Wie findet man als Sozialpsychologe heraus, wie Menschen gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen eingestellt sind? Eine spannende Frage. Wie findet man heraus, was Menschen für Vorurteile hegen? Eine Befragung der Bevölkerung führt ganz sicher zu keinem repräsentativen Ergebnis. Denn mal ehrlich, wer würde schon wirklich zugeben, etwas gegen „Ausländer, Schwule und Dicke“ zu haben? Und selbst, wenn man tatsächlich zu glauben weiß, dass man absolut frei von Vorurteilen sei – stereotype Bilder existieren in dem Kopf eines jeden und das auch ganz unbewusst.
Psychologen haben in den letzten Jahren deshalb einen Test entwickelt, um diese unterbewussten Stereotype zu entlarven: Sie entwickelten das affektive Priming und den implizierten Asoziationstest (kurz IAT).
Bei diesem Test wird den Testpersonen am Bildschirm ein Wort gezeigt, welches sie im Folgenden als positiv oder negativ bewerten sollen. Um ein Beispiel zu nennen: Das Wort Himmel wird eingeblendet und die Testpersonen müssen angeben: positiv oder negativ? Bevor die Probanden jedoch das Wort Himmel eingeblendet bekommen, wird ihnen für 100 Millisekunden ein anderer Reiz eingeblendet, wie z.B. ein „afrikanisches Gesicht“. Danach erscheint für die Versuchspersonen das zu bewertende Wort. Die Psychologen fanden dabei heraus, dass diejenigen, die länger brauchen, z.B. Himmel als positiv zu bewerten, sind dunkelhäutigen gegenüber negativ eingestellt. Die Reaktionszeit gilt also als „indirektes Maß für die Geisteshaltung“.
Den Testpersonen werden in zwei Durchgängen vier Typen von Reizen vorgelegt. Zwei von diesen bilden immer ein Kontrast, wie z.B. Wörter mit positiver und negativer Bedeutung und Bilder, auf denen zum einen junge Menschen zu sehen sind und zum anderen alte Menschen. Dabei gibt es jedoch nur zwei Antworttasten. „Im ersten Durchgang muss der Teilnehmer nun sowohl auf positive Begriffe als auch auf Fotos von Senioren mit der einen Taste, auf negative Begriffe und Fotos junger Menschen mit der anderen Taste reagieren. Im zweiten Durchgang wird die Tastenzuordnung für „jung“ und „alt“ getauscht. Die meisten Versuchspersonen sind bei der Kopplung von „negativ“ und „alt“ schneller. Dieser Befund passt zur negativen Sicht auf das Altern, die in unserer Kultur verbreitet ist.“
Diese Tests sind haben natürlich keine 100-prozentige Aussagekraft. Aber sie erlauben einen Zugang zu den automatischen Prozessen des menschlichen Gehirns. Diese Tests sind allerdings nicht nur auf die Bestimmung und Untersuchung von Stereotypen bestimmt, sondern werden mittlerweile auch in der Suchtforschung eingesetzt.
Mehr dazu unter http://www.spektrum.de/frage/wie-misst-man-vorurteile/1538527
Lust, den IAT selber mal zu machen? https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/selectatest.jsp
Kinder haften für die Voruteile ihrer Eltern: http://hyperkulturell.de/wp-admin/post.php?post=3539&action=edit