„Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt“, erklärte Horst Seehofer letzte Woche in einem Interview. Angesichts der etwa 4 Millionen Muslime, die in Deutschland leben, eine sicherlich gewagte Aussage – aber keine neue.
Die Frage „Gehört der Islam zu Deutschland?“ wird vor allem von PolitikerInnen immer mal wieder aufgeworfen und doch unterschiedlich beantwortet. Während der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff (CDU) 2010 verkündete: „Der Islam gehört inzwischen zu Deutschland“, äußerte sich Volker Kauder (CDU) skeptischer: „Der Islam ist nicht Teil unserer Tradition und Identität in Deutschland und gehört somit nicht zu Deutschland. Muslime gehören aber sehr wohl zu Deutschland. Sie genießen selbstverständlich als Staatsbürger die vollen Rechte.“
Die Debatte stößt auf fruchtbaren Boden. So sind viele Deutsche verunsichert, zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Politik und sorgen sich um ihre Zukunft – Auch das interkulturelle Zusammenleben steht vor Herausforderungen. Doch führt uns eine Frage, auf die wir ausschließlich mit Ja oder Nein antworten können wirklich weiter? Suchen wir nicht eigentlich nach gemeinsamen, konstruktiven Lösungen? Lösungen, die sich irgendwo zwischen Entweder und Oder befinden. Eine Erweiterung der Fragestellung könnte bisherige Perspektiven ergänzen: „Welcher Islam gehört zu Deutschland?“
Eine Frage, die inhaltliche Antworten erzwingt und auf gemeinsame Antworten aus ist. Horst Seehofer scheint andere Pläne zu haben. Sein neuster Vorschlag sieht vor, das Schengen-Abkommen auszusetzen – Abschottung und Ausgrenzung, anstatt gesamtgesellschaftlicher Lösungen. Ines Pohl warnt: „Das ist nicht nur für das Zusammenleben innerhalb Deutschlands gefährlich, sondern am Ende auch bedrohlich für den Zusammenhalt der Europäischen Union.“
Lesen Sie hier den Kommentar der Deutschen Welle: http://www.dw.com/de/kommentar-deutschland-kämpft-mit-sich-selbst/a-43028787