Der Begriff Subkultur stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Unter-Kultur“. Im Soziologie-Lexikon findet sich folgende Begriffsdefinition: „Unter Subkultur versteht man eine in sich geschlossene gesellschaftliche Teilkultur, die sich in ihren Institutionen, Werten, Normen, Bedürfnissen, Verhaltensweisen und Symbolen von der gesellschaftlich dominierenden Kultur (z. B. Mittelschichtskultur) unterscheidet.“ (Reinhold 2017, 661)
Zum ersten Mal wurde der Terminus der Subkultur in den 1940er/50er Jahren durch den amerikanischen Soziologen Milton Gordon hervorgebracht (vgl. Wurschi 2007, 21 f.). Forscher der Chicagoer Schule stellten Untersuchungen an, mit denen Regelmäßigkeiten im abweichenden Verhalten Jugendlicher nachgewiesen werden sollten. Das Ergebnis war, dass diese Jugendlichen vorwiegend aus ökonomisch schwachen Milieus stammten und aus Mangel an Perspektiven die Werte der vorherrschenden Kultur verletzten. In den 70er Jahren wurde dieser Ansatz um die Differenzierung der bewusst kriminell ausgerichteten Subkulturen erweitert (vgl. Reinhold 2017, 662).
In der Forschung findet eine Unterscheidung zwischen einer freiwilligen und unfreiwilligen Teilnahme statt. Unfreiwillige Subkulturen entstehen durch Diskriminierung, Zugehörigkeit einer ethnischen Minderheit und Unterprivilegierung. Freiwillige Subkulturen, die eine Alternative zur vorherrschenden Kultur bilden wollen und bessere Lebensumstände anstreben, werden auch als Gegenkultur bezeichnet (vgl. Reinhold 2017, 662).
Die primäre Betrachtung und die Fokussierung auf männliche Jugendlichen bei den bisherigen Subkulturforschungen gerieten stark in den Diskurs. Frauen und Mädchen wurden zu wenig in die Subkulturforschung einbezogen (vgl. Reinhold 2017, 664).
Im Hinblick auf das Potenzial und den Einfluss von Subkulturen auf den gesellschaftlichen Wandel lassen sich gegensätzliche Meinungen ausmachen. Auf der einen Seite wird ihnen Veränderungspotenzial zugesprochen, auf der anderen Seite wird der Einfluss von Subkulturen eher als gering eingeschätzt (vgl. Hügel 2003, 71). Kritisiert wird außerdem der Mangel an Dynamik in der Theorie von Subkulturen. Gesellschaftliche Entwicklungen und aktuelle Probleme erhalten kaum Einzug in die Forschung (vgl. Reinhold 2017, 664).
Ein Beispiel für eine Subkultur ist die Punk-Subkultur. Punk entstand in den 1970er Jahren in Großbritannien als Reaktion auf die politische und soziale Unzufriedenheit vieler Jugendlicher. Die Subkultur entwickelte sich zunächst in der Musikszene, breitete sich aber schnell auf andere Lebensbereiche aus und wurde zu einer eigenständigen Bewegung.
Punk zeichnet sich durch eine rebellische und nonkonformistische Haltung aus. Die Punks lehnten die etablierten Normen und Werte der Gesellschaft ab und setzten stattdessen auf Individualität und Selbstdarstellung. Ihre Kleidung war oft provokativ und auffällig, mit Piercings, Irokesenfrisuren, Nieten, Sicherheitsnadeln und bunten Haaren. Auch die Musik spielte in der Punk-Subkultur eine zentrale Rolle. Punks bevorzugten aggressive und energiegeladene Musik wie Punkrock, die oft politische oder soziale Botschaften transportierte. Bands wie die Sex Pistols oder The Clash gelten als Pioniere des Punk-Genres und wurden zu wichtigen Symbolfiguren der Bewegung. Die Subkultur bestand aber nicht nur aus Mode und Musik. Es entstanden eigene Werte und Verhaltensweisen, die sich von der Mainstream-Gesellschaft unterschieden. Punks legten großen Wert auf Selbstbestimmung, Toleranz, Kreativität und Gemeinschaftssinn. Sie organisierten alternative Veranstaltungen wie DIY-Konzerte, Kunstausstellungen und politische Versammlungen. Politischer Aktivismus war ebenfalls ein elementarer Bestandteil der Bewegung, und viele Punks engagierten sich in sozialen und politischen Aktionen gegen Rassismus, Sexismus und andere Formen der Unterdrückung. Die Szene hat sich seit ihren Anfängen stark weiterentwickelt und ist auch heute noch aktiv. Innerhalb des Punk gibt es verschiedene Untergruppen wie Anarcho-Punk, Street-Punk oder Pop-Punk mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausdrucksformen. Die Subkultur übte auch Einfluss auf andere gesellschaftliche Bereiche wie Mode, Kunst oder alternative Lebensstile aus.
Das Beispiel der Punk zeigt, wie eine Subkultur aus einem bestimmten sozialen Kontext heraus entsteht, eigene Werte und Normen entwickelt und einen alternativen Lebensstil fördert. Subkulturen dienen oft als Ausdrucksform für Menschen, die sich von der Mainstream-Kultur nicht repräsentiert fühlen und alternative Gemeinschaften und Räume schaffen wollen, in denen sie sich frei ausdrücken und vernetzen können.
