Der Begriff ‘Neonazismus’ meint eine politische Gruppierung, welche als Kernmerkmal die „Bestrebung (nach 1945) zur Wiederbelebung des Nationalsozialismus” innehat. Die wesentlichen Merkmale, wonach sich die Ideologie der Gruppierung richtet, sind Nationalismus, Rassismus, sowie ein geforderter autoritärer “Führerstaat” und darüber hinaus die Abschaffung demokratischer Grundsätze. Im Gegensatz zu dem subkulturellen Rechtsextremismus zeichnen sich Neonazis durch einen stärkeren politischen Aktivismus aus. Ein größerer Teil der neonazistischen Szene identifiziert sich unmittelbar mit der Ausrichtung der politischen Führung und der rassistischen Gesinnung der NS-Zeit, in welcher diese autoritäre staatliche Ordnung als das Ideal angesehen wird. „In Teilen der Szene wird die Politik Adolf Hitlers allerdings als Abkehr von der „reinen Lehre“ des vermeintlich wahren Nationalsozialismus angesehen.”
Ab ungefähr Ende der 1970er bildeten sich, vor allem in der DDR (1949-1990) neonazistische Gruppierungen, die im Gegensatz zu Altnazis keine direkte Verbindung zum Dritten Reich und Adolf Hitlers Regime haben. Vertreter des Neonazismus sind also vor allem Jugendliche, die die Ideologien des Nationalsozialismus vertreten und auch eine höhere Gewaltbereitschaft zeigen.
1996 gelang es dem NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) – Bundesvorsitzenden Udo Voigt immer mehr Teile und Gruppierungen des rechtsextremen Spektrums für seine Partei zu gewinnen, woraufhin auch die öffentliche politische Aktivität zunehmend gestiegen ist. Seit 1997 finden jährlich mehr als 100 Demonstrationen, Aufmärsche und Kundgebungen der rechtsradikalen Szene statt.
In 2000 wurden wegen der hohen Aggressivität und Gewaltbereitschaft zahlreiche Vereine verboten und es kam zur Bildung lockerer Personenzusammenschlüsse, auch Kameradschaften genannt. Es werden 2200 Neonazis gezählt.
Für das Jahr 2007 wird das neonazistische Personenpotenzial vom Verfassungsschutz des Bundes auf etwa 4400 Personen geschätzt und es gibt etwa 107 neonazistische Gruppierungen und Organisationen. Zu öffentlichen Veranstaltung erscheinen meist etwas über 5.000 Rechtsextremisten.
Ab 2010 nahmen die Zahlen der öffentlichen Veranstaltungen ab, da Aktivisten immer wieder dagegen wirkten. Der Verfassungsschutz zählt 153 neonazistische Gruppierungen und 5.600 Neonazis.
2019. Rechtsextremistische Szenen vernetzten sich nun auch in Musikszenen und subkulturellen Mischszenen (Hooligans/Rocker). Es werden 6.600 Sonstiges rechtsextremistisches Personenpotenzial und parteiunabhängigen Strukturen gezählt. Insgesamt wird das rechtsextremistische Personenpotenzial auf 32.080 geschätzt und davon sind etwa 13.000 gewaltorientierte Rechtsextremisten.
Anhänger des Neonazismus lassen sich anhand verschiedener Merkmale identifizieren:
Früher konnte man Anhänger und Verfechter der rechtsextremen, politischen Einstellung oftmals an ihrer Optik erkennen. Bomberjacken, Springerstiefel und Skinheads waren das typische äußere Erscheinungsbild. Heute ist dies jedoch nur noch eines mehrerer Vorurteile.
In der Öffentlichkeit werden oft Runen (z.B.: schwarze Sonne), Zeichen aus der nordischen Mythologie (zum Beispiel das weiße Keltenkreuz als Symbol für die “weiße Rasse”) oder ähnliche Symbole verwendet, mit denen die Gruppierungen sich identifizieren. Ebenfalls werden folgende Zahlencodes in der Öffentlichkeit immer wieder verwendet: 18 (Adolf Hitler), 88 (Heil Hitler), 14 (14 words – David Lane), 19/8 Sieg Heil), 28 (blood and honour), uvm. .
