In unserer globalisierten Welt begegnen wir täglich Menschen aus verschiedenen Kulturen. Dabei ist es wichtig, nicht nur sprachliche Barrieren zu überwinden, sondern auch kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen. Eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit, Respekt und Offenheit zu zeigen, ist die richtige Begrüßung. Interkulturelle Begrüßungen sind nicht nur höflich, sondern tragen auch dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und eine gemeinsame Basis für eine erfolgreiche Kommunikation zu schaffen.
Kontrakorrektur
Gegenkorrektur bezieht sich auf das Phänomen der Anpassung oder Veränderung interkultureller Begrüßungen in einer Vielzahl von Situationen. Wenn Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammentreffen, können sie unterschiedliche Auffassungen und Erwartungen bezüglich der Begrüßung haben. Kontrakorrektur tritt auf, wenn eine Person ihre Begrüßung an die Erwartungen und Normen der anderen Kultur anpasst.
Ein Beispiel für Kontrakorrektur ist, wenn eine Person, die in einer Kultur aufgewachsen ist, in der es üblich ist, sich mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen, auf eine andere Kultur trifft, in der Händeschütteln die normale Begrüßung ist. In diesem Fall könnte die Person ihre Begrüßung anpassen und den Händedruck wählen, um den Erwartungen der anderen Kultur zu entsprechen.
Kontrakorrektur kann auch auftreten, wenn eine Person ihre Art der Begrüßung ändert, um Missverständnisse oder Verlegenheit zu vermeiden. Wenn eine Person beispielsweise in einer Kultur aufgewachsen ist, in der es üblich ist, sich mit Handschlag zu begrüßen, in einer anderen Kultur aber mit einer Verbeugung begrüßt wird, kann sie ihre Begrüßung anpassen, um Peinlichkeiten oder Missverständnisse zu vermeiden.
Diese Anpassung ist ein wichtiger Aspekt der interkulturellen Kommunikation, da sie dazu beitragen kann, Barrieren abzubauen und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen zu verbessern.
Hyperkorrektur
Hyperkorrektur bezieht sich auf eine sprachliche Fehlanpassung, bei der eine Person versucht, sich den Normen einer Kultur anzupassen, dabei aber zu weit geht und einen Fehler macht. Im Zusammenhang mit interkulturellen Begrüßungen bedeutet dies, dass eine Person, die mit den Begrüßungsritualen einer anderen Kultur nicht vertraut ist, versucht, diese zu imitieren, dabei aber etwas falsch macht oder übertreibt.
Ein häufiges Beispiel für Hyperkorrekturen bei interkulturellen Begrüßungen ist das Händeschütteln. In vielen westlichen Kulturen ist es üblich, sich mit der Hand zu begrüßen. In einigen anderen Kulturen ist jedoch eine andere Form der Begrüßung üblich, wie z. B. das Verbeugen oder das Küssen auf die Wange. Wenn eine Person, die mit dem Händeschütteln vertraut ist, versucht, sich an eine andere Kultur anzupassen, kann es passieren, dass sie zu viel Kraft beim Händeschütteln aufwendet oder die andere Person verunsichert, indem sie versucht, die Begrüßungsgeste nachzuahmen, ohne genau zu wissen, wie es richtig gemacht wird.
Hyperkorrekturen können aus guten Absichten entstehen, wenn man versucht, respektvoll und höflich gegenüber anderen Kulturen zu sein. Sie können aber auch zu Missverständnissen führen oder sogar als respektlos empfunden werden, wenn sie nicht angemessen und sensibel durchgeführt werden. Daher ist es wichtig, sich vor interkulturellen Begegnungen über die spezifischen Begrüßungsformen und -rituale der jeweiligen Kultur zu informieren und sich bewusst zu sein, dass nicht alle Kulturen die gleichen Begrüßungsgesten verwenden.
Verschiedene Länder – verschiedene Begrüßungen
1. Japanisches Verbeugen: Eine leichte Verbeugung mit dem Oberkörper als Zeichen des Respekts und der Höflichkeit.
2. Indischer Namaste-Gruß: Man legt die Handflächen vor dem Brustbereich zusammen und sagt „Namaste“ als Zeichen des Grußes und der Anerkennung der göttlichen Anwesenheit im Gegenüber.
