Was ist ein Axiom?
Ein Axiom ist eine grundlegende Aussage oder Annahme, die als wahr und nicht beweisbar akzeptiert wird. Es handelt sich um eine unbeweisbare Grundlage oder Annahme, die als Ausgangspunkt für logische oder mathematische Argumente dient. Axiome finden sich häufig in formalen Systemen oder axiomatischen Theorien und dienen dazu, die Grundlagen und Regeln des Systems festzulegen. Sie sind unabhängig von anderen Aussagen oder Beweisen und können als selbstverständlich oder intuitiv wahr angesehen werden.
Die Axiome der Kommunikation
Die Axiome der Kommunikation sind grundlegende Prinzipien oder Annahmen, die den Kern der Kommunikationstheorie bilden. Sie wurden in den 60er Jahren von Paul Watzlawick*, Janet Beavin Bavelas* und Don D. Jackson* entwickelt.
1. Man kann nicht nicht kommunizieren: Dieses Axiom besagt, dass jedes Verhalten, sei es verbal, nonverbal oder durch Schweigen, kommunikativ ist. Auch das Fehlen von Kommunikation ist eine Form der Kommunikation, da es eine Reaktion hervorruft und eine Botschaft übermittelt.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt: In einer Kommunikation gibt es immer eine inhaltliche Botschaft und eine Beziehungsebene. Der Inhaltsaspekt bezieht sich auf den eigentlichen Informationsgehalt der Mitteilung, der Beziehungsaspekt auf die Art und Weise, wie die Mitteilung interpretiert wird und die Beziehung zwischen Sender und Empfänger beeinflusst.
3. Kommunikation unterliegt der Interpunktion: Interpunktion bezieht sich auf die Art und Weise, wie Menschen Kommunikation in Abfolgen von Ursache und Wirkung organisieren. Jeder Teilnehmer einer Kommunikation kann den Beginn und das Ende eines Austausches als Ursache oder Wirkung interpretieren, was zu unterschiedlichen Sichtweisen des Kontextes führen kann.
4. Kommunikation kann digital oder analog erfolgen: Digitale Kommunikation bezieht sich auf die explizite Verwendung von Wörtern und Symbolen, während analoge Kommunikation sich auf die nonverbale Kommunikation durch Gestik, Mimik, Betonung und andere nonverbale Signale bezieht. Beide Kommunikationsformen sind wichtig und ergänzen sich gegenseitig.
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär: Kommunikation ist entweder symmetrisch, wenn Macht und Dominanz zwischen den Partnern ausgeglichen sind, oder komplementär, wenn ein Machtgefälle besteht. Symmetrische Kommunikation kann zu Konflikten führen, während komplementäre Kommunikation auf einer Rollenverteilung basiert und zu einem effektiveren Austausch führen kann.
Diese Axiome der Kommunikation dienen dazu, unsere Grundannahmen über Kommunikation zu hinterfragen und das Verständnis für die verschiedenen Ebenen und Aspekte der Kommunikation zu vertiefen. Sie helfen, die Dynamik zwischenmenschlicher Beziehungen besser zu verstehen und effektive Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
* Paul Watzlawick war ein österreichisch-amerikanischer Psychologe, Psychotherapeut und Kommunikationsforscher. Er wurde am 25. Juli 1921 in Villach, Österreich, geboren und starb am 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien.
Watzlawick war ein bedeutender Vertreter der systemischen Therapie und der Kommunikationstheorie. Er gilt als einer der Begründer der Kommunikationswissenschaft und hat maßgeblich zur Entwicklung des Konstruktivismus beigetragen. Er war mehrere Jahre am Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto tätig und arbeitete eng mit anderen namhaften Therapeuten wie Gregory Bateson und John Weakland zusammen. Gemeinsam entwickelten sie das sogenannte „Palo Alto Modell“, das einen neuen Ansatz in der Psychotherapie und Kommunikationsforschung darstellte. In seinen Büchern wie „Anleitung zum Unglücklichsein“ und „Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien“ beschäftigte sich Watzlawick intensiv mit den Mechanismen der Kommunikation, den Wirkungen sprachlicher und nonverbaler Signale sowie den Problemen und Missverständnissen, die in der menschlichen Interaktion auftreten können.
Watzlawick prägte den Begriff der „doppelten Bindung“ und betonte die Bedeutung von Kontext und Interpretation in der Kommunikation. Er formulierte auch die Idee, dass es unmöglich ist, nicht zu kommunizieren, da wir selbst durch unser Verhalten und unsere nonverbalen Äußerungen Botschaften senden.
Paul Watzlawick war ein einflussreicher Denker und Theoretiker auf dem Gebiet der Kommunikation und der Psychotherapie. Seine Arbeit hat nicht nur das Verständnis menschlicher Kommunikation revolutioniert, sondern auch die Art und Weise, wie wir über Probleme und deren Lösung in der Psychotherapie denken.
*Janet Beavin Bavelas ist eine kanadische Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie ist bekannt für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation und der Gruppenkommunikation. Bavelas hat umfangreiche Forschungsarbeiten in den Bereichen Konversationsanalyse, Sprecher-Zuhörer-Interaktion und Körpersprache durchgeführt. Sie hat auch wichtige Beiträge zur Theorie und Praxis der Gruppenkommunikation geleistet, insbesondere im Hinblick auf Koordination, Kooperation und die Rolle nonverbaler Signale in der Kommunikation. Bavelas ist Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und gilt als Pionierin und Expertin auf ihrem Gebiet.
