der Hand. Es ist die Idee der selffulfilling prophecy, der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Nur einblenden: „Alles im Kleinen und Großen beruht auf Weitersagen.“
„Denn was immer Menschen tun, erkennen, erfahren oder wissen, wird sinnvoll nur in dem Maß, in dem darüber gesprochen werden kann.“ (eingeblendet: Hannah Arendt, Philosophin).
Was aber, wenn über etwas nicht gesprochen wird? Wenn etwas verschwiegen wird?
Nur einblenden: „Etwas, worüber man nicht redet, ist gar nicht geschehen. Nur das Wort gibt den Dingen Realität.“ (Oscar Wilde)
Das war Kapitel 1 – Sprechen ist Handeln – wie handeln Sie?
Kapitel 2 – Zuhören
Beginnen wir mit einer orientalischen Anekdote: Nasreddin will auf dem Markt einen Truthahn verkaufen und stellt sich neben den Besitzer eines Papageis, der für sein Tier zehn Pfund verlangt. Der erste Interessent ruft: „Bist du wahnsinnig? Der Papagei dort kann sprechen und kostet zehn Pfund, und du verlangst zwanzig?“ „Mein Truthahn kann mehr als sprechen,“ erwidert Nasreddin. „Er kann zuhören.“ Und ist also mehr wert – so die Moral der Geschichte. Die Fähigkeit zuzuhören wird hier in einfacher und anschaulicher Weise positiv gesehen. Man kann es schon fast als revolutionär betrachten, das Zuhören höher als das Sprechen zu bewerten.
Gleichwohl ist dieses Wissen schon viele Hundert Jahre alt – vll. noch älter. Ist es aktuell ein bisschen in Vergessenheit geraten? Nasreddin – um den es in dieser Geschichte geht – ist übrigens der Till Eulenspiegel der arabischen Welt. Es gibt zahlreiche Geschichten von und mit ihm.
Zuhören können, das schätzt auch der Schriftsteller Sigmund Graff hoch (einblenden): „An allen wertvollen Gesprächen hat der, der zuhört, fast ein größeres Verdienst als der, der spricht.“ Und Graff erkennt noch eine weitere, bemerkenswerte Dimension: „Zuhören können ist immer ein Beweis von Eigenwert.“ „Ein Beweis von Eigenwert.“ Warum ist das wichtig für ein wertvolles Gespräch?
Schauen wir weiter: In der Rhetorik geht es meist darum, gut zu reden. Aber: Wie wichtig ist es, zuzuhören?
Visualisierung (erst einblenden und dann kleiner neben mir erscheinen lassen für meinen Kommentar): „Die Natur hat uns zwei Ohren, aber nur einen Mund gegeben.“ Das stellt der britische Politiker und Schriftsteller Benjamin Disraeli – nicht ohne appellativen Hintergedanken – fest. Mehr zuhören als selbst reden?
„Lerne zuhören – schreibt Platon bereits im antiken Griechenland – und du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden.“
„Solange man selbst redet, erfährt man nichts.“ von Ebner-Eschenbach. Denn: „Wer redet, sät – und wer hört, erntet.“ besagt ein argentinisches Sprichwort
Zuhören – das ist das Thema dieser Episode. Und es gibt dazu erstaunlich viele Fundstücke in der Literatur.
„Leih jedem dein Ohr, doch wenigen deine Stimme.“ empfiehlt der berühmteste aller Dichter. (Shakespeare nur einblenden)
Warum genau? Vielleicht darum: „Zuhören überzeugt mehr als argumentieren.“ Indisches Sprichwort. Zuhören als Argument also. Schon erstaunlich, oder?
Eine geradezu metaphysische Dimension formuliert die benediktinische Universalgelehrte Hildegard von Bingen: „Das Hören ist der Ursprung der vernünftigen Seele.“ Das müssen wir aufschreiben (einblenden): „Das Hören ist der Ursprung der vernünftigen Seele.“
Jetzt noch was zum Schmunzeln: Kurt Tucholsky, der große Satiriker, schreibt (einblenden): „Der Mensch hat, neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.“
Zum Schluss meine Frage an Sie: Wie lange können Sie eigentlich konzentriert zuhören? Sigmund Freud kennt die Antwort: „Bei einem Vortrag denkt nach Minuten sowieso jeder nur noch an Sex.“
Das war Kapitel 2: Zuhören.
Kapitel 3 – Sprache: was sie bedeutet und wie wir verstehen
Der sprachgewaltige Nietzsche macht den Auftakt: „Worte = Taschen, in die bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal hineingesteckt worden ist.“ Woher wissen wir dann, was gemeint ist?
„Sprache ist nicht als ein fertiges Gebilde, als brauchbares Werkzeug dem Menschen gegeben worden – denn sie ist in ständiger Verwandlung und Bewegung.“ das schreibt der Philosoph Karl Jaspers.
Was bedeutet das für ein Gespräch? Visualisierung einblenden und schrumpfen (neben mich): „Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe.“ So verbindet Paul Watzlawick Sprecher und Hörer, Zuhören und Verstehen auf untrennbare Weise.
Berühmt auch dieser Satz: „Der Hörer und nicht der Sprecher ist es, der die Bedeutung einer Aussage bestimmt.“ So radikal formuliert es Heinz von Foerster – übrigens ein Zeitgenosse und Freund Paul Watzlawicks – und wie dieser ein Österreicher.
„Keiner versteht den anderen ganz, weil keiner beim selben Wort genau dasselbe denkt wie der andere.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Wozu das führen kann? Beantwortet Andre Gide:
Zitat Einblenden: „So geht es oft mit einer Unterhaltung: Nach einer Weile vergeblicher Auseinandersetzung merkt man, dass man gar nicht von derselben Sache gesprochen hat.“
Ganz in diesem Sinne auch: „In den Diskussionen entstehen die häufigsten und banalsten Schwierigkeiten aus dem vielfachen Sinn des gleichen Wortes.“ (Karl Jaspers)
Der Autor des kleinen Prinzen fasst zusammen: „Sprache – die Quelle aller Missverständnisse.“ (de Saint …)
Sprache: Bedeutung und Verstehen – darum geht es in diesem Kapitel
Eine poetische Perspektive findet sich hier (Zitat einblenden): „Drei Äpfel fielen vom Himmel: der erste für den, der erzählt, der zweite für den, der zugehört, der dritte für den, der verstanden hat.“ (Osip Mandelstam)
Zuhören und verstehen sind verschiedene Dinge.
