hyperkulturell - Hyperkulturell.de https://www.hyperkulturell.de Menschen, Kulturen, Vielfalt Wed, 13 Dec 2023 11:11:52 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.4 https://www.hyperkulturell.de/wp-content/uploads/2017/12/hk_h.png hyperkulturell - Hyperkulturell.de https://www.hyperkulturell.de 32 32 Catcalling – sexuelle Belästigung von Frauen https://www.hyperkulturell.de/glossar/catcalling/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/catcalling/#respond Thu, 24 Aug 2023 08:59:39 +0000 https://www.hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=14768 Catcalling ist ein Anglizismus, der im deutschen Sprachraum für die „verbale sexuelle Belästigung” im öffentlichen Raum steht (Ismail 2020). Im Englischen wird für das Phänomen des […]

The post Catcalling – sexuelle Belästigung von Frauen first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
Catcalling ist ein Anglizismus, der im deutschen Sprachraum für die „verbale sexuelle Belästigung” im öffentlichen Raum steht (Ismail 2020). Im Englischen wird für das Phänomen des Catcalling auch häufig der Begriff Street Harassment , „Belästigung auf der Straße‟, benutzt, der allerdings auch körperliche Übergriffe in der Öffentlichkeit mit einbezieht (vgl. DelGreco/Ebesu Hubbard/ Denes 2021, 1403).

Catcalling beschreibt verbale und paraverbale Äußerungen, die Betroffenen sexualisieren und/oder sich auf körperliche Eigenschaften beziehen. Beispiele hierfür sind Aussagen wie: “Lächeln, junge Frau!”, “Jetzt hab’ dich nicht so, mit dem Kleid bettelst du ja darum”, “Geiler A*sch, ihr F*tzen!” oder “Du bist so schön wie mein Auto!” (vgl. CatcallsOfHildesheim 2020)

Machismus

Psychologischer Hintergrund für das o.g. geschilderte Verhalten ist oftmals die Vorstellung von Männern, Frauen gegenüber überlegen zu sein. Machismus bezieht sich auf ein Verhalten, das die Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen betont. Es handelt sich um eine Form des männlichen Chauvinismus, die auf die Vorstellung abzielt, dass Männer Frauen überlegen oder dominanter sind. Der Begriff leitet sich vom spanischen Wort „macho“ ab, das „männlich“ oder „stark“ bedeutet. Machismus kann verschiedene Formen annehmen, einschließlich sexistischer Einstellungen, der Betonung traditioneller Geschlechterrollen und der Unterdrückung oder Diskriminierung von Frauen in sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Kontexten. Es ist wichtig, zwischen gesunden Geschlechterrollen und schädlichem Machismus zu unterscheiden, da letzterer dazu neigt, Ungleichheiten und Vorurteile zu fördern.

Sexual Harassment, Street Harassment, Catcalling

Sexual Harassment, Street Harassment, Stranger Harassment und Catcalling sind nicht trennscharf voneinander abgrenzbar. Während Sexual Harassment auch körperliche Übergriffe einbezieht, bezieht sich Street Harassment eher auf den Ort der Belästigung, nämlich den öffentlichen Raum. Stranger Harassment determiniert dagegen eine nicht vorhandene Beziehung zwischen Täter:innen und Betroffenen. Sexuelle Belästigung fungiert als Überbegriff, unter dem Street Harassment, Catcalling und Stranger Harassment gefasst werden können.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass in derartigen Kontexten eher von sexualisierter als von sexueller Belästigung zu sprechen ist. Der Hintergrund ist dabei, dass es sich nicht primär um Sexualität, sondern um Belästigung handelt; allerdings ist der Begriff “sexuelle Belästigung” im allgemeinen Sprachgebrauch geläufiger.

Die Motivation und Wahrnehmung der Täter:innen

Täter:innen, die Catcalling ausüben, haben dafür verschieden Motive.

Dabei spielen sowohl sogenannte person factors „personenbezogene Faktoren” als auch situational „situationsbezogene Faktoren” eine signifikante Rolle (vgl. Wesselmann/Kelly 2010, 452). Unter die situationsbezogenen Faktoren zählen Wesselmann/Kelly unter anderem gruppenspezifische Normkonventionen und das Gefühl der Täter:innen, in einer Gruppe anonymisiert und deindividualisiert agieren zu können (ebd., 453). Außerdem senkt ein ausgeprägtes Gruppenzugehörigkeitsgefühl die Hemmschwelle, Mitmenschen zu belästigen (ebd., 457). Die personenbezogenen Faktoren sind komplexer zu definieren und ihre Gewichtung ist bis jetzt noch nicht abschließend geklärt. DelGreco/Ebesu Hubbard/ Denes nennen hier bei den überwiegend männlichen Tätern eine Verlust von Macht als intrinsische Motivation zur Belästigung; d.h., dass Täter häufig versuchen, einen von ihnen wahrgenommenes Machtdefizit durch die Belästigung auszugleichen, um sich gleichzeitig über die Betroffenen überlegen zu fühlen (DelGreco/Ebesu Hubbard/ Denes 2021, 1419).

Bei einer Selbsteinschätzung von männlichen Tätern wird die Belästigung häufig nicht als solche eingeschätzt: Das Catcalling wird von diesen Männern eher als positives Kompliment verstanden, das Wertschätzung und Zuneigung ausdrücken soll.

Konsequenzen für Täter:innen – Konsequenzen für Betroffene

Street Harassment verfügt über Eigenschaften, die Überschneidungen mit sexualisierter Belästigung aufweisen, etwa die Geschlechtsspezifität (vgl. DelGreco/Ebesu Hubbard/ Denes 2021, 1420). Dennoch wird sexualisierte Belästigung aus rechtlicher Perspektive oft anders gehandhabt als sie aus gesellschaftlichem Blickwinkel betrachtet wird/ als der gesellschaftliche Blickwinkel vermuten lässt (vgl. Fileborn., 224). Es gibt in einigen Ländern Gesetze und Gesetzesentwürfe, die Angestellte und Schüler:innen im Falle sexualisierter Gewalt in Schutz nehmen, im Falle von Belästigung auf der Straße gibt es allerdings weniger Rechtsgrundlage (vgl. Sonntag 2020).

Für die Tatbestände von Street Harassment und insbesondere Catcalling gibt es also nach aktueller Rechtsgrundlage begrenzte juristische Handlungsmöglichkeiten.

