Vorurteile sind eine alltägliche Erscheinung. Sie sind die verfestigten Stereotypen-Bilder, die sich in unseren Köpfen verankert haben. Zwar haben diese Stereotypen für den Menschen einige wichtige Funktionen, sie bergen aber auch einige Gefahren – gerade im Bezug auf Flüchtlinge wird das immer wieder deutlich. Häufig wird man Zeuge davon, wie in der täglichen Kommunikation diese Vorurteile zum Tragen kommen. „Flüchtlinge nehmen uns die Arbeit weg“ ist eine Aussage, die keine Seltenheit darstellt. Das Ergebnis ist eine negative Einstellung gegenüber allen Geflüchteten und die Ausgrenzung dieser Menschen.
Die Jugend des THW aus Hückenwagen hat sich etwas überlegt, um diese Vorurteile in ihrer Beharrlichkeit aufzubrechen: Beim Bier trinken in der Stammkneipe kann man jetzt Vorurteile überwinden. Wie soll das gehen? Der THW hat Bierdeckel entwickelt, die auf der Vorderseite des Bierdeckels die typischen Vorurteile gegen geflüchtete Menschen aufgreifen. Ein abgedrucktes Vorurteil ist zum Beispiel: „Denen kann es ja nicht so schlecht gehen, die haben ja alle Smartphones!“
Auf der Rückseite des Bierdeckels werden diese Vorurteile dann widerlegt, indem sie durch Fakten entkräftet werden: „Weltweit ist das Smartphone das meistgenutzte Mobilfunkgerät und gehört zum Alltag vieler Menschen. Auf der langen und oftmals gefährlichen Flucht ist das Smartphone die einzige Möglichkeit, in Kontakt mit Familie und Freunden zu bleiben sowie die Route und den Standort via GPS zu ermitteln. Das Handy fungiert als ‚Antenne‘ nach draußen und hilft den Menschen auch bei der Verständigung im neuen Land. Und du? Könntest du auf dein Smartphone verzichten?“
Die Bierdeckel regen zum Nachdenken an und erfordern eine eigene Reflexion – und das beim Bier trinken mit Freunden. Eine gute Idee, findet nicht nur der Bürgermeister von Hückenwagen. Auch das Flüchtlingsnetz ist auf diese Aktion aufmerksam geworden. So wurden aus anfangs 1000 gedruckten Bierdeckeln nun 6000. Zudem haben sich weitere 14 Gastronomiebetriebe bereit erklärt, die Bierdeckel in ihren Betrieben zu führen, nachdem das Flüchtlingsnetzwerk angefragt hat. Und wer weiß, vielleicht finden sich bald in allen Kneipen Bierdeckel, die die Menschen zu mehr Reflexion und Toleranz antreiben.
Weitere Infos unter: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/hueckeswagen/bierdeckel-gegen-fremdenfeindlichkeit-aid-1.7237728