Bertolt Brecht hat das unnachahmlich formuliert:: „Meine Sätze spreche ich, bevor der Zuschauer sie hört – was er hört, wird ein Vergangenes sein.
Jedes Wort, das die Lippe verlässt, beschreibt einen Bogen und fällt dann ins Ohr des Hörers.
Ich warte und höre, wie es aufschlägt. Ich weiß, wir empfinden nicht das Nämliche und wir empfinden nicht gleichzeitig.“
Das Schlusswort hat Aristoteles, der griechische Philosoph, der folgenden Rat gibt: (Zitat einblenden) „Wie viele Dispute hätten zu einer Randbemerkung zusammengefasst werden können, wenn die Disputanten gewagt hätten, ihre Begriffe klar zu definieren.“
Das war Kapitel 3: Sprache: Was sie bedeutet und wie wir verstehen.
Episode 4 – Schweigen und Diskretion
Beginnen wir mit etwas Gesellschaftskritik: Geschwätzigkeit und mediale Dauerberieselung kennen keine Grenzen! In einem merkwürdigen Kontrast dazu steht das Thema dieses Kapitels: Schweigen und Diskretion.
William Shakespeare macht den Anfang:
„Wie jeder Narr mit den Worten spielen kann! Bald, denke ich, wird sich der Witz (d.h. Verstand, Klugheit) am besten durch Stillschweigen bewähren, und Gesprächigkeit bloß noch an Papageien gelobt werden.“
„Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind als das Schweigen.“ das schreibt der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras.
Denn: „Verschwiegenheit ist der Stempel eines fähigen Kopfes.“ Das steht im Handorakel der Weltklugheit. (Balthasar Gracián). Darin findet sich auch dieser Satz (Visualisierung): „Im Reden ist Diskretion viel wichtiger als Beredsamkeit.“ (Balthasar Gracián)
Eine soziale Dimension sieht Friedrich Nietzsche, der deutsche Philosoph: „Es ist schwer, mit Menschen zu leben, weil Schweigen so schwer ist.“
Viele Menschen haben Angst vor dem Schweigen, aber:
„Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen.“ Abraham Lincoln
Ein bisschen boshaft schreibt Oscar Wilde: „Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“
Schweigen ist schlau, denn: „Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie.“ (Wilhelm Busch)
Der athenische Staatsmann Solon schreibt (Visualisierung einblenden, dann schrumpfen): „Siegle deine Worte mit Schweigen.“ Ein Siegel verleiht besondere Bedeutung. Schweigen verstärkt also, verleiht dem zuvor Gesagten erst seine ganze Bedeutung.
Schweigen und Diskretion, darum geht es in dieser Episode.
„Mit bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt, hat sich noch niemand den Magen verdorben.“ so Winston Churchill, der englische Staatsmann und Literaturnobelpreisträger.
Und Angela Merkel soll mal gesagt haben: „Schweigen wird ja eine Rarität in unserer Gesellschaft. Denken beim Reden ist auch nicht so einfach.“
„Wer schweigt, ist immer unangreifbar.“ (Ovid)
Visualisierung: „Überhaupt ist es geratener, seinen Verstand durch das, was man verschweigt, an den Tag zu legen, als durch das, was man sagt.“ Schopenhauer
Schweigen ist – manchmal zumindest – schwer: „Man braucht zwei Jahre um sprechen zu lernen und fünfzig, um schweigen zu lernen.“ Das klingt ein bisschen resigniert, oder?
Das vorletzte Wort hat der Philosoph Arthur Schopenhauer: „Am Baum des Schweigens hängt seine Frucht, der Friede.“
Der Rest ist Schweigen. (Shakespeare) – Das war Kapitel 4: Schweigen und Diskretion.
Kapitel 5 – Das Publikum kennen – und gezielt ansprechen (Adressatenbezug)
Griechenland gilt nicht nur allgemein als Wiege der Kultur, sondern auch speziell als Wiege der Rhetorik. Wertvolles Wissen stammt daher von antiken Rednern, z.B. von Isokrates, wenn er schreibt:
„Eine Rede kann niemals gut sein, wenn sie nicht zur Situation passt und nicht eine angemessene sprachliche Form und neue Gedanken bietet.“ In die Gegenwartssprache übersetzt würden wir vll. sagen, dass eine Rede situationsangemessen, verständlich und inhaltlich neu sein sollte.
Schon die antiken Redner haben sich intensiv damit beschäftigt, wie der Zuhörer einer Rede oder der Partner im Gespräch erreicht, beeindruckt und im Idealfall beeinflusst werden kann.
Der Kommunikationspartner ist von immenser Bedeutung für jede Form von Kommunikation. Es geht um den Adressatenbezug. Wie lässt er sich erfolgreich herstellen?
So bestimmt nicht: „Mancher klopft mit dem Hammer an der Wand herum und glaubt, er treffe jedesmal den Nagel auf den Kopf.“ so Goethe. Und Kurt Tucholsky, der deutsche Schriftsteller und Zeitdiagnostiker, formuliert radikal und pessimistisch: „Wie sprechen Menschen mit Menschen? Aneinander vorbei.“
Es soll aber natürlich ganz anders sein: „Eine gute Rede ist eine Ansprache, die das Thema erschöpft, aber keineswegs die Zuhörer.“ das stammt von Winston Churchill, wir kennen ihn schon.
Wie lässt sich dieses Ziel erreichen? Viele Faktoren spielen eine Rolle: Kürze und Klarheit, Körper und Stimme, Stil und Form… eine Auswahl genialer Gedanken auch dazu findet sich in weiteren Kapiteln dieses Hörbuchs.