Auf der anderen Seite leiden Betroffene zum Teil stark unter der ungefragten Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird. Im Versuch, damit zurechtzukommen, neigen einige Betroffene zur selbstobjektifizierenden Verhalten und/oder entwickeln Esstörungen, da die ungewollten Kommentare oft auf den Körper der Betroffenen bezogen sind und diesen sexualisieren, sodass sich dieser Blickwinkel auf den eigenen Körper auch bei den Betroffenen einstellt (Fairchild 2008, 355)

In einigen Bereichen der Forschung wird mittlerweile davon ausgegangen, dass die daraus erwachsenden negativen Konsequenzen wie etwa Depressionen oder essgestörtes Verhalten sogar rechtfertigen, Street Harassment und insbesondere Stranger Harassment als eigene Diskriminierungsform gegen Frauen und weiblich gelesene Personen anzuerkennen (ebd.).

Belästigung ankreiden: Chalk Back

Bei Catcalling und Street Harassment handelt es sich um eine Problematik mit internationaler Tragweite und Studien zeigen, dass weltweit mindestens 65% der Frauen (manchmal bis zu 90%) bereits von Belästigung auf der Straße betroffen waren und/oder sind (vgl. DelGreco/Ebesu Hubbard/ Denes 2021, 1403).

Diese Handlungen finden zwar täglich im öffentlichen Raum statt, dauern allerdings oft nur wenige Sekunden an und sind somit nicht immer leicht nachvollziehbar. Hier setzen die Aktivist:innen des Kollektivs Chalk Back an. Bei Chalk Back handelt es sich um eine internationale Bewegung, die von jungen Menschen geführt wird. Die Aktivist:innen setzen sich mittels Kreidekunst im öffentlichen Raum gegen Catcalling und Street Harassment ein, indem sie derartige Erfahrungen mit handelsüblicher Straßenkreide auf dem Boden dokumentieren – dort, wo sie sich ereignet haben (ebd.). Dadurch erobern sie den Raum für Betroffene zurück, die aufgrund der Erfahrungen ggf. beginnen, die Orte zu meiden, und machen die Belästigung für jedermann sichtbar – während sie sonst im Moment des Aussprechens sofort weider vergeht und unsichtbar für die Allgemeinheit wird.

Um der Aktion mit abwaschbarer Kreide etwas Permanenz zu verleihen, teilen sie Fotos ihrer Kreidekunst auf Social Media, insbesondere auf Instagram.

Damit stoßen sie sowohl im öffentlichen Raum sowie in sozialen Netzwerken Diskussionen über Catcalling und Belästigung an und klären, unter anderem in Workshops, über die Problematik auf. Basierend auf dem Instagram-Konto @catcallsofnyc heißt jedes Chalk Back-Konto @catcallsof*Standort*. Chalk Back-Aktivitäten lassen sich mittlerweile auf 6 Kontinenten, in 49 Ländern und über 150 Städten nachvollziehen.

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Quellen:

Birte Bredow: Petition gegen „Catcalling“: „Sexuelle Belästigung geht nicht erst bei Körperkontakt los“. In: Spiegel Online. Abgerufen am 31. Oktober 2020.

Birthe Berghöfer: „Catcalling“ ist kein Kompliment. In: neues deutschland. Abgerufen am 27. Oktober 2020.

Olivia Farmer, Sara Smock Jordan: Experiences of Women Coping With Catcalling Experiences in New York City: A Pilot Study. In: Journal of Feminist Family Therapy. Band 29, Nr. 4, 2. Oktober 2017, S. 205–225, doi:10.1080/08952833.2017.1373577

 

Wahre interkulturelle Begebenheiten werden in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht von Benjamin Haag geschildert:  

Euphorischer Spaziergang

Mein Vater musste geschäftlich nach Hawaii, wohin ihn meine Mutter begleitete. Die beiden machten einen gemütlichen Strandspaziergang mit dem Ziel, am Ende zu einem besonders schönen Aussichtspunkt zu gelangen. Als sie auf dem Rückweg waren, kam ihnen ein anderes amerikanisches Paar entgegen und fragte sie, ob sich der Aussichtspunkt lohne. Daraufhin entgegneten meine Eltern: „Yes, it’s nice there.“ Die Amerikaner bedankten sich freundlich, gingen ein Stück weiter und drehten nach kurzer Zeit wieder um. Meine Eltern wunderten sich und überlegten, was der Grund für die rasche Umkehr sein könnte. Nach einigem Überlegen kamen sie auf die Idee, dass ihre Aussage „It’s nice there“ für das amerikanische Paar so viel heißen musste wie „Es lohnt sich nicht wirklich“. Meine Eltern hätten wahrscheinlich deutlich euphorischer antworten müssen, z. B: „It’s awesome, a once in a lifetime experience!“ Doch die deutsche Art, etwas auszudrücken, ist bekanntlich eher schlicht und nicht sehr überschwänglich. Durch die Art meiner Eltern deuteten die Amerikaner diese Aussage vermutlich falsch, da es sich eigentlich gelohnt hätte, den Aussichtspunkt zu besuchen.

Unsittlich

Charlotte (19) war zur Freiwilligenarbeit auf einer Farm im indischen Himalayavorland. Zusammen mit einer Gruppe anderer ausländischer Freiwilliger, dem indischen Besitzer der Farm und einem indischen Hirten arbeitete und lebte sie eineinhalb Monate dort. Die Freiwilligen und der Besitzer Sharif redeten Englisch, sodass sie sich über ihre unterschiedlichen Kulturen austauschen konnten. Sie alle schliefen in einem Haus, Sharif war allerdings nur manchmal auf der Farm, er lebte in einem Haus einige Autostunden entfernt.

Der Hirte Chandon konnte kein Englisch, nur ein paar Worte Hindi und er sprach meist in der dort gesprochenen Regionalsprache. Die Kommunikation zwischen ihm und den Freiwilligen beschränkte sich also auf Zeichensprache und Gesten. Nach einiger Zeit hatten sich alle einige Fantasiewörter, gemischt aus Hindi, Chandons Sprache und Englisch, angeeignet, die es sogar erlaubten, gemeinsam Witze zu machen.

Charlotte erlebte eine wunderschöne Zeit auf der Farm. Als es an der Zeit für sie war, zu gehen, verabschiedete sie sich von allen. Sie umarmte alle Freiwilligen, die sie eng ins Herz geschlossen hatte, und ging dann zu Chandon weiter, um sich auch von ihm zu verabschieden. Sie setzte an, ihn zu umarmen, doch er zuckte zurück und protestierte.

