6000 Sprachen gibt es auf der Welt. Das ist eine konservative Schätzung, die noch nicht berücksichtig, dass es auch zahlreiche, vll. zahllose Dialekte gibt. Man muss nicht unbedingt in die entlegensten Winkel Bayerns reisen, um zu wissen, dass auch innerhalb der (dt.) Landesgrenzen Verständigungsschwierigkeiten auftreten können, obwohl man sich innerhalb einer Sprache (hier: des Deutschen) bewegt.
Dialekte existieren, und zwar unabhängig persönlichen Geschmacks. Sie haben eine lange, reiche Geschichte und gehören zum Kulturerbe einer Gesellschaft. Auch wenn so mancher beim Bayrischen oder Sächsischen die Stirn runzelt, so ist doch die regelmäßige Kritik an der Sprache der Jugend am deutlichsten hörbar. Etwas zugespitzt: Jugendsprache gilt als Zeichen der Verkommenheit. Das ist indes nicht neu, denn Klagen über die ach so verderbte Jugend reichen zurück bis auf Zeugnisse auf babylonischen Tontafeln. Berühmt ist die antike Überlieferung eines Sokrates zugeschriebenen (gleichwohl nicht belegten), abschätzigen Urteils über die verlotterte Jugend. Und nun: Kiezdeutsch. Spätestens, seitdem die Professorin Heike Weise Kiezdeutsch in den Rang eines Dialekts heben möchte, regt sich Widerstand.
Wie kontrovers die Standpunkte zum Kiezdeutsch sind, zeigt sich an den folgenden Statements dreier Linguisten:
„Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht“, Leseprobe von Prof. Wiese: http://www.beck-shop.de/fachbuch/zusatzinfos/Leseprobe_Kiezdeutsch.pdf
„Sachtemang mit dit Kiezdeutsche“ von Prof. Glück: Helmut_Glueck_Kiezdeutsch
„Man misst hier mit zweierlei Maß“ von Prof. Androutsopoulos: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/streitfall-kiezdeutsch-man-misst-hier-mit-zweierlei-mass-11682110.html