Arthur Schopenhauer, der dt. Philosoph, denkt so über den Adressatenbezug und formuliert eine allgemeine Formel: „Wer klug ist, wird im Gespräch weniger an das denken, worüber er spricht, als an den, mit dem er spricht.“
Das war Kapitel 5: Das Publikum kennen – und gezielt ansprechen (Adressatenbezug).
Kapitel 6 – Gespräche führen
„Gespräche zu führen ist eine aussterbende Kunst, die es wiederzuentdecken gilt.“ So sieht es Theodore Zeldin, der britische Historiker und Soziologe.
Übrigens: Bei Zeldin ist das nicht nur ein Gedanke; er praktiziert seine Idee auch und organisiert regelmäßig Gesprächsrunden, in denen sich sehr unterschiedliche Menschen treffen und sich in der „art of conversation“ üben. Dafür hat er eine Gesellschaft gegründet, die sog. Oxford Muse.
Visualisierung (animiert): „Wir müssen immer wieder das Gespräch mit unserem Nächsten suchen. Das Gespräch ist die einzige Brücke zwischen den Menschen.“ So Albert Camus, der französische Literaturnobelpreisträger.
Und er schreibt weiter: „Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.“
Wenn das wirklich gelingt, kann das Gespräch eine bemerkenswerte Wirkung entfalten:
„Der Freund des Gespräches aber ist der Freund des Friedens, der nur auf dem Gespräch der Menschen miteinander ruhen kann.“ Richard von Weizsäcker, ehemals Bundespräsident Deutschlands
Dafür braucht es vielleicht vor allem eins: Vertrauen. „Vertrauen gibt dem Gespräch mehr Stoff als der Geist.“ findet La Rochefoucauld.
Ein gutes Gespräch – ein gelingendes Gespräch – was ist zu diesem Thema noch gedacht und geschrieben worden?
„Im Gespräch muss man die Gedanken des Partners unterstützen, ihnen Raum und Luft schaffen. Man sollte sie nicht ersticken, bevor man ihnen widerspricht.“ Das findet Ernst Jünger, der dt. Philosoph und Schriftsteller.
Wie wichtig unsere Wortwahl dabei ist, schreibt der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal: „Kalte Worte lassen Menschen erstarren, hitzige Worte schmerzen sie. Bittere Worte machen sie bitter, und zornige Worte machen sie zornig. Freundliche Worte bringen gleichfalls ihr Abbild im Gemüt des Menschen hervor: Sie erheitern, besänftigen und trösten ihn.“
Meister Eckhart, auch ihm sind wir schon begegnet, bestätigt den letzten Punkt: „Was kann es Süßeres geben, als einen Freund zu haben, mit dem du alles, was in deinem Herzen lebt, bereden kannst, wie mit dir selber.“
Aber: Es kann aber auch ganz anders gehen: „Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.“ Das schreibt Maxim Gorki, der russische Schriftsteller in seiner unnachahmlich bitter-beißenden Art. Er gilt es Vertreter des Realismus.
Martin Luther, der Reformator aus Wittenberg, berühmt auch für seine Tischgespräche, beendet das Kapitel zum Gespräch wie folgt: „Auf böse und traurige Gedanken gehört ein gutes, fröhliches Lied und freundliche Gespräche.“
Das war Kapitel 6: Gespräche führen. Haben Sie mal ein richtig gutes Gespräch geführt?
Kapitel 7 – Zungenspitzengefühl
„Nehmt eure Sprache ernst!“ Ermahnt Friedrich Nietzsche, der Sprachakrobat und Weltphilosoph. Denn:
Visualisierung (Animation neben mich schrumpfen): „Einmal ausgesprochen, fliegt ein Wort unwiderruflich davon.“
Woran hat Horaz dabei gedacht? An Beleidigungen und Vorwürfe? Oder an Lob und Komplimente? Jedenfalls: Worte wirken.
Also: “Deine Zunge eile nicht dem Gedanken voraus!“ rät Bias von Priene, einer der Sieben Weisen des antiken Griechenland.
Und: „Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen.“ Heinrich Heine
Zungenspitzengefühl: Das ist ein neues Wort, ein erfundenes Wort. Was genau ist damit gemeint?
„Weise reden, weil sie etwas zu sagen haben, Toren sagen etwas, weil sie reden müssen.“ So Platon.
Warum? „Der Mensch will beschäftigt sein: Wer wenig denkt, muss viel sprechen.“
spöttelt der französische Philosoph Vauvenargues.
Oder liegt es daran? „Wenn die Eitelkeit sie nicht reden ließe, würden die meisten Menschen überhaupt nicht reden.“ La Rochefoucauld
Eine ganz besondere Empfehlung für Gespräche gibt der französische Schriftsteller André Maurois. Er schreibt: „Erheblich verbessern ließe sich das Niveau der normalen Konversation durch den häufigen Gebrauch der drei Wörter „Ich weiß nicht“.“
Sokrates, der für seine besondere Redekunst bekannte griechische Philosoph, schließlich beschreibt sehr anschaulich die Bedeutung des Zungenspitzengefühls: „Es ist besser, mit dem Fuße auszugleiten, als mit der Zunge. Jenes bringt allenfalls einen Flecken auf dem Mantel, den man wieder herauswaschen kann, dieses aber hat einen dauernden Makel zur Folge, denn das Gesagte ist nicht wieder ungesagt zu machen.“
Das war Kapitel 7: Zungenspitzengefühl.
Kapitel 8 – Argumentieren
Was ist ein Argument? Der Römer Cicero antwortet wie folgt: „Ein Argument aber ist ein vernünftiger Satz, der einen angezweifelten Sachverhalt absichern soll.“ Eine Art Begründung also, für oder gegen etwas.
Francis Bacon, der engl. Philosoph, ergänzt: „Das Argument gleicht dem Schuss einer Armbrust – es ist gleichermaßen wirksam, ob ein Riese oder ein Zwerg geschossen hat.“ D.h., die Qualität des Arguments ist unabhängig von der Person, die es vorbringt. Oder etwa nicht?