Mando, einer der Freiwilligen, kannte sich ein bisschen mehr mit der indischen Kultur aus und erklärte Charlotte daraufhin, dass Chandon keine andere Frau berühren könne außer seiner Ehefrau. Schließlich verabschiedete sich Charlotte mit einem Handschlag von Chandon.

The post Catcalling – sexuelle Belästigung von Frauen first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/catcalling/feed/ 0
Eisbergmodell der Kultur https://www.hyperkulturell.de/glossar/eisbergmodell-der-kultur/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/eisbergmodell-der-kultur/#respond Fri, 14 May 2021 17:31:18 +0000 https://www.hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=9230 Das Eisbergmodell der Kultur wird in den Kulturwissenschaften genutzt, um das Verhältnis von unmittelbar wahrnehmbarer und verborgener Kultur und die damit zusammenhängenden Ursachen für interkulturelle Kommunikationskonflikte zu […]

The post Eisbergmodell der Kultur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>

Eisbergmodell der KulturDas Eisbergmodell der Kultur wird in den Kulturwissenschaften genutzt, um das Verhältnis von unmittelbar wahrnehmbarer und verborgener Kultur und die damit zusammenhängenden Ursachen für interkulturelle Kommunikationskonflikte zu visualisieren.

Die Eisberg-Metapher (Eisbergmodell) stammt von E. Hemingway*, der sie in den 1930er Jahren verwendet, um seinen literarischen Stil zu veranschaulichen. Er war der Ansicht, ein Autor müsse nicht sämtliche Details über seine Hauptfigur preisgeben. Ausreichend wäre es, wenn lediglich die Spitze des Eisbergs, circa ein Achtel, zu erkennen sei.

Spitze des Eisbergs

Diese Metapher wurde später auf S. Freuds Theorie des Bewusstseins übertragen, welches die Basis für das Eisbergmodell der Kultur darstellt. Freud* entwickelte die Theorie, dass menschliches Handeln nur zu einem kleinen Anteil bewusst bestimmt wird und entwarf vor diesem Hintergrund das Strukturmodell der Psyche. Hierbei entspricht das „Ich“ (Realitätsprinzip) dem bewussten Bereich der Persönlichkeit, der darüber entscheidet, welche Teile der unbewussten Persönlichkeitsbereiche („Es“ (Lustprinzip) und „Über-Ich“ (Moralitätsprinzip)) in der Wahrnehmungswelt realisiert werden. Verglichen mit einem Eisberg nimmt das bewusste „Ich“ also lediglich den kleineren, sichtbaren Teil, die Spitze des Eisbergs über der Wasseroberfläche ein. Die unbewussten Bereiche „Es“ und „Über-Ich“ machen den größeren, unter der Wasseroberfläche verborgenen Anteil aus.

Unter der Oberfläche

In Anlehnung an Freuds Instanzenmodell hat E. Schein* das Eisbergmodell bezogen auf Organisationskultur weiterentwickelt. Verallgemeinert auf
Kultur bezogen sieht es folgendermaßen aus: Der kleinere Teil des Eisbergs, seine Spitze, steht für den sicht- und hörbaren, also schnell zu erkennenden Teil der Kultur (Sprache, Aussehen, Verhalten, …). Der weitaus größere Teil der Kultur (Normen, Werte, Glaube, Ideale, Traditionen, Erfahrungen, Rollenbilder, …) hingegen liegt „unter der Wasseroberfläche“ verborgen und ist somit nicht unmittelbar wahrnehmbar. Er beeinflusst den kleinen wahrnehmbaren Teil jedoch wesentlich und ist somit aufgrund seiner „Unsichtbarkeit“ oft die Ursache für interkulturelle Kommunikationskonflikte. Wissen um die verborgenen kulturellen Aspekte und ein sensibler Umgang mit ihnen kann die Gefahr solcher Missverständnisse eindämmen.

 

*Ernest Hemingway

Der Schreibstil von Ernest Hemingway, einem einflussreichen amerikanischen Autor des 20. Jahrhunderts, zeichnete sich durch seine Einfachheit und Klarheit aus. Hemingway wurde am 21. Juli 1899 in Oak Park, Illinois, geboren. Sein Einfluss auf die Literatur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Schon in jungen Jahren war Hemingway von der Literatur fasziniert. Später diente er während des Ersten Weltkriegs als Sanitäter in Italien, eine Erfahrung, die eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung seines literarischen Schaffens spielte. In seinen Werken geht es oft um die Themen Krieg, Tod und die Feinheiten menschlicher Beziehungen.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg lebte Hemingway in Paris, wo er Teil der „verlorenen Generation“ von Schriftstellern und Künstlern war. Diese Zeit in Europa hatte großen Einfluss auf seine Schriften, wie „Fiesta“ (alternativ „Toward the Sun“ oder „Fiesta: The Sun Also Rises“), „In Another Land“ und „For Whom the Bell Tolls“.

Als begeisterter Naturliebhaber und Abenteurer fand Hemingways Leidenschaft für die Jagd und das Angeln häufig Eingang in seine literarischen Werke. Dies zeigte sich nicht nur in der Themenwahl, sondern auch im Inhalt seiner Schriften.

In Ketchum, Idaho, beschloss er 1961, seinem Leben ein Ende zu setzen, nachdem er mehrere Ehen, Kämpfe mit dem Alkoholismus und Depressionen hinter sich hatte.

Hemingways Einfluss auf die Literatur ist auch nach seinem tragischen Tod offensichtlich. Er wird häufig als einer der einflussreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts bezeichnet, dessen Werk einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

 

*Sigmund Freud

Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren, geboren und wuchs in Wien auf. Er studierte Medizin an der Universität Wien mit Schwerpunkt Neurologie. Im späten 19. Jahrhundert begann Freud seine Arbeit mit klinischer Hypnose zur Behandlung von Hysterie und anderen neurologischen Störungen.

Freuds bahnbrechende Theorien gingen auf seine Studien an Patienten und seine eigenen Beobachtungen zurück. Er entwickelte die psychoanalytische Theorie, die besagt, dass menschliches Verhalten durch unbewusste mentale Prozesse beeinflusst wird. Er glaubte, dass das Unbewusste der Schlüssel zur Lösung von Konflikten und zur Behandlung psychischer Probleme sei.

Eines seiner berühmtesten Konzepte ist das von drei psychologischen Einheiten: dem Es, dem Ego und dem Über-Ich. Er postulierte auch, dass es psychosexuelle Entwicklungsstadien wie orale, anale, phallische, latente und genitale gibt, die die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen.

