Der Begriff Third Culture (dt.: Drittkultur) beschreibt den gemeinsamen Lebensstil multikulturell erfahrener Menschen als Kultur im weiteren Sinne. Von häufigen Orts- und Kulturwechseln geprägte Individuen entwickeln eine Drittkultur, die weder die Heimatkultur noch die Kultur des Gastlandes widerspiegelt und auch keine bloße Addition beider ist (vgl. Richter 2011, 21). Vielmehr ist die Drittkultur die Gesamtheit aller bekannten kulturellen Marker und Praktiken, die die Person ihrem kulturellen Reservoir hinzugefügt hat.
Auch ist davon auszugehen, dass bei einem steigenden Grad an Globalisierung die Third Culture als Kultur der dauerhaft Mobilen stetig wachsen und in ihren Akteur*innen manifest wird (vgl. Pollock/ van Reken 2003, 19).
Den Begriff etablierten die Soziolog*innen John Useem und Ruth Hill Useem in den 1950er/60er Jahren in den USA. Vertiefend setzten sich David C. Pollock und Ruth van Reken mit der Erforschung sogenannter Third Culture Kids (TCK) auseinander und prägten das Forschungsfeld maßgeblich.
Besonders am Beispiel von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund der beruflichen Situation ihrer Eltern in unterschiedlichen Kulturräumen Enkulturationsprozesse durchlebt haben, lässt sich der Begriff deutlich machen. Third Culture Kids antizipieren Elemente aller Kulturen, denen sie begegnen, nehmen aber keine vollends an und kreieren so ihre eigene Kultur, die Drittkultur.
„Trotz enormer Vielfalt und Individualität innerhalb der Gemeinschaft der Third Culture Kids handelt es sich bei TCK um ein Phänomen mit essentiellen und repräsentativen Gemeinsamkeiten“ (Richter 2011, 23). Der von häufiger Relokalisation und Expatriation geprägte Lebenslauf der Third Culture Kids macht sie nicht nur anpassungsfähig und tolerant, sondern bildet sie als Expert*innen transkultureller Erfahrungen zu ausgesprochener interkultureller Kompetenz aus (vgl. Richter 2011, 26).
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Literatur
Richter, Nina (2011): Das Phänomen Third Culture Kids. In: Third Culture Kids. Transkulturelle Kindheits- und Jugenderfahrungen. Marburg: Tetum, 19–31.
Pollock, David C./ Rethen, Ruth van (2003): Third Culture Kids: Aufwachsen in mehreren Kulturen. Marburg: Francke.
Third Culture Kids – Weltbürger oder irgendwo dazwischen? | Kinder- und Jugendmigration | bpb.de
Transkript zum Erklärfilm
Der Begriff Third Culture — auf Deutsch Drittkultur — beschreibt den Lebensstil multikulturell erfahrener Menschen. Von häufigen Orts- und Kulturwechseln geprägte Individuen entwickeln eine Drittkultur, die weder der Heimatkultur noch der Kultur des Gastlandes entspricht und auch keine bloße Addition beider Kulturen ist. Vielmehr ist die Drittkultur die Gesamtheit aller kulturellen Marker und Praktiken, die die Personen ihrem kulturellen Reservoir hinzugefügt haben. Sie erkennen also die Elemente aller Kulturen, denen sie begegnen, nehmen aber keines vollends an und kreieren so ihre eigene Kultur, die Drittkultur.
A true intercultural incident is described in the book Intercultural stories: Human encounters from all over the world – funny, instructive, true to life:
Tipping = insult
I experienced a lot with my friend in China. On a particularly hot day, we wanted to visit West Lake near Hangzhou with our tour group and hired a small coach. When we finally got off the bus after a very bumpy ride, we wanted to leave a pack of cigarettes for the bus driver who was waiting for us.
We knew that tipping is not well regarded in China. The Chinese even feel offended in their honor, as the tip shows the ordinary citizen „You don’t earn enough money. Here, so that you can afford something for once“.
So we thought, because almost everyone smokes in China anyway, we’d leave him a few cigarettes. The bus driver saw the cigarettes lying in his bus, called out to us and gave us the packet back with a serious face. When we explained to him that the cigarettes were a gift from us to him, he took off and gave the pack to a homeless man sitting on the ground in the bus parking lot. When we returned to the bus, the bus driver gave us a strange look. His mood towards us had deteriorated.