3. Französischer Kuss auf die Wange: Eine lockere Berührung der Wangen beim Begrüßen von Freunden oder nahestehenden Personen. Die Anzahl der Küsschen variiert je nach Region.
4. Thailändisches Wai: Man legt die Handflächen in Gebetshaltung vor der Brust zusammen und senkt den Kopf leicht als Zeichen des Grußes und des Respekts. Die Höhe der Hände wird je nach Status der Person angepasst.
5. Spanisches Umarmen und Küssen: Eine herzliche Umarmung und ein Kuss auf die Wange als Begrüßung von Freunden und Familienmitgliedern.
6. Chinesisches Nicken: Eine leichte Verneigung des Kopfes als Zeichen des Respekts und der Höflichkeit.
7. Arabischer Händedruck: Ein fester Händedruck beim Begrüßen, begleitet von einer freundlichen und herzlichen Geste.
8. Russisches Küssen auf den Mund: Als Ausdruck der Freundschaft oder der langjährigen Bekanntschaft werden Mundküsse ausgetauscht.
9. Südafrikanischer „Sawubona“: Ein zögernder Handschlag mit dem Zeigefinger oder Daumen als Zeichen des Respekts und der Verbundenheit. Manchmal begleitet von der Frage „Sawubona?“ (Wie geht es Ihnen?).
10. Australischer „Waving G’day“: Ein freundliches Winken mit einem Lächeln als lockerer und informeller Gruß.
Verwirrende Begrüßung
In einer fiktiven Situation treffen sich Anna aus Deutschland und Mohammed aus Saudi-Arabien zum ersten Mal. Beide haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Gewohnheiten, was zu einem Missverständnis bei der Begrüßung führt.
Anna, die Deutsche, ist es gewohnt, sich zur Begrüßung die Hand zu geben. Es ist für sie eine selbstverständliche Geste der Höflichkeit und des Respekts. Mohammed hingegen kommt aus einer Kultur, in der es nicht üblich ist, körperlichen Kontakt mit Menschen des anderen Geschlechts aufzunehmen. Er ist es nicht gewohnt, dass Frauen ihm die Hand geben.
Als Anna Mohammed begegnet, reicht sie ihm freundlich die Hand. Mohammed, der nicht mit dem Missverständnis gerechnet hat, zögert und schaut leicht verwirrt auf Annas Hand. Er ist unsicher, wie er auf diese Situation reagieren soll, da er die Gepflogenheiten in Deutschland nicht genau kennt. Schließlich entscheidet er sich, höflich zu bleiben und Anna die Hand zu geben.
Anna bemerkt Mohammeds Unsicherheit und sein leichtes Zögern, fühlt sich aber nicht verletzt oder missverstanden. Sie erkennt, dass es sich um ein kulturelles Missverständnis handeln könnte und versucht, die Situation zu klären. Sie erklärt Mohammad, dass in Deutschland das Händeschütteln eine übliche Form der Begrüßung ist und sie dies als Zeichen der Höflichkeit und des Respekts eingeführt hat. Sie zeigt Verständnis für seinen kulturellen Hintergrund und betont, dass sie nicht erwartet hat, dass er ihre Geste erwidert.
Mohammed ist dankbar für Annas Verständnis und ihre Aufklärung. Er erklärt ihr, dass es in seiner Kultur üblich ist, dass sich Menschen des gleichen Geschlechts begrüßen. Männer begrüßen sich mit einer Handbewegung vor dem Herzen, während Frauen oft nur die Hände vor der Brust verschränken. Er betont, dass dies keine Respektlosigkeit oder Ablehnung gegenüber Frauen sei, sondern lediglich eine kulturelle Praxis, um die Geschlechtertrennung zu wahren.
Anna und Mohammed erkennen beide, dass sie aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen Hintergründe und Gewohnheiten in ein Missverständnis geraten sind. Sie sind jedoch offen für die Kultur des anderen und bereit, diese Unterschiede zu akzeptieren und zu verstehen. Sie beschließen, sich auf eine andere Art zu begrüßen, indem sie ein respektvolles Nicken und ein strahlendes Lächeln austauschen.
