Nicht einen, nicht zwei, sondern ganze drei Spots hat Becker bislang gedreht, die bald auf den Leinwänden in hessischen Kinos zu sehen sind. Welche Motivation verfolgt der Regisseur damit, der in seinen Anti-Rassismus-Spots auf das Angebot der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt verweist?
Ganz einfach: Die Gesellschaft, in der wir leben, wird immer diverser, was zum einen viele Vorteile mit sich bringt. Zum anderen birgt dies allerdings auch Gefahren – denn das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen und Überzeugungen läuft nicht immer friedlich ab. Vorurteile und Schubladendenken sind mittlerweile Alltag geworden, genauso wie Rassismus.
Wagt man einen Blick in die Medien, so wird deutlich, dass Rassismus kein Randthema der heutigen Gesellschaft ist, sondern mitunter an der Spitze steht. Auch der jüngste Echo-Skandal hat gezeigt, dass selbst Antisemitismus latent in den Köpfen der Menschen mitschwingt. „Für Becker sind [all] das Symptome einer ‚multiphoben Gesellschaft‘, gegen deren Herausbildung er mit drei kleinen, von der Agentur „Die Weberknechte“ produzierten Spots ein vielleicht kleines, aber vielleicht auch wirkungsvolles Zeichen setzen will.“
Becker greift in seinen Spots deshalb Alltagssituationen auf, die auf tatsächlichen Erlebnissen beruhen. Es sind verfilmte Geschichten, die Menschen in Beratungsstellen berichteten. Der Fokus soll dadurch auf die Opfer gelenkt werden. „Lakonie und Ironie statt Betroffenheitsgestern und erhobene Zeigefinger.“ Damit soll auch dargestellt werden, wie zermürbend „immer wiederkehrende ‚Mikroaggressionen‘ wirken.“
Für den einen Kinozuschauer ist es eine Anti-Rassismus-Werbung, für den anderen ist es Alltag. Und genau aus diesem Grund sind die Spots nicht nur im hessischen Kino zu sehen, sondern auch im Internet unter dem Hashtag: #istalltag zu finden.
Sind nun auch Antisemitismus-Spots in Planung? Aufgrund der derzeitigen Lage wäre dies sicher angebracht, jedoch sieht Becker in der Gestaltung der Werbefilme Probleme: „[Es sei] schwierig, ein Thema wie Antisemitismus in sechzig Sekunden auf den Punkt zu bringen. Das aber macht die Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Judenhass so dringlich: dass er Rechtsextreme, Islamisten, antisemitische Linke, Rapper und Hip-Hopper mit millionenfach in den Charts verbreiteten Verschwörungspamphleten und latent judenfeindliche Bevölkerungsanteile bis in die Mitte der Gesellschaft eint.“
Ob bisweilen mit oder ohne Antisemitismus-Spot: Becker hat drei mal 60 Sekunden gegen „soziale Phobie und Ohnmachtsgefühle“ für die Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Und das ist sicher nicht nur etwas für hessische Kinos, sondern könnte vielleicht auch bald in den Kinos in ganz Deutschland abgespielt werden.
Die FAZ berichtet: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/spots-gegen-rassismus-kommen-ins-kino-15556628.html