Solche Symbole und Zeichen werden in der Öffentlichkeit genutzt, beziehungsweise gemalt oder geschrieben, um Gegner zu provozieren und beim Lesen das Gefühl von Zugehörigkeit und Gemeinschaft zu stärken. Auch Events wie das Fest der Sonnenwende oder “Ostara”- Feste werden als Vorwand genutzt um sich als rechtsextremistische Subkultur zu treffen. Ebenfalls drücken bestimmte Marken, die Kleidung oder Musikrichtungen eine gewisse Zugehörigkeit aus:
Alle Neonazis sind Rechtsextremisten, aber nicht alle Rechtsextremisten sind Neonazis. Man kann aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes nicht feststellen, ob jemand der Subkultur Neonazismus angehört oder nicht.
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Literatur
Adler, Sabine: Die DDR und ihre Neonazis: Real existierender Rechtsextremismus, 10.10.19, https://www.deutschlandfunk.de/die-ddr-und-ihre-neonazis-real-existierender.862.de.html?dram:article_id=460746 (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
Egenberger, Christopher (2008): Woran erkenne ich Rechtsextreme? https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41314/woran-erkenne-ich-rechtsextreme?p=0 (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
Hennig Eike (1993) Neonazistische Militanz und fremdenfeindliche Lebensformen in der »alten« und »neuen« Bundesrepublik Deutschland. In: Otto HU., Merten R. (eds) Rechtsradikale Gewalt im vereinigten Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.https://doi.org/10.1007/978-3-322-97285-9_5 (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
Nandlinger, Gabriele: Wann spricht man von Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus oder Neonazismus….? 25.07.2008. https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41312/was-ist-rechtsextrem?p=1 (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
Radke, Johannes: Der rechtsextreme „Kampf um die Straße“, 14.05.2014, https://www.bpb.de//politik/extremismus/rechtsextremismus/184385/der-rechtsextreme-kampf-um-die-strasse (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
https://www.duden.de/rechtschreibung/Neonazismus (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
https://www.verfassungsschutz.de/de/service/glossar/neonazismus-neonationalsozialismus (zuletzt aufgerufen am 04.12.2020)
https://verfassungsschutzberichte.de/pdfs/vsbericht-2000.pdf
https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63273/vsb2010.pdf?sequence=1&isAllowed=y
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/sicherheit/vsb-2019-gesamt.pdf;jsessionid=D85C31A0CE27AF43F9A33470530E6D27.1_cid287?__blob=publicationFile&v=5
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Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht von Benjamin Haag geschildert:
Zu dritt
Meine Familie und ich kamen 1992 aus Kasachstan nach Deutschland. Obwohl meine Eltern Deutsch als Fremdsprache in der Schule gelernt hatten und auch ziemlich schnell nach unserer Ankunft einen Sprachkurs belegten, hatten sie öfter Verständigungsschwierigkeiten. Einmal gingen meine Eltern und meine Tante gemeinsam spazieren und erblickten die Ruine eines alten Schlosses irgendwo in Süddeutschland. Vor dem Eingang stand ein Schild mit der Aufschrift Kein Zutritt.
Also wartete mein Vater vor dem Eingang und ließ meiner Mutter und meiner Tante den Vortritt, um sich in der Ruine umzusehen. Kurz nachdem sie hineingingen, kam ein Wachmann und fragte, was sie in der Ruine zu suchen hätten, da der Zutritt doch verboten sei. Meine Mutter war verwirrt und verstand nicht, was sie falsch gemacht hätten, da sie nur zu zweit waren und ihr Mann sogar extra draußen wartete, da es laut dem Schild verboten sei, zu dritt hineinzugehen.
Iren in Berlin: Schock in der Sauna
Ich beschloss, einen Freund in Berlin für ein Wochenende im September zu besuchen. Am Freitag gingen wir zu einer Party und am Samstag waren wir sehr verkatert.
Meine Heimatuniversität in Irland hat neben dem Schwimmbad eine Sauna, die ich bei einer Krankheit oder einem Kater nutze. Auch mein Freund entdeckte eine Sauna in der Nähe seiner WG. Also kauften wir uns Badekleidung und gingen in die Sauna. In der Sauna setzte sich plötzlich ein Mann neben meinen Freund. Er war völlig nackt.
Wir verließen völlig schockiert die Sauna. Später erklärte uns der deutsche Mitbewohner meines Freundes, dass es in Deutschland normal sei, in Saunas keine Badesachen zu tragen. In Irland hingegen tragen wir immer Schwimmkleidung. Es war sehr lustig, aber ich denke, Saunas in Deutschland sind nichts für mich.