Eine Hyperkultur ist eine Art Hochkultur oder kulturelle Bewegung, die viele verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Subkulturen oder traditionellen Kulturen in sich vereint. Sie entsteht oft durch die weltweite Vernetzung und den Austausch von Informationen, Ideen und Werten durch moderne Kommunikationsmittel wie das Internet. Eine Hyperkultur kann sich auf verschiedene Bereiche wie Musik, Kunst, Mode, Lebensstile oder Ideologien erstrecken.
Sie ist das Gegenteil einer Subkultur, da sie nicht abgrenzend oder separatistisch ist, sondern eine Verschmelzung verschiedener Einflüsse und Strömungen darstellt. Eine Hyperkultur kann als eine Art „Meta-Kultur“ betrachtet werden, die Elemente verschiedener Subkulturen miteinander verbindet und neue hybride Formen hervorbringt.
Eine Hyperkultur kann als Ausdruck der globalisierten Welt und der Verschmelzung von Kulturen und Subkulturen gesehen werden. Durch die digitale Vernetzung und den leichteren Zugang zu Informationen ist es einfacher geworden, kulturelle Einflüsse aus verschiedenen Teilen der Welt zu kombinieren und neue Ausdrucksformen zu schaffen.
Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…
Literatur
Hügel, Hans Otto (2003): Handbuch populäre Kultur. Begriffe, Theorien und Diskussionen. Stuttgart: Metzler.
Reinhold, Gerd (2017): Soziologie-Lexikon. Online Ausgabe. Berlin/ Boston: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
Wurschi, Peter (2007): Rennsteigbeat, Jugendliche Subkulturen im Thüringer Raum 1952-1989. Köln: Böhlau.
Transkript zum Erklärfilm
Der Begriff Subkultur bedeutet so viel wie „Unter-Kultur“. Eine Subkultur ist eine in sich geschlossene Teilkultur, die sich von der gesellschaftlich dominierenden Kultur unterscheidet. Sie zeichnet sich durch besondere Institutionen, Werte, Normen, Verhaltensweisen oder Symbole aus. In der Forschung wird zwischen der unfreiwilligen und freiwilligen Teilnahme an einer Subkultur unterschieden. Unfreiwillige Subkulturen entstehen durch Diskriminierung, die Zugehörigkeit zu einer Minderheit oder durch Unterprivilegierung. Freiwillig sind Subkulturen, die eine Alternative zur vorherrschenden Kultur bilden wollen und bessere Lebensumstände anstreben.
A true intercultural incident is described in the book Intercultural stories: Human encounters from all over the world – funny, instructive, true to life:
Pig or not pig …
An acquaintance of mine met a new friend during his first few weeks at secondary school. When he asked at home if he could come for a visit soon, his mother was delighted with the quick connection at the new school and agreed. For the visit, she wanted to cook something that all children like to eat and that she wouldn’t go wrong with. She decided on spaghetti bolognese, her son’s favorite dish.
As soon as everyone was seated at the table, she wanted to fill her friend’s plate. However, he refused, saying that he was Muslim and therefore did not eat pork. The mother was perplexed, as her son had never mentioned the friend’s Turkish origin or even his name beforehand. When the Muslim boy’s next visit was due, she wanted to make up for her faux pas, even though the boy had repeatedly emphasized that it was no big deal. She picked out an elaborate recipe without pork and prepared a delicious dessert.
As soon as her son’s friend walked through the door, she greeted him effusively and announced the menu with a beaming smile. The boy replied, somewhat embarrassed: „I’m sorry, but I’m not eating anything today. It’s Ramadan.“
Knife, fork? Chopsticks!
A friend told me about her first class trip in elementary school. One of her classmates didn’t eat anything at lunch on the first day, saying she wasn’t hungry. However, when she showed signs of not eating again the following day, the teacher intervened and asked if she wasn’t feeling well. This brought tears to the girl’s eyes. The teacher was very worried and feared she was homesick or even ill. In the end, however, it turned out that the pupil, whose family came from China, had simply never eaten with a knife and fork in her life. At home, the family ate exclusively with chopsticks. For fear of embarrassing herself in front of her classmates and looking clumsy, the girl had not dared to eat anything.
1x slippers, please.
A friend of mine visited a fellow student in Japan some time ago, whose family invited him for dinner on the first day. When he entered the apartment, he saw a pair of slippers standing in the direction of the apartment. However, he thought nothing of it, took off his shoes and entered. His host immediately pointed out to him that the slippers were meant for him. In addition, the guest, like everyone else, should place his shoes in the direction of the front door. My friend did as he was told.
Interestingly, his student friend told him that it is customary in Japan to explain anything unclear to strangers only once. If this is not heeded in future, it is considered impolite. The situation is then accepted and the guest is not told again.
National Day of Mourning?
My Italian teacher told me that he had lived in many different countries during his childhood and youth – including Venezuela, Chile, Spain and for the longest time in Italy – and was therefore familiar with many customs and traditions of the different cultures.
Before moving to Germany as a young adult, he had lived in Italy for quite some time. His first time in Germany was in December, just before Christmas. As is so common in Germany at Christmas time, there were candles in various shapes and colors in every shop window and on the windowsills of apartments and houses. My teacher knew this tradition from Italy in a completely different situation: in Italy, people place candles on the windowsills when someone has died. In Germany, however, almost every window was lit up, so he thought that someone important had died or that it was a kind of national day of mourning.