Wieslaw Brudzinski, der polnische Schriftsteller, sieht es tatsächlich ganz anders: „Argumente werden zusammen mit dem Argumentierenden gewogen.“ Die Person, die argumentiert, ist also von entscheidender Bedeutung. Hier könnte Vertrauen eine Rolle spielen, der Ruf, den eine Person hat und das gesellschaftliche Ansehen, Titel wie Dr. oder Prof. vielleicht, Sympathie und Antipathie…
Theodor Fontane sieht noch einen anderen Aspekt: „Der Standpunkt macht es nicht, sondern die Art, wie man ihn vertritt.“ Der Ton macht die Musik, sagt der Volksmund.
Dass es nicht nur auf rationale Argumente ankommt, hat Oscar Wilde, der irische Dandy und Dramatiker, augenzwinkernd so ausgedrückt: „Argumente sollten vermieden werden, sie sind immer vulgär und oft überzeugend.“ (Augenzwinkern als Animation)
Argumente, argumentieren: das ist eine alltägliche Herausforderung, um die es in diesem Kapitel geht.
Wie vorgebrachte Argumente aufgenommen werden, hängt immer auch von den Gesprächspartnern ab. Und die sind nicht immer kooperativ:
Animation: „Viel leichter ist Widerlegen als Beweisen, Umwerfen als Aufstellen.“
Es kann auch richtig unangenehm werden; wieder Schopenhauer: „Eine Grobheit besiegt jedes Argument.“ Aber: Ist das tatsächlich so?
Es geht vielleicht auch eleganter und geschickter (Visualisierung): „Schlechte Argumente bekämpft man am besten, indem man ihre Darlegung nicht stört.“ empfiehlt Sir Alec Guiness, der britische Schauspieler.
Schließlich das scharfsinnige Fazit Sigmund Freuds: „Mit Sicherheit weiß ich nur das eine, dass die Werturteile der Menschen unbedingt von ihren Glückswünschen geleitet werden, also ein Versuch sind, ihre Illusionen mit Argumenten zu stützen.“
Also erst Wille und Wunsch, dann das Argument. Das wird dann passend gemacht. Rationalität scheint hier keine große Rolle zu spielen.
Das war Kapitel 8: argumentieren.
Kapitel 9 – Körper und Stimme
Charlie Chaplin leitet dieses Kapitel ein: „Handlung wird allgemein besser verstanden als Worte. Das Zucken einer Augenbraue, und sei es noch so unscheinbar, kann mehr ausdrücken als hundert Worte.“ Und scheint weltweit verstanden zu werden:
Animation: „Die einzige Sprache, die jeder versteht, ist die Sprache des menschlichen Gesichts.“ Ernst Bloch, deutscher Philosoph
La Rochefoucauld sieht es so: „Da ist oft ebensoviel Beredsamkeit im Ton der Stimme, in den Augen und in der ganzen Atmosphäre, die ein Redner um sich verbreitet, wie in der Wahl seiner Worte.“
Und Friedrich Nietzsche schreibt zur Wirkung von Stimme und Persönlichkeit: „Das Verständlichste an der Sprache ist nicht das Wort selber, sondern Ton, Stärke, Modulation, Tempo, mit denen eine Reihe von Worten gesprochen wird – kurz die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter dieser Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft: alles das also, was nicht geschrieben werden kann.“
Dazu passt dann auch: „Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist.“ Nietzsche
Philip Stanhope, ein engl. Staatsmann, empfiehlt: „Achte nicht nur auf das, was die Leute sagen, sondern auch darauf, wie sie es sagen. Wenn du einigen Scharfsinn hast, wirst du mehr Wahrheit durch die Augen entdecken als durch die Ohren. Die Leute können sagen, was sie wollen, können sich aber nicht genau eine Miene nach ihrem Willen geben.“
Körper und Stimme: darum geht es in dieser Episode.
Wie uns die schiere Anwesenheit eines Menschen sogar beim Denken helfen kann, beschreibt Heinrich von Kleist in seinem Text „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“: „Es liegt ein sonderbarer Quell der Begeisterung für denjenigen, der spricht, in einem menschlichen Antlitz, das ihm gegenübersteht; und ein Blick, der uns einen halbausgedrückten Gedanken schon als begriffen ankündigt, schenkt uns oft den Ausdruck für die ganze andere Hälfte desselben.“
Um den Zusammenhang von Stimme und Denken geht es hier:
Visualisierung: „Mit einer sehr lauten Stimme im Halse ist man fast außerstande, feine Sachen zu denken.“ Friedrich Nietzsche
Überraschend auch die Einsicht, dass die Stimme ein Ausdruck von Stärke sein kann, aber anders: „Wer stark ist, kann sich erlauben, leise zu sprechen.“ Franklin Roosevelt, 32. Präsident der USA
Schließlich: Welche starke Wirkung Körper und Stimme haben, also die persönliche Anwesenheit, beschreibt Fjodor Dostojewski, der weltberühmte russische Autor von Schuld und Sühne so: „Ein einziges Wort, gesprochen mit Überzeugung in voller Aufrichtigkeit und ohne zu schwanken, während man Auge in Auge einander gegenüber steht, sagt bei weitem mehr als einige Dutzend Bogen beschriebenes Papier.“
Das war Kapitel 9: Körper und Stimme.
Kapitel 10 – Sprachphilosophie
Hören wir zunächst Martin Heidegger, den Philosophen. Er schreibt: „Die Sprache ist das Haus des Seins.“ Mehr Bedeutung kann man Sprache wohl kaum geben. Die Sprache ist das Haus des Seins, schreibt Heidegger, von existenzieller Bedeutung also.
Wilhelm von Humboldt äußert sich fast noch radikaler: „Der Mensch ist Mensch nur durch Sprache.“ Sprache als conditio humana also.