Freud revolutionierte die Psychologie und beeinflusste viele Bereiche der Literatur, Kunst und Kultur. Seine Arbeit stieß jedoch auch auf Kritik, insbesondere seine Betonung der Sexualität und die Kontroversen um einige seiner Ideen. 1938, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich, zog Freud mit seiner Familie nach London, wo er im selben Jahr starb. Trotz seiner eigenen gesundheitlichen Probleme und persönlichen Herausforderungen bleibt sein Vermächtnis das eines der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts, dessen Werk den Grundstein für die moderne Psychologie legte.

 

*Edgar H. Schein

Am 5. März 1928 wurde Edgar Schein geboren – ein amerikanischer Sozialpsychologe von großem Ansehen. Dieser Pionier der Organisationsentwicklung erlangte seinen Ruhm durch seine Arbeiten zu Organisationsverhalten und Unternehmenskultur.

An der MIT Sloan School of Management war Schein ein einflussreicher Managementprofessor. Seine Arbeit in der Organisationspsychologie und im Verhalten war weitreichend. Insbesondere hat er das Organisationskulturmodell entwickelt. Dieses Modell besagt, dass die Kultur eines Unternehmens dazu dient, die gemeinsamen Annahmen, Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen seiner Mitglieder zu prägen.

Die Welt der Managementpraxis und -beratung hat stark von seiner Forschung zu Organisationskultur, Gruppendynamik und Führungsstilen profitiert. Seine Beiträge haben zu einem umfassenderen Verständnis dieser Themen beigetragen.

 

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Literatur

Schein, Edgar H. (2006): Organisationskultur.

Motsching, Renate; Nykl, Ladislav (2009): Konstruktive Kommunikation.

Weiterführendes Lernmaterial: Interkulturell kompetent kommunizieren und handeln

Eisbergmodell Kultur – Eisberg Modell Kultur – Definition | IKUD


 

Die Geschichte von Lisa und Yamato (Erklärfilm) (Langversion, hier zum Download)

Das ist Lisa. Lisa ist eine echte Berlinerin. Sie trägt das Herz auf der Zunge.

Und das ist Yamato. Yamato kommt aus Tokyo. Er ist das erste Mal in Europa und noch nicht lange in Berlin.

Lisa und Yamato haben sich kürzlich in Berlin kennen gelernt. Die beiden treffen sich zufällig am Brandenburger Tor. Yamato will die Stadt erkunden. Er begrüßt Lisa mit einer kurzen Verbeugung – so ist es üblich in seinem Land. Lisa aber ist ganz außer sich: Sie ärgert sich über einen Busfahrer, der nicht auf sie gewartet hat. Sie hat noch gewunken, er muss sie gesehen haben. Lisa ist wütend, schimpft auf offener Straße. Yamato ist irritiert.

Lisa wird sich nun nicht mehr von ihrer kleinen Schwester Hanna verabschieden können, die heute für ein Austauschjahr nach Amerika fliegt. Sie ärgert sich dermaßen, dass ihr die Tränen in die Augen steigen – sie schaut Yamato an. Der scheint zu lachen. Lisa wundert sich.

Weil es nun ohnehin zu spät ist, schlägt sie vor, ins Cafè Fear zu gehen, das ist gleich um die Ecke. Yamato lehnt höflich ab. Schade, denkt Lisa. Aber wahrscheinlich hat Yamato andere Pläne. Der würde schon gerne in ein Cafè mit Lisa, kennt aber keine Alternative. Verlegenes Schweigen.

Lisa und Yamato wissen natürlich, dass sich ihre Kulturen voneinander unterscheiden, so einiges ist ihnen auch gleich aufgefallen. Dennoch erscheint ihnen manches rätselhaft.

Sie haben einen Verdacht: Etwas liegt im Verborgenen und wirkt trotzdem stark. Wie lässt sich dieses Phänomen beschreiben?

Das Eisbergmodell der Kultur

Was verstehen wir eigentlich unter Kultur? Der Begriff lässt sich mit einer Metapher gut erklären. Die menschliche Kultur gleicht einem Eisberg.

Es gibt einen sichtbaren, und auch hörbaren Teil, den wir schnell erkennen: das ist die Sprache (Yamato hat Deutsch als Fremdsprache gelernt) und auch das Aussehen. Verhaltensweisen gehören auch dazu (Yamato grüßt z.B. mit einer Verbeugung). Diese kulturellen Besonderheiten können wir meist gut erkennen, sie sind sichtbar.

Erstaunlich allerdings ist, dass der weitaus größere Teil von Kultur zunächst unsichtbar bleibt. Wie bei einem Eisberg. Was genau verbirgt sich unter der Oberfläche?

– Normen des menschlichen Miteinanders: Dazu gehören Erwartungen an den Umgang mit Emotionen. Privat und öffentlich. Lisa zeigt in der geschilderten Situation starke Emotionen – für Yamato, der aus Japan kommt, wirkt das sehr befremdlich.

– Er versucht sogar, diese für ihn peinliche Situation wegzulachen. Dies wiederum kann Lisa nicht verstehen. Eine Irritation für beide Seiten.

– Glaube. Woran glauben Menschen und wie wichtig ist ihnen der Glaube? In der japanischen Kultur ist die Zahl 4 sehr negativ besetzt, da das Wort klanglich dem Wort für Tod ähnelt. Yamato versteht statt des englischen Worts FEAR die Zahl 4 und reagiert also ablehnend. Ein Missverständnis.

Es gibt noch viele weitere kulturelle Aspekte, die im Verborgenen liegen. Z.B. Wertvorstellungen. Ideale. Traditionen. Erfahrungen. Rollenbilder …

Diese kulturellen Besonderheiten sind auf den ersten Blick oft nicht zu erkennen. Sie bleiben unsichtbar. Ist das nicht erstaunlich? Ein großer Teil der Kultur bleibt uns bei oberflächlicher Betrachtung verborgen.

Unwissenheit kann leicht zu unerwarteten Kollisionen führen. Zu interkulturellen Konflikten. Wir ecken an, weil wir unsere Kultur wie selbstverständlich für die „richtige“ halten. Tückisch ist also der große kulturelle Bereich, der unter der Oberfläche liegt.