Lösungen zu den Lückentexten des E-Learning-Moduls
Lückentext 1
Der Händedruck wird vor allem in Europa und in arabischen Ländern genutzt, um sich zu begrüßen. In Japan hingegen verzichtet man auf den Handschlag. Hier verbeugt man sich. Wenn ich die Person, die ich begrüße sehr respektiere, dann ist meine Verbeugung tiefer. Während der Begrüßung in Indien sagt man namaste das bedeutet so viel wie Gegrüßt sei das Heilige in dir. Wer einmal nicht weiter weiß bei einer Begrüßung, der fragt oder lächelt.
Lückentext 2
Stell dir vor, du reist in den Sommerferien mit deiner Familie nach Japan. Ihr habt euch vorher erkundigt, wie man sich dort begrüßt, damit ihr euch gut zurecht finden könnt. Als ihr dann in der Unterkunft ankommt, verbeugst du dich vor den Japanern. Die Japaner jedoch reichen dir die Hand. Was ist da schief gelaufen?
Es handelt sich hierbei um eine Kontrakorrektur, weil…
Mögliche Antwort: In dieser Situation handelt es sich um eine Kontrakorrektur, da die Erwartungen der beiden Parteien, wie man sich begrüßt, voneinander abweichen. Die Person, die nach Japan gereist ist, hat sich vorher darüber informiert, dass man sich in Japan mit einer Verbeugung begrüßt. Diese Information entspricht seinem mentalen Vertrag über die Art der Begrüßung.
In dieser Situation halten sich die Japaner jedoch nicht an den erwarteten Kontrakt und bieten stattdessen die Hand zur Begrüßung an. Hier wurde der Kontrakt gebrochen, da die tatsächliche Begrüßung von der erwarteten Begrüßung abweicht.
Die Ursache für diesen Kontraktbruch kann verschiedene Gründe haben. Möglicherweise hat sich die Begrüßungskultur in Japan geändert und die Person hat veraltete Informationen erhalten. Es könnte auch sein, dass die Kultur in der Region, in die die Person gereist ist, eine andere Form der Begrüßung hat.
Stell dir vor, in ein paar Wochen nimmst du einen japanischen Austauschschüler bei dir zuhause auf. Du bist schon ganz aufgeregt und schreibst viel mit dem Schüler aus Japan. Über eine Mail, die er dir schreibt, wunderst du dich jedoch. Er stellt klare Forderungen, wie sein Zimmer bei dir aussehen soll, was er gerne essen möchte usw. Du zeigst die Mail deine Mutter und sie empfiehlt dir, dich in die Lage des Austauschschülers zu versetzen.
Es handelt sich hierbei um eine Hyperkorrektur, weil…
mögliche Antwort: In dieser Situation handelt es sich um eine Hyperkorrektur, da der japanische Student möglicherweise eine bestimmte Erwartungshaltung hat, wie Gastfreundschaft in Deutschland funktioniert. Er könnte zum Beispiel denken, dass es höflich ist, klare Anweisungen zu geben, um seine Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren.
In der deutschen Kultur ist es jedoch üblich, dass Gäste zurückhaltend und vorsichtig sind, wenn es darum geht, Forderungen zu stellen. In diesem Zusammenhang sei es üblicher, dem Gastgeber die Entscheidungsfreiheit zu lassen und höflich nachzufragen, ob bestimmte Wünsche möglich seien.
Eine Hyperkorrektur entsteht dann, wenn der Austauschschüler fälschlicherweise annimmt, dass es in Deutschland höflich ist, seine Wünsche direkt und unverblümt zu äußern. Dies kann dazu führen, dass die Kommunikation missverstanden oder als unhöflich empfunden wird.
Um die Situation zu klären und mögliche Missverständnisse zu vermeiden, empfiehlt es sich, mit dem Austauschschüler über kulturelle Unterschiede und Kommunikationsgewohnheiten zu sprechen. So kann eine gemeinsame Basis geschaffen werden, um die Erwartungen und Bedürfnisse beider Seiten zu verstehen und in Einklang zu bringen.