„Dass wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen.“ Karl Jaspers. Gleichwohl hat Sprache etwas geradezu Mysteriöses für ihn:
Visualisieren: „Das Sprachvermögen überhaupt ist ein im Grunde unerforschbares Rätsel des Menschseins.“ Karl Jaspers
Es ist v.a. Karl Jaspers, der deutsche Psychiater und Philosoph von Weltrang, dem wir geniale Erkenntnisse zur Sprachphilosophie verdanken:
Visualisieren: „Nur was angesprochen und ausgesprochen ist, hebt sich aus dem traumhaften Strom des Geschehens. Ich erfahre und erfasse deutlich, was mir in der Sprache gegenwärtig wird. Es ist wie ein Zauber; das Ding, das mit seinem Namen angesprochen wird, ist plötzlich da. Was namenlos bloß ist und geschieht, verdämmert im Grenzenlosen.“
Ja, ich bin ein Karl Jaspers-Fan: Schließlich noch dieser ehrfurchtsvolle Satz von ihm:
„Es ist ein Wunder der Sprache, wie im Gebrauch der Worte durch den Zusammenhang des Gedankens, der Darstellung und der Satzgestaltung Bedeutungen erwachsen aus den einfachsten, alltäglich verwendeten Worten.“
Sprachphilosophie – darum geht es jetzt. Zahlreiche Denkerinnen und Denker haben sich mit dem Thema Sprache befasst – und ihrem tieferen Verständnis.
Animation (dann neben mich schrumpfen): „Sprich, damit ich dich sehe.“ Was wir sagen, lässt erkennen, wer wir sind. Macht uns als Person und Persönlichkeit überhaupt erst sichtbar. „Sprich, damit ich dich sehe.“
Dass Sprache nicht nur dem Austausch und der Verständigung dient, beschreibt Wilhelm von Humboldt, der preußische Staatsmann und Schriftsteller, so:
„Wenn in der Seele wahrhaft das Gefühl erwacht, dass die Sprache nicht bloß ein Austauschungsmittel zu gegenseitigem Verständnis, sondern eine wahre Welt ist, welche der Geist zwischen sich und die Gegenstände durch die innere Arbeit seiner Kraft setzen muss, so ist sie – die Seele – auf dem wahren Wege, immer mehr in ihr – der Sprache – zu finden und in sie zu legen.“ Ja, das ist Sprachphilosophie! 🙂
Das Schlusswort hat der Kaiser; nein, nicht Franz Beckenbauer, sondern Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, der dieses Kapitel zur Sprachphilosophie beendet: „So viele Sprachen ich kenne, so oft bin ich Mensch.“
Das war Kapitel 10: Sprachphilosophie.
Kapitel 11 – Sprachkritik
Wir beginnen mit einem echten Hammer:
„Es gibt keine größere Illusion als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation.“ Das schreibt kein geringerer als Elias Canetti, der Literaturnobelpreisträger – Was für ein irritierender Satz! Sollte da tatsächlich etwas dran sein – ist das Unsinn? Oder einfach eine Provokation?
Animation (dann neben mich schrumpfen): „Es gibt keine größere Illusion als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation.“ (schrumpfen)
Ist das vielleicht so zu verstehen: Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass uns unser Gegenüber genau so versteht, wie wir es meinen. Denn: Weder ist das selbstverständlich, noch ist es – bei Lichte besehen – überhaupt möglich.
In Kapitel 3, Sprache: was sie bedeutet und wie wir verstehen, haben wir ja diese Problematik bereits angesprochen.
Sprachkritik – darum geht es in dieser Episode.
Es geht provokant weiter: „Die Menschen haben, wie es scheint, die Sprache nicht empfangen, um die Gedanken zu verbergen, sondern um zu verbergen, dass sie keine Gedanken haben.“ Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph
Vor 2500 Jahren schreibt Konfuzius, der chinesische Gelehrte: „Zungenfertige Redner sind fernzuhalten, zungenfertige Redner verführen.“ Man könnte fragen: War Konfuzius nicht selbst ein zungenfertiger Redner? Und hat diesen Satz formuliert, um Konkurrenten auszuschalten?
„Die Sprache ist wie ein Meißel, der alles weghaut, was nicht Geheimnis ist, und alles Sagen bedeutet ein Entfernen.“ Max Frisch
„Beginne ich zu sprechen, so beginne ich zu irren.“ Karl Jaspers
Auch keine besonders gute Meinung von der Sprache hat der große Pädagoge, Philosoph und Aufklärer J.J. Rousseau: “Unsere Sprachen sind das Werk des Menschen, und die Menschen sind Lügner.“
Das war Kapitel 11: Sprachkritik – ziemlich starker Tobak, oder?
Kapitel 12 – Sprechen und Denken
Beginnen wir mit Goethe: Animation zeigen. „Was man nicht bespricht, bedenkt man auch nicht recht.“ Dann schrumpfen: Sprechen hilft also beim Denken! Wir müssen sogar miteinander sprechen, wenn wir richtig bedenken wollen, so Goethe.
Ohne Sprache wäre Denken überhaupt nicht möglich. Karl Jaspers erklärt das so: “Unser Denken ist an Sprache gebunden, weil es Mitteilung ist. Ich verstehe nicht, ohne mein Verstehen wenigstens mir selbst mitzuteilen.“
Aus der gleichen Feder: „Der Gedanke wird erst klar, mir selbst bewusst und mittelbar, wenn er in der Sprache sich niedergeschlagen hat. Wissen muss sich aussprechen. Ohne Sprache ist es nicht da.“ Karl Jaspers
Etwas anders sieht das der römische Feldherr, Schriftsteller und Staatsmann Cato der Ältere: Einblenden: „Beherrsche die Sache, dann folgen auch die Worte.“
Und Kant ergänzt: „Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken.“
Heinrich von Kleist, der dt. Schriftsteller – übrigens, seine Stücke sind die meistgespielten auf deutschen Theaterbühnen – , beendet dieses kurze Kapitel mit einem Auszug aus seinem legendären Text
„Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Sprechen“. Kleist beschreibt aus eigener Erfahrung, wie eng Sprache und Denken zusammengehören: “Aber weil ich doch irgendeine dunkle Vorstellung habe, die mit dem, was ich suche, von fern her in einiger Verbindung steht, so prägt, wenn ich nur dreist damit den Anfang mache, das Gemüt, während die Rede fortschreitet, in der Notwendigkeit, dem Anfang nun auch ein Ende zu finden, jene verworrene Vorstellung zur völligen Deutlichkeit aus. Ein solches Reden ist wahrhaft lautes Denken. Die Sprache ist alsdann keine Fessel, etwa wie ein Hemmschuh an dem Rade des Geistes, sondern wie ein zweites mit ihm parallel fortlaufendes, Rad an seiner Achse.“
Und diese faszinierende Beobachtung Kleists einmal in eigene Worte gebracht: Während des Sprechens also und durch das Sprechen: denken wir! Die moderne Sprechwissenschaft nennt das: Sprechdenken.