Sensibilität gegenüber verborgenen kulturellen Unterschieden ist ein erster Schritt zu erfolgreicher Kommunikation. Das bedeutet, aufmerksam, neugierig und emphatisch zu sein. Und was können wir konkret tun? Uns vorab informieren. Fragen stellen. Irritationen klären.  

Wer achtsam mit fremden Kulturen umgeht, segelt sicherer.

Inspiriert durch Edgar Schein, US-Psychologe

The post Eisbergmodell der Kultur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/eisbergmodell-der-kultur/feed/ 0
High Context Culture https://www.hyperkulturell.de/glossar/high-context-culture/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/high-context-culture/#respond Mon, 27 Nov 2017 11:01:56 +0000 http://hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=2651 Der Begriff High Context Culture geht auf den eindimensionalen Kulturansatz des US-amerikanischen Anthropologen und Ethnologen Edward Twitchell Hall* zurück. Diesen stellte er 1976 in seinem Werk […]

The post High Context Culture first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
High Context CultureDer Begriff High Context Culture geht auf den eindimensionalen Kulturansatz des US-amerikanischen Anthropologen und Ethnologen Edward Twitchell Hall* zurück. Diesen stellte er 1976 in seinem Werk Beyond Culture vor. Darin bezieht sich Hall auf den starken und schwachen Kontextbezug der Kommunikation, mit besonderer Sicht auf die „Verständigung verschiedener Kulturen untereinander“ (Hall 1989, 105). Halls Konzeption der Kommunikation wurde von der kulturellen Anthropologie, Linguistik, Ethnologie und der freudianischen psychoanalytischen Theorie geprägt (vgl. Hall 1992).

Indirekte Kommunikation

High Context Culture steht für die indirekte Kommunikation (im Gegensatz zu Low Context Culture = direkte Kommunikation). In Kulturen, in denen die High Context-Kommunikation vorherrschend ist, benötigen die Sprecher vor allem Kontextinformationen über Individuen, um private oder geschäftliche Beziehungen aufnehmen zu können. Die Bekanntheit der zu kommunizierenden Themen wird vorausgesetzt und nicht direkt beim Namen genannt. Daher sind dem Sprecher nur wenig Details bekannt, da sich diese ansonsten störend auf die Kommunikation auswirken könnten. Das, was „nicht gesagt wurde, ist wichtiger oder ebenso wichtig, wie das, was gesagt wurde.“ (Hall 1989, 114) Metakommunikation ist in High Context Kulturen schwierig, weil sie als zu direkt wahrgenommen wird. Damit verlieren Kommunizierende ein wirksames Instrument, Konflikte zu klären. Das Mittel der Wahl ist dann die Metasensibilität.

Kulturen sind äußerst komplex. Sie umfassen eine Vielzahl von Elementen wie Traditionen, Sprache, Werte, Normen, Bräuche, Kunst, Musik, Religion, Kleidung, Essen und vieles mehr. Kulturen sind oft das Ergebnis einer langen Entwicklung über Generationen hinweg und variieren stark zwischen verschiedenen Regionen und Gemeinschaften. Die Vielfalt und Komplexität von Kulturen machen sie einerseits faszinierend und einzigartig – auf der anderen Seite erklärt sich daraus die Schwierigkeit, in einer High Context Culture angemessen zu kommunizieren.

Die Interpretation der zu vermittelten Nachricht ist stark kontextabhängig. Die Informationen werden nicht nur durch Worte, sondern auch durch Gesichtsausdruck, Körpersprache, besondere Umstände und Stimmlage zum Ausdruck gebracht. Ausschlaggebend für die Kommunikation ist besonders die Beziehung zwischen Sender und Empfänger (Alter, Geschlecht, Machtverhältnis), da die sprachlichen Mitteilungen nicht explizit ausgesprochen, sondern eher implizit gesagt werden (vgl. Hall 1989, 116). Für eine gelungene Kommunikation ist zu beachten, bestehende Konflikte zu lösen, da es nur wenig feste Regeln im Bereich dieser Kommunikation gibt. High Context Cultures sind z. B. Geschäftsbeziehungen, die insbesondere auf Vertrauen beruhen und sich dadurch nur langsam voran entwickeln.

Beispiele für die High Context Culture in Bezug auf die Kulturen sind:

  • asiatische Länder: Japan, Korea, China
  • lateinamerikanische Länder: Brasilien, Argentinien
  • südeuropäischen Länder: Spanien, Frankreich, Griechenland, Türkei

Beispiele für low context Kulturen hingegen sind die USA, Kanda, skandinavische Länder, Großbritannien oder auch Deutschland.

Sprache

Das Problem der Kontextualität verschärft sich v.a. dann, wenn verschiedensprachige Akteure aufeinandertreffen. Denn: Sprach ist in höchstem Maße kultur- und damit kontextaufgeladen. Ernst von Glasersfeld hat sich in einem Vortrag mit dem Titel „Zwischen den Sprachen“ dazu geäußert. Kurz gefasst geht von Glasersfeld davon aus, dass es prinzipiell unmöglich ist, einen anderen Menschen genau so zu verstehen, wie der seine sprachlichen Äußerungen gemeint hat. Wir können nur verstehen, was viabel ist, d.h., was zu uns und unseren Erfahrungen passt. Verstehen ist kein passives Aufnehmen, sondern ein aktiver Gestaltungsprozess. Das führt nicht selten zu Missverständnissen. Hierbei ist dann zuweilen die Rede von verlorenen und imaginierten Botschaften. Verloren ist, was nicht so ankommt, wie ich es gemeint habe. Imaginiert ist, was der andere versteht, obwohl es eben nicht so gemeint war.

Heinz von Foerster hat es einmmal radikal formuliert: „Der Hörer und nicht der Sprecher ist es, der die Bedeutung einer Aussage bestimmt.“ Warum ist das so – ist Sprache tatsächlich so unscharf, so missverständlich? Ludwig Wittgenstein, der österreichische Sprachphilosoph, hat Antworten auf diese Frage gefunden: „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.“ Diese Erkenntnis wird auch als die Gebrauchstheorie der Sprache bezeichnet. Ein Wort hat keine in ihm liegende Bedeutung, die unveränderlich wäre. Ein Wort ist kein Container, in dem ein bestimmter Wortsinn liegt, wenngleich diese Vorstellung weit verbreitet ist (vgl. Krippendorff, Der verschwundene Bote). „Sinn ist nicht, Sinn geschieht“, schreibt Helmut Geißner, ein deutscher Sprechwissenschaftler und meint damit, dass Sinn ko-konstruiert wird, also eine soziale Handlung ist. Heinz von Foerster zum Wesen von Sprache: „Sprache ist nicht, Sprache geschieht.“ Sprache ist eben nicht nur ein Instrument.

