Cleavages sind soziale, politische oder wirtschaftliche Spaltungen in einer Gesellschaft, die sich in unterschiedlichen Interessen, Identitäten oder Einstellungen manifestieren können. Cleavages sind ein natürlicher Bestandteil jeder Gesellschaft und entstehen aufgrund von Unterschieden in Faktoren wie Geschlecht, Alter, sozialer Klasse, Ethnizität, Religion, Region oder politischer Orientierung.
Cleavages beeinflussen die politische Landschaft eines Landes, indem sie die Bildung von Interessengruppen und politischen Parteien fördern, die versuchen, die Interessen bestimmter Gruppen zu vertreten. Cleavages können auch die politische Stabilität und den Zusammenhalt einer Gesellschaft beeinträchtigen, indem sie Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zwischen verschiedenen Gruppen hervorrufen.
Ein Beispiel für eine solche Spaltung ist die ethnische Spaltung, die entsteht, wenn es in einer Gesellschaft mehrere ethnische Gruppen mit unterschiedlichen Interessen gibt. Dies kann zu Spannungen, Diskriminierung oder sogar ethnischen Konflikten führen. Ein bekanntes Beispiel ist die ethnische Spaltung zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda, die während des Völkermords 1994 verheerende Folgen hatte.
Ein weiteres Beispiel ist die sozioökonomische Spaltung, die sich aus Unterschieden in der sozialen Schicht und dem wirtschaftlichen Status ergibt. In Gesellschaften mit großen sozioökonomischen Unterschieden können Konflikte zwischen wohlhabenden und benachteiligten Gruppen entstehen. Diese Konflikte können sich in politischen Debatten über Steuerpolitik, Sozialprogramme oder Arbeitsrechte äußern.
Es ist wichtig zu beachten, dass Cleavages nicht statisch sind und sich im Laufe der Zeit verändern können. Neue Cleavages können entstehen, während alte Cleavages an Bedeutung verlieren. Dies kann durch sozialen Wandel, wirtschaftliche Veränderungen oder politische Entwicklungen verursacht werden.
In der Politikwissenschaft und Soziologie ist die Analyse von Cleavages ein wichtiger Ansatz zur Untersuchung von Konflikten und Interessengruppen in einer Gesellschaft. Durch die Untersuchung von Cleavages können Forscher und Analysten besser verstehen, wie politische Macht verteilt ist, welche Gruppen privilegiert oder benachteiligt sind und wie politische Entscheidungen getroffen werden. Diese Analyse kann helfen, politische und soziale Spannungen zu identifizieren und Politikempfehlungen zu entwickeln, um soziale Gerechtigkeit und politische Stabilität zu fördern.
Begriffsherkunft
Das Wort „Cleavage“ stammt aus dem Englischen und hat seine Wurzeln im Altenglischen. Das althochdeutsche Wort „cleofan“ bedeutete „spalten“ oder „teilen“ und war mit dem deutschen Wort „klieben“ verwandt. Das Wort „cleavage“ wurde erstmals im 16. Jahrhundert im Sinne von „Spaltung“ oder „Teilung“ verwendet.
Im Englischen hat sich die Bedeutung von „cleavage“ jedoch im Laufe der Zeit gewandelt und wird heute hauptsächlich verwendet, um den tiefen Ausschnitt bei Frauen oder die natürliche „Spaltung“ zwischen den Brüsten zu beschreiben. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit der Sexualisierung und Objektivierung des weiblichen Körpers verwendet.
Die Verwendung des Begriffs „Cleavage“ in Bezug auf den weiblichen Körper hat auch zu Diskussionen und Debatten geführt, da er als Mittel zur Objektivierung von Frauen angesehen werden kann. Einige argumentieren, dass die Verwendung dieses Begriffs die Aufmerksamkeit auf den Körper der Frau lenkt und ihre Intelligenz oder Fähigkeiten herabsetzt.
Es gibt auch andere Verwendungen des Begriffs „cleavage“ außerhalb des Bereichs des weiblichen Körpers. In der Geologie bezeichnet der Begriff die Spaltung oder das Aufbrechen von Gesteinsschichten, während in der Chemie „Cleavage“ den Prozess des Aufbrechens von Molekülen oder Bindungen beschreibt.
Die etymologische Herkunft des Wortes „Cleavage“ zeigt, wie sich die Bedeutung eines Begriffs im Laufe der Zeit verändern kann. Es ist wichtig, Sprache kritisch zu betrachten und sich bewusst zu sein, wie sie verwendet wird, um Stereotypen und Vorurteile zu fördern oder herauszufordern.
