Hotwords sind Wörter, die Rich Points* zusammenfassen (vgl. Heringer 2017, 181). Des Weiteren sind Hotwords „Wörter, die in besonderem Maße durch kulturelle Bedeutungen aufgeladen sind“ (Rössler 2008, 23). Hotwords werden als heiß bezeichnet,
„weil sie brennende Fragen dieser Kultur behandeln,
weil sie strittig sein mögen,
weil sie kulturelle Brennpunkte benennen,
weil sie aktuell sind“ (Heringer 20072, 174).
Die Bedeutung von Hotwords ist in einem Wörterbuch schwer zu finden. Um diese Wörter verstehen zu können, muss zuerst die Kultur der Sprache verstanden werden. Nur so können die nötigen kommunikativen Kompetenz erworben werden (vgl. Herringer 2017, 181).
Hotwords spielen in der Geschichte oder im sozialen Leben eine große Rolle. Zudem können an ihnen Argumentationen sowie Emotionen positiver oder negativer Art hängen (vgl. Heringer 2017, 181).
Im interkulturellen Kontext können Hotwords von großer Bedeutung sein, da sie auf bestimmte kulturelle oder historische Hintergründe verweisen und so die Kommunikation beeinflussen können. Ein Hotword kann in einer Kultur als normal angesehen werden, während es in einer anderen Kultur als tabu oder beleidigend gilt. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten zwischen den Kulturen führen. Darüber hinaus können Hotwords auch als Instrument zur interkulturellen Verständigung eingesetzt werden. Durch die Diskussion und Reflexion über verschiedene Hotwords können Menschen aus unterschiedlichen Kulturen lernen, die Perspektiven und Befindlichkeiten anderer zu verstehen und ihre Kommunikation entsprechend anzupassen. Hotwords können auch dazu führen, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen unterschiedliche Assoziationen und Reaktionen haben. Zum Beispiel kann das Wort „Religion“ in einigen Kulturen ein positives Konzept sein, das mit Spiritualität und Glauben assoziiert wird, während es in anderen Kulturen negativ besetzt ist und religiöse Spannungen hervorrufen kann.
Ein typisches Beispiel für ein deutsches Hotword ist Heimat (vgl. Heringer 2017, 181 f.). Weitere Beispiele für Hotwords sind Freiheit, Meinung, Bildung, Arbeit usw.
*Rich Points sind Momente oder Aspekte einer interkulturellen Kommunikation, die besonders bedeutsam, interessant oder wichtig sind. Sie sind Situationen, in denen es zu Missverständnissen, Konflikten oder zur Entdeckung von kulturellen Unterschieden kommt. Diese Momente können dazu beitragen, das Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu fördern und die Kommunikation zu verbessern. Sie können in verschiedensten Formen auftreten. Zum Beispiel kann es sich um verbale Missverständnisse handeln, bei denen Worte oder Ausdrücke in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Bedeutungen haben. Ein solches Missverständnis kann zu Konflikten führen, aber auch die Möglichkeit bieten, über kulturelle Unterschiede zu sprechen und voneinander zu lernen. Ein weiteres Beispiel für Rich Points sind nonverbale Kommunikationssignale, die in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen haben. Zum Beispiel können Gesten, Blickkontakt oder Körperhaltung in einer Kultur als respektvoll und höflich angesehen werden, während sie in einer anderen Kultur als unhöflich oder provokativ interpretiert werden könnten. Das Verständnis dieser Unterschiede kann zu einer verbesserten interkulturellen Kommunikation führen. Darüber hinaus können auch kulturelle Werte und Normen zu Rich Points führen. Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was als angemessen, unhöflich, höflich, sympathisch oder respektlos angesehen wird. Wenn diese Werte und Normen in der interkulturellen Kommunikation nicht beachtet werden, können Missverständnisse und Konflikte entstehen. Rich Points können dazu beitragen, diese Unterschiede zu identifizieren und zu diskutieren, um das Verständnis und die Akzeptanz zwischen den Kulturen zu fördern. Die Identifizierung von Rich Points ist eine wichtige Methode in der interkulturellen Kommunikation, um das Bewusstsein für Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu schaffen. Sie dient dazu, Konflikte zu vermeiden, das Verständnis zu fördern und letztendlich zu einer effektiveren interkulturellen Kommunikation beizutragen. Rich Points sind also Schlüsselmomente, die dazu beitragen können, die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu verbessern und den interkulturellen Austausch zu bereichern.
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Literatur
Agar, Michael (1994): The intercultural frame. In: International Journal of Intercultural Relations 18.
Dudenverlag: https://www.duden.de/rechtschreibung/Hotspot [29.08.2019].
Heringer, Hans Jürgen (2017): Interkulturelle Kommunikation. Grundlagen und Konzepte. 5. Aufl. Tübingen: Francke.