Sprache und Sprechen sind eine Handlung und selbst schon ein Inhalt, nicht nur eine Hülle. Sprache ist Sprache ist Sprache. Heinz von Foerster hat einmal von der „Autologik“ der Sprache geschrieben – wenn ich erklären möchte, was Sprache ist, muss ich Sprache verwenden, muss sprechen; wir laufen unserem Untersuchungsgegenstand also hinterher. Die Sprache ist uns immer einen Schritt voraus. Gleichwohl gibt es auch zahlreiche Situationen, in denen Sprache ziemlich klar ist, z.B. dann, wenn ich nach der Uhrzeit gefragt oder darum gebeten werde, jemandem etwas zu geben oder ein Fenster zu schließen. Unschärfe, Unsicherheit und Mehrdeutigkeiten gibt es aber auch hier, etwa durch die Art und Weise, wie etwas gesagt wird. 


*Edward Twitchell Hall Jr. war ein berühmter amerikanischer Anthropologe, der für seine Arbeiten im Bereich der interkulturellen Kommunikation und der Anthropologie des Raumes bekannt ist. Der am 16. Mai 1914 geborene Hall war bekannt für die Entwicklung von Konzepten wie der proxemischen Kommunikation, die die Untersuchung der Nutzung von Raum und Distanz in der zwischenmenschlichen Kommunikation umfasst.

Die Proxemik untersucht, wie Menschen in verschiedenen Kulturen und Kontexten ihren persönlichen Raum definieren, ihre Nähe zu anderen regulieren und welche Bedeutung sie bestimmten sozialen Interaktionen beimessen. Diese Konzepte umfassen Dinge wie intime Distanz (sehr nah, typisch für enge Beziehungen), persönlichen Raum (für Freunde und Familienmitglieder) und öffentlichen Raum (für formellere oder weniger vertraute Interaktionen). Das Studium der Proxemik hilft zu verstehen, wie Menschen nonverbale Signale interpretieren und auf sie reagieren, abhängig von der räumlichen Distanz zwischen ihnen und anderen Personen oder Objekten.

Seine Arbeiten, insbesondere sein Buch „The Hidden Dimension“ (1966), trugen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Raum und Kultur in der menschlichen Kommunikation zu schärfen. Er prägte auch die Begriffe „high-context“ und „low-context“ Kulturen, um die Unterschiede in den Kommunikationsweisen verschiedener Gesellschaften zu beschreiben.

Halls Arbeit war wegweisend für verschiedene Disziplinen wie Anthropologie, Soziologie und Kommunikationswissenschaft. Sein Fokus auf die Bedeutung kultureller Unterschiede bei der Interpretation von Raum und Kommunikation hat viele Forscher und Praktiker beeinflusst, insbesondere in den Bereichen interkulturelle Kommunikation und internationales Management.


Wozu es führen kann, wenn Nähe und Distanz (Proxemik, Verhalten im Raum) falsch eingeschätzt werden, wird an folgender wahrer Geschichte deutlich:

Reizwäsche?  (Indien)

Von diesem Vorfall erzählte mir eine Freundin, die im letzten Jahr durch Indien, Australien und Neuseeland gereist war. Der Vorfall ereignete sich in Indien.

Meine Bekannte machte damals Couchsurfing in Indien. Am besagten Tag schlief sie bei einem jungen Mann (etwa 24), der alleine in einer Wohnung wohnte.

Sie verstanden sich recht gut und sie machte sich keinerlei Sorgen, da er einerseits sehr nett zu ihr war und andererseits keinerlei romantische Annäherungsversuche unternahm.

Als sie allerdings abends ihren Schlafanzug angezogen hatte (eine lange Hose und ein langes Oberteil), wurde der junge Mann plötzlich sehr aufdringlich, versuchte, sie anzufassen und zu küssen. Meine Bekannte machte ihm mit Nachdruck klar, dass sie keinerlei Interesse an ihm habe. Sie wunderte sich sehr über sein Verhalten, da sie ihm das nicht zugetraut hätte.

Der junge Mann schien aus allen Wolken zu fallen und nachdem er sich wieder gesammelt hatte, erklärte er ihr, dass es in Indien vollkommen unüblich sei, sich vor einem Mann im Schlafanzug zu zeigen, es sei denn, man wolle mit ihm schlafen.

Quelle: https://www.amazon.de/Intercultural-stories-Menschliche-Begegnungen-lebensecht-ebook/dp/B084MM75KH

 

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

Literatur

Hall, Edward T. (1989): Beyond Culture. New York: Anchor Books.

https://en.wikipedia.org/wiki/High-context_and_low-context_cultures

 

Transkript zum Erklärfilm:

Die Einordnung einer Kultur als High Context Culture oder Low Context Culture ist abhängig davon, wie in dieser Kultur kommuniziert wird. High Context Culture steht für die indirekte Kommunikation. In High Context Cultures benötigen die Kommunikationsteilnehmenden Kontextinformationen: Die Informationen werden nicht nur durch Worte, sondern auch durch Gesichtsausdruck, Körpersprache und Stimmlage zum Ausdruck gebracht. Ausschlaggebend für die Kommunikation ist besonders die Beziehung zwischen Sprechenden und Hörenden, da die eigentlichen Botschaften nicht explizit ausgesprochen, sondern eher implizit gesagt werden. Low Context Cultures hingegen sind Kulturen, in denen tendenziell wenig Hintergrundinformationen benötigt werden, um angemessen kommunizieren zu können. Menschen, die sich weniger in dieser Sprache und Kultur auskennen, können diese leichter verstehen und zu Kommunikationszwecken zu nutzen. Allerdings sind Low Context Cultures dadurch auch weniger ökonomisch, da es länger dauert, Dinge auszudrücken.

The post High Context Culture first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/high-context-culture/feed/ 0
Hyperkultur https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkultur/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkultur/#respond Wed, 21 Dec 2022 16:47:13 +0000 https://www.hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=10308 Was ist eine Hyperkultur? Multikulturell, plurikulturell, interkulturell, transkulturell, im Englischen auch häufig crosscultural – und: hyperkulturell. Was bedeutet dieses noch recht junge Wort? Kultur, kulturell: Dieses […]

The post Hyperkultur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
Was ist eine Hyperkultur?

