Wie humanistisch ist eigentlich ihr Sprachgebrauch? Wann haben sie das letzte Mal über die Angemessenheit ihrer Wortwahl nachgedacht?
Der Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser hat 1991 eine sprachkritische Aktion ins Leben gerufen: Es findet eine alljährliche Präsentation der „Unwörter“ statt. Schulung der Sprachsensibilität der Bevölkerung steht dabei im Vordergrund. Es werden Wörter, die gegen die „sachliche Angemessenheit und oder Humanität“ verstoßen, in einen kritischen Diskurs gestellt. Das soll zum Nachdenken anregen und die Reflexion eines Jeden aktivieren.
Jährlich wählt, seit Schlossers Projekteinführung 1991, eine unabhängige Jury aus Sprachwissenschaftlern, aus einer Vielzahl von diskutierten Wörtern, das Unwort des Jahres aus. Unwörter der vergangenen Jahre waren zum Beispiel: „Sozialtourismus“ 2013, „Lügenpresse“ 2014, „Gutmensch“ 2015, „Volksverräter“ 2016.
Schon mal über diesen Ausdruck nachgedacht? Allein die Kombination dieser Worte ist doch schon ein Widerspruch in sich, oder? Wie können Fakten denn alternativ sein? Wenn wir von alternativen Fakten reden, revidieren wir dann nicht gleichzeitig die Gültigkeit dieser Fakten? Gibt es dann überhaupt noch Fakten?
Die Jury Sprecherin Nina Janich begründete die Auswahl der Jury folgendermaßen: Die Bezeichnung „alternative Fakten“ sei „der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen.“
Wird es Zeit, dass wir nicht mehr von dem „Unwort des Jahres“ sprechen, sondern vielmehr von der Machtdimension der Sprache? Was wäre wohl sinnvoller, um den gesellschaftlichen Sprachgebrauch zu sensibilisieren?
Sprache & Macht: http://hyperkulturell.de/wp-admin/post.php?post=3231&action=edit
Unwort des Jahres: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/unwort-des-jahres-2017-ist-alternative-fakten-15401389.html