Rössler, Andrea (2008): Erfolgreiche Wortschatzaneignung im Spanischunterricht. In: Lüning, Marita/ Rössler, Andrea/ Sommerfeldt, Kathrin/ Strickstrack-García, Roswitha/ Vences, Ursula/ Wlasak-Feik, Christine (Hrsg.): Prinzipien und Methoden des Spanischunterrichts. Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch. Seelze: Friedrich, 20–25.
sylviaschuetze,+PFLB_2_4_III_3_88-104_Janssen_Beitrag.pdf
Transkript zum Erklärfilm
Hotwords sind Wörter, die stark durch kulturelle Bedeutungen aufgeladen sind. Sie sind mit strittigen Sachverhalten und kultureller Identität verbunden und lassen sich deshalb selbst von Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern schwer definieren. Um ein Hotword verstehen zu können, muss deshalb zuerst die Kultur der Sprache verstanden werden. Ein typisches Beispiel für ein deutsches Hotword ist Heimat.
Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht geschildert:
Peace
Im Rahmen eines Schüleraustausches war ich 2008 für knapp zwei Wochen in England. Ich war in der Familie meiner Austauschpartnerin untergebracht, die in meinem Alter war und die später auch in meine Familie nach Deutschland kam. Über die Tage lernte ich in der Schule auch ihre Freunde und Klassenkameraden kennen. Auch mit den anderen deutschen Austauschschülern meiner Schule verbrachte ich viel Zeit. Zur Erinnerung haben wir sehr viele Fotos geschossen. Wie es damals mit 14 Jahren so üblich war, zeigte man auf vielen Bildern das Peace-Zeichen (eigentlich das Zeichen von „Victory“: Zeigefinger und Mittelfinger zu einem V ausgestreckt). Da es in Deutschland egal war, ob man die Rück- oder Vorderseite der Finger in die Kamera hält, haben eben einige von uns deutschen Schülern die Rückseite der Finger in die Kamera gehalten. Daraufhin wurden wir böse von den englischen Schülern angeschaut. Auf die Frage, was denn auf einmal deren Problem war, erklärten sie uns, dass in England das umgedrehte Peace-Zeichen gleichzusetzen ist mit dem ausgestreckten Mittelfinger, der als nonverbales Schimpfwort verstanden wird. Wir entschuldigten uns und erklärten, dass dies in Deutschland nicht der Fall ist.
Hand und Hintern
Im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit für ein internationales Studentennetzwerk lernte ich eine Studentin aus Indien kennen. Sie war sehr sympathisch und freundlich. Was mir recht bald auffiel, war, dass sie jedem, den sie begrüßte, stets die linke Hand statt der rechten reichte. Mit aller gebotenen Rücksicht versuchte ich, sie darauf anzusprechen, fragte, ob sie sich womöglich an der rechten Hand verletzt hatte, zumal sie allem Anschein nach Rechtshänderin war.
Zum Glück nahm sie meine Frage nicht negativ auf. Im Gegenteil, die Frage amüsierte sie offensichtlich. Es stellte sich heraus, dass sie in der Tat Rechtshänderin war. Doch weder eine Verletzung noch der Wille, die linke Hand häufiger in das Alltagsgeschehen zu integrieren, waren hier der ausschlaggebende Grund. Vielmehr gehört es in Indien zum Ausdruck der Höflichkeit und Etikette, seinem Gegenüber bei der Begrüßung stets die linke Hand zu reichen. Denn mit der rechten Hand, so heißt es, wische man sich den Hintern ab. Das amüsierte nun auch mich und ließ zugleich die Frage in mir aufkommen, was Knigge wohl dazu sagen würde.
Blickkontakt
Eine deutsche junge Frau und ein türkischstämmiger junger Mann hatten im Internet auf einer Auktionsplattform Kontakt. Sie trafen sich in Hannover, um die Ware gegen das Geld zu tauschen. Als die Frau den vermeintlichen Käufer entdeckte, der im Auto saß, ging sie zu ihm und wunderte sich, dass er nicht ausstieg. Die beiden unterhielten sich eine Weile und die Frau bemerkte, dass der junge Mann sie nie ansah, sondern immer nur auf den Boden blickte. Er stieg auch weiterhin nicht aus dem Auto aus. Nachdem die beiden die Ware und das Geld ausgetauscht hatten, gingen sie ihrer Wege.
Einige Stunden später bot der junge Mann der jungen Frau an, dass sie jederzeit auf ihn zukommen könne, wenn sie noch etwas benötigen würde und dass sie beim Treffen hübsch angezogen gewesen sei. Die Frau wunderte sich, woher der Junge dies wissen konnte, da er sie während der gesamten Unterhaltung nicht angeschaut hatte. Sie bedankte sich und fragte, woher er wüsste, was sie getragen hatte. Er erklärte, dass es für ihn normal sei, ihm unbekannte Menschen und solche, die älter sind als er, ohne Erlaubnis aus Respekt nicht anzuschauen. Die junge Frau war im Nachhinein froh, dass sie während der Begegnung freundlich geblieben war. Denn der junge Mann wollte sich nicht abwertend, sondern lediglich höflich verhalten.