Das war Kapitel 12: Sprechen und Denken, man könnte vll. auch sagen: „Ich denke, also spreche ich.“ Oder?
Kapitel 13 – Kürze und Klarheit
Müsste diese Episode nicht die kürzeste sein? Mal sehen. Dafür müssten wir allerdings ziemlich viel kürzen, denn: Die Literatur ist voll mit Hinweisen und Anmerkungen zum Thema Kürze.
Animation: Georg Christoph Lichtenberg
Und das muss keinesfalls zu kurz gedacht sein, denn: „Etwas Kurz-Gesagtes kann die Frucht und Ernte von vielem Lang-Gedachten sein.“ schreibt unserer stetiger Begleiter in dieser Videoserie, der Meisterdenker: Friedrich Nietzsche.
Jetzt wird es ganz konkret: „Als allgemeine Regel lässt sich aufstellen: Es gibt keinen Satz, in dem man von zwanzig Wörtern nicht fünf weglassen könnte. Und wenn ich fünf sage, bin ich noch bescheiden.“ Paul Léautaud
Wir ziehen das jetzt etwas in die Länge, weiter gehts:
„Meister der Beredsamkeit ist der, der alles Nötige sagt und nur dies.“ La Rochefoucauld
„Tritt frisch auf – tu‘s Maul auf und hör‘ bald auf.“ Martin Luther
„Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.“ Theresia von Avila
„Befreie mich, o Herr, von der Vielrednerei, an der ich drinnen, in meiner Seele, leide; sie ist erbarmungswürdig.“ Augustinus
Kurz zur Erinnerung: Kürze und Klarheit: darum geht es in diesem Kapitel.
Recht zügig aufzählen: “Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen.“ Ludwig Wittgenstein
„Was ist der langen Rede kurzer Sinn?“ Friedrich Schiller
„Kurz sei dein Rat, wann immer du einen solchen gibst.“ Horaz
„Die Rede muss sogar den mit halbem Ohr Zuhörenden verständlich sein.“ Quintilian
Kurze Pause! 🙂
John F. Kennedy schließlich beendet dieses Kapitel mit einem Augenzwinkern (selbst zwinkern):
Visualisierung: “Eine gute Rede ist wie ein Bikini – knapp genug, um spannend zu sein, aber alle wesentlichen Stellen abdeckend.“ (Zitat einblenden!)
Das war Kapitel 13: Kürze und Klarheit. Zugegeben: Das war jetzt nicht die kürzeste Episode von allen, aber dafür war sie sehr klar! 🙂
Kapitel 14 – Stil und Form
„Wieviel in der Welt auf Vortrag ankommt, kann man schon daraus sehen, dass Kaffee aus Weingläsern getrunken, ein sehr elendes Getränk ist.“ Lichtenberg
Hier noch eine schöne Visualisierung dazu!
Machen wir mit 5 Stil- und Formtipps weiter:
1. Einfachheit: “Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern versteht.“ Bernard Shaw
2. Bescheidenheit: “Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen. Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt.“ Friedrich Nietzsche
3. Besonnenheit: “Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“ Johann W. Goethe
4. Unaufgeregtheit: “Blas dich nicht auf: sonst bringet dich zum Platzen schon ein kleiner Stich.“ Friedrich Nietzsche
5. Beredsamkeit: „Wenn du brillant über ein Problem reden kannst, scheint das Problem bereits gelöst zu sein.“ Stanley Kubrick
Stil und Form – darum geht es in diesem Kapitel; und es finden sich viele kluge Einfälle dazu in der Literatur.
Henry Kissinger, der bekannte amerikanische Außenminister, hält viel davon, frei zu sprechen, denn: „Eine abgelesene Rede garantiert, dass Ihnen das Publikum nicht zuhört.“
Und: „Jede Zahl in einem Vortrag halbiert die Zahl der Zuhörer.“ Roman Herzog
Noch einen Tipp zu Stil und Form für eine Rede hält Arthur Schopenhauer bereit:
Visualisierung: “Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“
Sprache, Sprache, und immer wieder: Sprache:
„Die Sprache der Wahrheit ist einfach.“ Euripides
Und Konfuzius empfiehlt eine Mäßigung bei der Wortwahl: “Wer in seinen Worten nicht maßvoll ist, von dem ist kaum zu erwarten, dass er handelt, wie er spricht. “
Mark Twain hat das Schlusswort mit diesem großartigen Satz: “Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist gewaltig. Es ist der Unterschied zwischen Blitz und Glühwürmchen.“ (Lightning und Lightning bug auf englisch)
Das war Kapitel 14: Stil und Form – wie Sie sehen, gibt es hier viele bemerkenswerte Erfahrungen, Ideen und Vorschläge. Noch mehr davon übrigens und zum Nachlesen, ganz in Ruhe, findet sich im Buch „Über die hohe Kunst der Kommunikation“. (vll. verlinken?)
Kapitel 15 – Meinungsverschiedenheit und Disput
Wilhelm Raabe macht den Anfang: „Wer mit mir reden will, der darf nicht bloß seine eigene Meinung hören wollen.“
Goethe hat dieses Verhalten beobachtet: Animation: “Gegner glauben uns zu widerlegen, indem sie ihre Meinung wiederholen und auf die unsre nicht achten.“ Goethe
Dabei wäre es doch so einfach: “Der denkende Mensch ändert seine Meinung.“ Nietzsche
Konrad Adenauer hat das mal legendär formuliert: “Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ Den zweiten Teil des Zitats kennen allerdings die wenigsten: „Nichts hindert mich, weiser zu werden.“ Adenauer
Erich Kästner formulierts bildhaft so: „Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen.“
Denn: “Beredsamkeit setzt Freiheit voraus, Offenheit, Unabgeschlossenheit, Vorläufigkeit.“ Walter Jens
Gibt es denn überhaupt Fakten? Das ist in Zeiten von fake news und alternativen Fakten eine provokante Frage, oder?