Beispiele für Cleavages
Ein „Cleavage“ bezieht sich auf eine Unterschiedlichkeit in einer Gesellschaft. Es kann sich um politische, soziale, wirtschaftliche oder kulturelle Unterschiede handeln, die Einfluss darauf haben, wie Menschen ihre politischen Präferenzen, Meinungen und Verhalten ausdrücken. Hier sind einige ausführliche Beispiele für Cleavages:
Transkript zu Erklärfilm 1
Heute wollen wir euch die Cleavage Theorie vorstellen. Sie beschäftigt sich mit der Entstehung verschiedener Parteien. Die Theorie geht davon aus, dass in der Gesellschaft langfristig verhärtete Konfliktlinien bestehen, die sich in der Gründung von Parteien manifestieren. Diese Parteien sind auch heute noch im deutschen Parteiensystem zu finden. Um euch die vier traditionellen Cleves zu veranschaulichen, haben wir ein paar Beispiele mitgebracht. Zuerst betrachten wir die Zentrum-Peripherie-Achse. Dabei geht es um die Konfliktlinie zwischen zentralen Eliten und von ihnen abhängigen Gruppen. Sie wohnen abgelegen vom Zentrum des Landes und unterscheiden sich beispielsweise durch Dialekt, Ethnie oder Religion von den Eliten. Das ist Johann. Er wohnt auf Norderney. Berlin scheint ihm weit weg, und er fühlt sich von Angela Merkel nicht ausreichend repräsentiert. Deshalb gründet er die Ostfriesen Partei. Ein reales Beispiel ist die CSU. Sie vertritt explizit bayerische Interessen auch im Bundestag. Die zweite Konfliktlinie äußert sich zwischen Kirche und Staat. In vielen Ländern sind Kirche und Staat getrennt. Religionsgruppen gründen deshalb Parteien, um ihre Vorstellungen zu vertreten. Das ist Mona. Sie ist sehr gläubig. Leider muss sie an ihren religiösen Feiertagen trotzdem in die Schule. Darum gründet Mona eine Partei. Ein Beispiel ist die CDU, die christliche Interessen vertritt. Das nächste Cleavage liegt zwischen Stadt und Land. Im Zuge der Industrialisierung haben sich Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung verstärkt. So entstanden liberalere städtische Parteien und konservativere Landparteien. Das ist Frida. Sie wohnt in einem kleinen Dorf und ihre Familie hat einen Hof. Weil die urbanen Parteien landwirtschaftliche Interessen nicht vertreten, gründet sie die Bauernpartei. Als Beispiel kann wieder die CDU genannt werden, die für ländliche Bedürfnisse steht. Als viertes schauen wir uns die Konfliktlinie zwischen Arbeitern und Kapitaleigentümern an. Auch hier hatte die Industrialisierung einen großen Einfluss auf die Entstehung von sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Parteien. Das ist Karl. Er muss den ganzen Tag hart in einer Fabrik schuften, weshalb er die Fließbandpartei gründet, um sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Beispiele sind die SPD, die als Arbeiterpartei gilt, oder die FDP, die unternehmerische Interessen vertritt.
Transkript zu Erklärfilm 2
In der Forschung werden auch neue Cleavages diskutiert. Eine zentrale Debatte dabei ist der Übergang zu einer postmateriellen Gesellschaft seit den 70er Jahren. Außerdem wird seit dem Aufschwung globalisierungskritischer Parteien, Euroskeptizismus als Cleavage in Betracht gezogen. In Folge des Wirtschaftsaufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg mussten sich einige Menschen nicht mehr so viele Sorgen um ihre finanzielle Existenz machen. Sie konnten sich nun Themen wie Frieden, Selbstverwirklichung, Bildung und Umwelt widmen. So entstand ein Konflikt zwischen Vertretern des fortbestehenden Materialismus und Vertretern neuer postmaterieller Werte. Als ein passender Fall wird die Partei Bündnis 90 Die Grünen diskutiert, da sie postmaterielle Themen wie Klimawandel auf die Agenda setzt. Außerdem ist nicht umstritten, inwieweit eine Konfliktlinie zwischen Globalisierungsbefürwortern und -gegnern besteht. Dabei werden vor allem verschiedene europaskeptische Parteien betrachtet. Oft fordern sie eine Rückbesinnung auf jeweilige nationale Interessen. In diese Kategorie könnte die FDA fallen, da sie ihr Konzept deutscher Interessen betont. Nun sind wir am Ende angekommen. Hoffentlich haben wir unser Ziel erreicht und euch zu echten Experten auf dem Gebiet der Cleavages gemacht.