*Don D. Jackson ist ein amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut, der für seine Arbeit auf dem Gebiet der Familientherapie bekannt ist. Er war ein Pionier der systemischen Familientherapie und arbeitete eng mit Gregory Bateson und anderen führenden Therapeuten zusammen, um die Grundlagen dieser Therapieform zu entwickeln. Jackson interessierte sich besonders dafür, wie Kommunikation und Interaktion in Familien beeinflusst werden können und wie diese Faktoren zur Entstehung psychischer Probleme beitragen können. Seine Arbeit hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der Familientherapie und trug dazu bei, Familien als dynamische Einheiten zu betrachten, die gemeinsam Lösungen für ihre Probleme finden können.
Lösungen zu den Lückentexten
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Diesen Satz kennt beinahe jedes Kind. Paul Watzlawick, ein österreichisch-amerikanischer Psychologe, hat ihn formuliert. Es handelt sich um ein Axiom, d.h. eine feststehende Größe, die für jede Form der Kommunikation gilt. Watzlawick hat 5 Axiome definiert. Im nachfolgenden Lückentext geht es darum, diese 5 Axiome genauer kennen zu lernen. Der (Sprach-) Wissenschaftler Paul Watzlawick erarbeitete für seine Kommunikationstheorie fünf Axiome. Ein Axiom bezeichne dabei einen Grundsatz, der keines Beweises bedürfe. Zu jedem dieser Axiome sind im Folgenden Erklärungen und Beispiele angegeben um ein besseres Verständnis zu ermöglichen.
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
Laut Watzlawick ist jegliche Kommunikation immer auch ein Verhalten. Da man sich aber nicht nicht verhalten könne, könne man dementsprechend auch nicht nicht kommunizieren.
Beispiel: Die Lehrkraft stellt der gesamten Klasse eine Frage und ein Kind meldet sich nicht, sondern guckt auf sein Blatt. So könnte man glauben, es kommuniziert nicht, da es der Lehrkraft nicht antwortet. Dies ist aber nicht der Fall, stattdessen kommuniziert das Kind nonverbal, dass es die Antwort nicht kennt oder nicht antworten möchte.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Kommunikation enthält einen Inhalts- und Beziehungsaspekt, wobei der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt bestimmt. Durch die Art der Informationen wird die Beziehung zwischen dem Sender und Empfänger dargestellt.
Rein informative Kommunikation kann es somit nicht geben, da die Beziehung immer eine Rollt spielt. Gestik, Mimik und auch der Tonfall lösen bei dem Empfänger eine Reaktion aus, diese führt entweder zu Bestätigung, Verwerfung oder Entwertung des Gesagten.
Beispiel: Ein Schüler wertet in einem Gespräch die Argumente seiner Sitznachbarin ab, da er sie nicht leiden kann.
3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Auf Reize (hier Kommunikation) folgt immer auch eine Reaktion. Jeder Kommunikationspartner definiert einen Anfangspunkt für eine bestimmte Verhaltenskette und so kann es immer wieder zu Störungen in der Kommunikation kommen, da sich zum Beispiel in einem Streitgespräch beide im Recht sehen. Man spricht hier von dem Ursache-Wirkung-Zusammenhang.
Beispiel: Die Lehrkraft beschwert sich, dass ein/eine Schüler/in immer den Unterricht stört. Der/die Schüler/in redet darauf hin mit seinem/ihrem Sitznachbarn um sich über die Lehrkraft zu beschweren. Die Lehrkraft ermahnt den/die Schüler/in erneut usw. Es ist kein Anfangspunkt zu erkennen, da sich beide Parteien im Recht sehen. Es kommt zu einer Verhaltenskette.
4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Objekte lassen sich in der menschlichen Kommunikation entweder analog (z.B. eine Zeichnung des Objekts) oder digital (durch Benennung) darstellen. Analoge Kommunikation erfolgt auch über Mimik und Gestik und verdeutlicht den Beziehungsaspekt einer Äußerung. Digitale Kommunikation ist logisch und eindeutig und verdeutlicht den Inhaltsaspekt einer Äußerung.
Beispiel: Analog ist beispielsweise das Lachen der Lehrkraft auf die Frage der Schüler/innen, ob er keine Hausaufgaben aufgeben könne. Digital ist die Antwort des Lehrers: „Doch natürlich, wir müssen schließlich voran kommen.“
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Kommunikationsprozesse sind extrem abhängig von der Beziehung der Kommunizierenden zueinander. Ist die Beziehung symmetrisch, so handelt es sich um zwei ähnlich starke Partner, die während des Kommunikationsvorgangs nach Gleichheit streben. Ist die Beziehung komplementär, so handelt es sich um einen superioren und einen inferioren Partner, also über- und unterlegen. Sie ergänzen sich in ihrem Verhalten während des Kommunikationsvorgangs.
Beispiel: Symmetrische Kommunikation tritt zum Beispiel dann auf, wenn sich zwei Kommilitonen über die anstehende Prüfung unterhalten. Erklärt eine Mutter ihrer kleinen Tochter, dass sie ihr Zimmer aufräumen soll, handelt es sich um komplementäre Kommunikation.