Multikulturell, plurikulturell, interkulturell, transkulturell, im Englischen auch häufig crosscultural – und: hyperkulturell. Was bedeutet dieses noch recht junge Wort? Kultur, kulturell: Dieses Wort kommt in allen eben genannten Begriffen vor. Was bedeutet eigentlich Kultur? Kultur stammt vom indogermanischen Wort kuel „sich drehen, wenden“ und vom lateinischen Wort colere, cultura „pflegen, anbauen“ ab. Es handelt sich also um einen Begriff, der ursprünglich etwas mit der Landwirtschaft zu tun hat. 

Was bedeutet Kultur heute? 

Nach dem niederländischen Kulturwissenschaftler Geert Hofstede bedeutet Kultur Folgendes: „Kultur ist die kollektive Programmierung des Geistes, die eine Gruppe von Menschen von einer anderen unterscheidet.“

Beim amerikanischen Ethnologen Clifford Geertz heißt es: „Kultur ist die Weise, in welcher Menschen sich verständigen, ihre Einstellungen zum Leben weitergeben und entwickeln. Kultur ist das Muster der Sinngebung, in dessen Rahmen Menschen (…) ihr Handeln lenken.“

Alexander Thomas, Professor für interkulturelle Psychologie, konstatiert hingegen: „Kultur beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft. Sie schafft einerseits Handlungsmöglichkeiten und Handlungsanreize, andererseits aber auch Handlungsbedingungen und setzt Handlungsgrenzen fest.“

Zusammenfassend ist vom Geist die Rede, von Einstellungen zum Leben, Sinngebung, Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln. All das wird als Kultur definiert. 

Dimensionen von Kultur

Hofstede unterscheidet verschiedene Dimensionen der Kultur, die bestimmte Muster des Denkens, Fühlens und Handelns von Menschen in unterschiedlichen Kulturen beschreiben. Diese Dimensionen umfassen:

  • Machtverhältnisse: Diese Dimension beschreibt die Akzeptanz und Verteilung von Macht und Autorität in einer Kultur. In einigen Kulturen gibt es eine hohe Machtdistanz, in der hierarchische Strukturen und soziale Unterschiede als normal angesehen werden. In anderen Kulturen ist die Machtdistanz gering und es wird nach mehr Gleichheit und Partizipation gestrebt.
  • Individualismus vs. Kollektivismus: Diese Dimension beschreibt den Grad an Individualität und Unabhängigkeit sowie den Fokus auf persönlichen Erfolg in einer Kultur im Gegensatz zu Gemeinschaftssinn und Abhängigkeit von sozialen Gruppen. Individualistische Kulturen legen Wert auf persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung, während kollektivistische Kulturen Kooperation und Harmonie in der Gruppe betonen.
  • Maskulinität vs. Feminität: Diese Dimension beschreibt die Dominanz männlicher oder weiblicher Werte in einer Kultur. Maskuline Kulturen betonen traditionelle Geschlechterrollen, Leistung und Wettbewerb, während feminine Kulturen soziale Fürsorge, Zusammenarbeit und Lebensqualität betonen.
  • Unsicherheitsvermeidung: Diese Dimension beschreibt den Grad der Angst vor Unsicherheit und das Ausmaß, in dem eine Gesellschaft mit Unsicherheit umgeht. Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung legen Wert auf Regeln, Strukturen und Sicherheit, während Kulturen mit niedriger Unsicherheitsvermeidung offen für Veränderungen und Risiken sind.
  • Langfristige vs. kurzfristige Orientierung: Diese Dimension beschreibt die Betonung von Tradition, Langfristigkeit und Beharrlichkeit in einer Kultur im Gegensatz zur Fokussierung auf die Gegenwart und unmittelbare Bedürfnisse. Langfristig orientierte Kulturen
Ein paar Beispiele 
  • Woran glauben Menschen und wie wichtig ist ihnen ihr Glaube? 
  • Wie verhalten sich Menschen? An welchen Normen orientieren sie sich dabei? Z. B. beim Umgang mit Emotionen, in Liebesfragen oder bei Konflikten
  • Welche Rollenbilder von Kind, Frau und Mann gibt es? Bis wann darf ein Kind noch Kind sein? Was ist mit Frauen, die Frauen lieben und was mit dem Mann, der sich nicht als Mann fühlt? 

All dies sind Beispiele dafür, was unter Kultur verstanden wird. Es kann festgestellt werden, dass es sowohl eine große Vielfalt gibt als auch ein hohes Konfliktpotenzial gibt.

Was bedeutet der zweite Begriff hyper?

Hyper stammt aus dem Griechischen und bedeutet „über, ober, mehr als oder super“. Hyperkulturell  lässt sich also mit überkulturell, oberkulturell oder superkulturell beschreiben. Rousseaus berühmter Ausruf lautet: „Natur, Natur!“ Im Sinne von hyperkulturell könnte dies zu Kultur, Kultur! umgewandelt werden.
Der Begriff hyperkulturell wurde vom südkoreanischen Philosophen Byung-Chul Han geprägt, der schon seit 30 Jahren in Deutschland lebt und in Berlin Philosophie lehrt.

Hyperkulturell bringt eine respektvolle, neugierige, weltoffene Haltung, eine Perspektive des Friedens und des kulturellen Reichtums sowie das Ziel einer gemeinsame Zukunft zum Ausdruck. Der Begriff meint, dass aus verschiedenen Kulturen etwas Neues entsteht – eine neue Kultur. Es geht um Entgrenzung, Annäherung und Vernetzung, also um eine Form natürlicher Heterogenität ohne kulturelle Grenzen. Zugespitzt könnte gesagt werden, dass es sich hierbei um eine menschliche Superkultur handelt, die von allen geteilt wird. Aber auf welchen Werten lässt sich diese Kultur gründen? 