Aus dem antiken Griechenland wissen wir jedenfalls: Einblenden:
“Nicht Tatsachen, sondern Meinungen über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.“ Epiktet
Meinungsverschiedenheit und Disput – darum geht es in dieser Episode.
Goethe erkennt eine Art Naturgesetz: “Sowie etwas ausgesprochen ist, sogleich wird ihm auch widersprochen, wie der Ton gleich sein Echo hat.“ Goethe
Und das ist gut so: Einblenden: “Ich spreche nicht gern mit Leuten, die stets meiner Meinung sind. Eine Zeitlang macht es Spaß, mit dem Echo zu spielen, auf die Dauer aber ermüdet es.“ Carlyle
Dass es dabei nicht nur um Spaß geht, gibt Albert Einstein zu verstehen: „Ein Abend, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Abend.“ Einstein
Aber selbst dann, wenn wir im Sinne von Kooperation und Kompromiss unsere eigene Perspektive vorsichtig ins Spiel bringen möchten, kann das kniffelig werden: Einblenden (dann schrumpfen): “Wie schwierig ist es, dem Urteil eines anderen etwas zu unterbreiten, ohne sein Urteil durch die Weise, wie man es ihm unterbreitet, zu verderben! „ Blaise Pascal – Wie stellen wir es an, eine andere Perspektive zu würdigen und gleichzeitig die eigene stark zu machen?
Ganz und gar nicht kooperativ, sondern taktisch und machtbewusst denkend gibt Lichtenberg diesen Tipp:
„Beim Disputieren ist ein sehr feiner und bitterer Griff, erst die Gründe des Gegners noch viel stärker vorzustellen, als er sie selbst vorzustellen imstande war, und dann alles mit triftigen Gründen aus dem Wege zu räumen.“ Lichtenberg (Animation vll. sich aufblähender Luftballon, der dann platzt)
Zum Schluss noch dieses alltägliche Problem: “Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen.“ Romain Rolland
Das war Kapitel 15: Meinungsverschiedenheit und Disput
Kapitel 16 – Überzeugungskraft
Emotion und Leidenschaft, darum dreht sich hier (fast) alles:
“Du kannst von dem, was du nicht fühlst, nicht reden.“ Shakespeare
„Eifer ist das Salz der Beredsamkeit.“ Hugo
„Denn das Herz ist es, was den Redner macht, und die Ausdruckskraft der Empfindung.“ Quintilian
Animation: “In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst. „Augustinus
Überzeugungskraft – darum geht es in dieser Episode:
„Die Leidenschaften sind die einzigen Redner, die immer überzeugen.“ La Rochefoucauld
Und diese Leidenschaften müssen geweckt werden beim Publikum:
Einblenden: “Der Zuhörer ist nur dann wirklich gewonnen, wenn er liebt, was du versprichst, fürchtet, was du androhst, hasst, was du anklagst, gern tut, was du empfiehlst, bedauert, was du bedauernswert nennst.“ Augustinus
Zum Schluss der Episode zur Überzeugungskraft noch dieser raffinierte Schachzug:
„Um einen anderen zu überzeugen, muss man seine Angelegenheit ruhig und genau darlegen.Kratzen Sie sich dann am Kopf oder schütteln Sie ihn ein bisschen und sagen Sie dann, dass Sie sich aber möglicherweise auch irren können. Diese Bemerkung hindert Ihren Gesprächspartner daran, Ihnen gleich wütend zu widersprechen. Er wird eher versuchen, Ihnen zu helfen, die Wahrheit zu finden und Zweifel zu überwinden.“ Benjamin Franklin
Das war Kapitel 16: Überzeugungskraft – wir leiten direkt zu Strategie und Taktik über.
Kapitel 17 – Strategie und Taktik
Beginnen wir mit einem Ratschlag des historischen Machtpolitikers schlechthin: “Wer will, dass ihm die anderen sagen, was sie wissen, der muss ihnen sagen, was er selbst weiß. Das beste Mittel, Informationen zu erhalten, ist, Informationen zu geben.“ Machiavelli
Aber: „Sag deinem Freund nicht, was dein Feind nicht hören soll.“ Aratos von Soloi
Und: “Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ Claudius
„Überlege oft, was du über jemanden sagst und wem du es sagst.“ Horaz
Animation: “Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“ Tucholsky
„Wer sich tief weiß, bemüht sich um Klarheit; wer der Menge tief scheinen möchte, bemüht sich um Dunkelheit.“ Nietzsche
Diese Strategie kennt jeder: “Den Menschen ist die Sprache gegeben, um ihre Gedanken zu verbergen.“ Talleyrand – Mit andern Worten: Menschen lügen.
Etwas milder formuliert: “Ein guter Redner muss etwas vom Dichter haben, darf es also mit der Wahrheit nicht ganz mathematisch genau nehmen.“ Bismarck
Voltaire sieht das anders: “Alles, was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.“ Voltaire
Strategie und Taktik: darum geht es in diesem Kapitel.
Wie wirken Worte, wenn man sie immer und immer wieder sagt?
Einblenden: “Zum zehnten Mal wiederholt, wird es gefallen.“ Horaz
„Worte können wie winzige Arsendosen sein: Sie werden unbemerkt verschluckt; sie scheinen keine Wirkung zu tun – und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Ja, Worte können schweren Schaden anrichten, wehtun und verletzen. Klemperer
Wie stark auf der anderen Seite Lob wirkt, finden wir in diesen drei Zitaten zum Ausdruck gebracht (wie gestalten wir Aufzählungen grafisch?):
„Einschmeichelnde Worte haben ihr eigenes Gift.“ Publilius Syrus
„Im Lobe ist mehr Zudringlichkeit als im Tadel.“ Nietzsche
Und: “An Lob verträgt man bekanntlich ungemessene Mengen.“ Freud
Kann man sich das vielleicht zunutze machen? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Zu guter Letzt: „Rede nie schlecht über dich.“ Talleyrand
Das war Kapitel 17: Strategie und Taktik
Kapitel 18 – Verhandeln
Starten wir mit Kissinger, dem Meisterdiplomaten: „Damit es Fortschritte bei Verhandlungen gibt, ist ein Umfeld erforderlich, in dem ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte herrscht.“ Henry Kissinger
Sein Landsmann ergänzt: „Wir können nicht mit jenen verhandeln, die sagen: was mein ist, ist mein; und was dein ist, ist Verhandlungssache.“ JFK
Einblenden: “Gute Verhandlungstaktik besteht darin, die Antwort zu provozieren, die man haben will.“ Habe
Und wie geht das? Wie bekomme ich die Antwort, die ich haben will? „Charme ist ein Mittel, ein „JA“ zu erhalten, ohne präzise eine Frage danach gestellt zu haben.“ Albert Camus
Wie kann man erfolgreich verhandeln? Darum geht es in diesem Kapitel.
Vielleicht einfach ganz sachlich: „Die erbarmungsloseste Waffe ist die gelassene Darlegung der Fakten.“ Barre
Bertold Brecht dichtet: “Ein gutes Argument wirkt wundervoll. Nur nicht auf den, der etwas hergeben soll. “
Alles oder Nichts, das scheint hier die Devise: Animation: “Gehen Sie nur mit Siegesgewissheit in Verhandlungen. Treten Sie gar nicht erst an, wenn Sie Zweifel am Ausgang der Verhandlung hegen.“ Kurt Biedenkopf
Ob man verhandelt, wie man verhandelt, wie lange man verhandelt, all das sind wichtige Fragen: James William Fulbright, der amerikanische Politiker, gibt folgenden Tipp: “Es ist Unsinn, Türen zuzuschlagen, wenn man sie angelehnt lassen kann.“
Zum Schluss noch dies, Geduld, Geduld, denn: “Das Geheimnis des Erfolges ist zu wissen, wie man abwartet.“ de Maistre
Das war Kapitel 18: Verhandeln
Kapitel 19 – Interkulturelle Kommunikation
John Locke, der englische Aufklärer, berichtet von interessanten Beobachtungen: “Die Indianer, die wir als Barbaren schelten, beachten in ihren Gesprächen und Unterhaltungen weit mehr Anstand und Höflichkeit als wir: Man hört einander stillschweigend an, bis der eine ausgeredet hat, und dann antwortet der andere gelassen, ohne Lärm und Leidenschaft.“ John Locke
Und Platon, der grch. Philosoph der Antike, hat folgenden faszinierenden Satz formuliert: “Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt.“
Animation: “Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.“ Nestroy
Wie kann interkulturelles Miteinander gelingen?
“Der ist nicht fremd, wer teilzunehmen weiß.“ Goethe
Und Schopenhauer: “Denn überhaupt um fremden Wert willig und frei anzuerkennen und gelten zu lassen, muss man eigenen haben.“ Es geht also wieder um den Selbstwert – das Thema hatten wir schon einmal, als es um Gespräche ging.
Interkulturelle Kommunikation – darum geht es in diesem Kapitel. Toleranz spielt dabei natürlich eine Rolle.
Goethe hat diese bemerkenswerte Perspektive: “Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ Goethe
Voltaire aber formuliert: “Was ist das: Toleranz? Es ist die schönste Gabe der Menschlichkeit. Wir sind alle voller Schwächen und Irrtümer; vergeben wir uns also gegenseitig unsere Torheiten. Das ist das erste Gebot der Natur.“ Voltaire
Und wie lässt sich das ganz praktisch umsetzen? Vielleicht so: „Eine fremde Sprache lernen und gut sprechen, gibt der Seele eine innere Toleranz, man erkennt, daß alles innerste Leben sich auch noch anders fassen und darstellen lasse, man lernt, fremdes Leben achten.“ Berthold Auerbach
Das war Kapitel 19: Interkulturelle Kommunikation
Kapitel 20 – Humor, Scherz und Schlagfertigkeit
„Witz ist Intellekt auf dem Bummel.“ Was für ein wunderbarer Satz! Wilde
„Verstand und Genie rufen Achtung und Hochschätzung hervor, Witz und Humor erwecken Liebe und Zuneigung.“ Hume
Vielleicht auch in ernsten Angelegenheiten: „Ein Scherz, ein lachend Wort entscheidet oft die größten Sachen treffender und besser als Ernst und Schärfe.“ Horaz
Aus der gleichen Feder: Einblenden: „Was verbietet es, lachend die Wahrheit zu sagen?“ Horaz
Übrigens: „Wenn etwas im Scherz gesagt wird, ist es unfein, es ernst zu nehmen.“ Phaedrus
Humor, Scherz und Schlagfertigkeit – darum geht es in dieser Episode.
„Schlagfertigkeit: Erwiderung in Form einer vorsichtigen Beleidigung.“ Bierce
Aber nicht immer so ganz einfach, wie Mark Twain feststellt: Animation: “Schlagfertigkeit ist etwas, worauf du erst 24 Stunden später kommst.“ Mark Twain
Eine mögliche Erklärung: “Geistreiche Menschen geraten öfter in Verlegenheit als dumme; denn man muß Geist besitzen, um die Geistesgegenwart verlieren zu können.“ Börne
Humor macht das Leben mit Sicherheit leichter: “Nur Dummköpfe und Fanatiker haben überhaupt keinen Humor.“ Talleyrand
Und dies, das letzte Zitat unserer Videoserie, und – wie ich finde – ein würdiges Schlusswort: “Humor ist eines der besten Kleidungsstücke, das man in Gesellschaft tragen kann.“ Thackeray
Das war Kapitel 20: Humor, Scherz und Schlagfertigkeit
Hier gehts zum Videoseminar: https://www.udemy.com/course/hohe-kunst-der-kommunikation/learn/lecture/39980832#overview
Und hier gibt es das schöne Buch: https://www.amazon.de/Über-die-hohe-Kunst-Kommunikation/dp/3743958457