Subkultur

Der Begriff „Subkultur“ setzt sich aus den lateinischen Wörtern „sub“ (unter) und „cultura“ (Kultur) zusammen und bedeutet wörtlich übersetzt „Unterkultur“. Es handelt sich also um den Gegenbegriff zur Hyperkultur. Eine Subkultur ist eine soziale Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, deren Mitglieder bestimmte gemeinsame Merkmale wie eine gemeinsame Identität, Interessen, Werte, Normen, Verhaltensweisen, Stile oder Ausdrucksformen teilen. Eine Subkultur bildet sich in der Regel als Reaktion auf bestimmte Aspekte der dominanten Kultur oder als Ausdruck individueller oder kollektiver Identität.
Eine Subkultur ist oft durch einen bestimmten Lebensstil oder eine bestimmte Ideologie geprägt und kann sich in verschiedenen Bereichen wie Musik, Mode, Kunst, Sport, Politik, Religion, Freizeit oder Arbeit manifestieren. Innerhalb dieser Bereiche entwickeln Subkulturen eigene Regeln, Rituale und Codes, die von den Mitgliedern geteilt und gelebt werden. Subkulturen können explizit oder offensichtlich sein, wie z. B. Punk oder Gruftis, oder subtiler und weniger sichtbar, wie z. B. bestimmte Dynastien oder Gemeinschaften in bestimmten Sportarten oder Hobbys. Sie können sich auf lokaler, regionaler oder internationaler Ebene manifestieren und ein breites Spektrum von Mitgliedern umfassen, von kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften bis hin zu breiteren Bewegungen. Häufig entstehen Subkulturen als Reaktion auf soziale, politische oder kulturelle Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft. Sie dienen oft als Ausdruck des Unbehagens, der Ablehnung oder der Rebellion gegenüber den bestehenden Normen und Werten der dominanten Kultur. Subkulturen können auch als Schutzraum für Menschen dienen, die sich in der dominanten Kultur nicht repräsentiert oder akzeptiert fühlen.

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Literatur

Han, Byung-Chul (2005): Hyperkulturalität: Kultur und Globalisierung. Leipzig, Berlin: Merve.

Hyperkulturalität – Kultur und Globalisierung | IKUD Glossar

vgl. auch hier: hyperkulturell, Hyperkulturalität

 

Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht  geschildert:

Schwyzerdütsch

Ich verbrachte mein Auslandssemester in der Schweiz. Direkt nach meiner Ankunft in Zürich musste ich feststellen, dass Schweizerdeutsch nicht so einfach zu verstehen ist, wie ich gedacht hatte. Trotz des Versuches, immer genau hinzuhören und aufmerksam zu sein, konnte ich im Land der „Chäschuechlie“ (Käseküchlein) erst einmal nicht viel verstehen. Das erste neue Wort lernte ich direkt in der Einführungsveranstaltung der Uni. In meinen Unterlagen hatte ich bereits gelesen, dass wir da unsere „Legi“ erhalten. Was das aber genau war, wusste ich nicht. Als ich schließlich eine bedruckte Plastikkarte in der Hand hielt, wusste ich sofort, dass die „Legi“ der Studierendenausweis in der Schweiz ist.

Besonders spannend waren auch die ersten Einkäufe im Supermarkt. Dass der Franke in Zürich nur „Schtutz“ genannt wird, war mir nach ein paar Einkäufen auch klar. Aber es blieb mir ein Rätsel, warum mich die Verkäuferin trotzdem immer kritisch anguckte. Im Laufe der Zeit lernte ich dazu: Man sollte sich als Deutscher nicht am Schweizerdeutsch versuchen! Auch wenn das Wort „Gruezi“ erst einfach aussieht und sich einigermaßen gut sprechen lässt, klingt es doch immer noch falsch, wenn ein Deutscher es ausspricht. Von den kläglichen „Gruezi“-Versuchen stieg ich dann auf ein einfaches „Tschüss“ um. Eine Besserung trat auch damit nicht ein. Relativ spät in meinem Auslandssemester erfuhr ich dann, dass „Tschüss“ für die Schweizer als unhöflich gilt. Seitdem bin ich mit einem einfachen „Auf Wiedersehen“ (auf die Schweizer Version „Uufwiedeluege“ sollte man auch lieber verzichten) gut gefahren.

An der Uni wird eigentlich durchweg Hochdeutsch gesprochen. Doch in einem meiner Seminare saßen nur zwölf Leute. Als ich dann erklärte, dass ich Austauschstudentin sei, war schnell klar, dass die Schweizer nun auf Hochdeutsch wechseln mussten. Meine Kommilitonen mieden mich daraufhin erst einmal. Man muss wissen, dass Schweizer auf die Frage „Kannst du das nochmal auf Hochdeutsch sagen?“ meist nicht sehr positiv reagieren. Es sei denn, es fragt jemand, der nicht aus Deutschland kommt. Bei einem belgischen Freund erlebte ich, dass der Bankbeamte sofort freundlich wurde und mit ihm langsamer sprach, als er diese Frage stellte.

Am Ende des Semesters hat meine Dozentin in dem kleinen Seminar dann beschlossen: „Jana, heute machen wir eine informelle Sitzung. Du bist jetzt auch soweit, dass du Schweizerdeutsch verstehst.“ Ein wahres Kompliment, denn ich hatte mich bis dahin wirklich immer bemüht, möglichst viel zu lernen und alle Schweizer gebeten, nicht auf Hochdeutsch zu wechseln, wenn sie mit mir sprachen. Dank professioneller Hilfe einer Schweizer Freundin kann ich jetzt sogar das Volkslied „Gruezi wohl Frau Stirnimaa“ singen. Meine persönlichen schweizerdeutschen Lieblingsworte sind übrigens: Grittibänzen-Weckmännchen, Samichlaus & Schmutzli – Nikolaus und Knecht Ruprecht und Chrüsimüsi-Durcheinander.

 

The post Hyperkultur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkultur/feed/ 0
Hyperkulturalität, hyperkulturell https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkulturalitaet/ Sun, 26 Nov 2017 17:33:43 +0000 http://hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=2550 Multikulturell, plurikulturell, interkulturell, transkulturell, im Englischen auch häufig crosscultural – und: hyperkulturell. Was bedeutet dieses noch recht junge Wort? Kultur, kulturell: Dieses Wort kommt in allen […]

The post Hyperkulturalität, hyperkulturell first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
Multikulturell, plurikulturell, interkulturell, transkulturell, im Englischen auch häufig crosscultural – und: hyperkulturell. Was bedeutet dieses noch recht junge Wort? Kultur, kulturell: Dieses Wort kommt in allen eben genannten Begriffen vor. Was bedeutet eigentlich Kultur? Kultur stammt vom indogermanischen Wort kuel „sich drehen, wenden“ und vom lateinischen Wort colere, cultura „pflegen, anbauen“ ab. Es handelt sich also um einen Begriff, der ursprünglich etwas mit der Landwirtschaft zu tun hat.

Was bedeutet Kultur heute?

Nach dem niederländischen Kulturwissenschaftler Geert Hofstede bedeutet Kultur Folgendes: „Kultur ist die kollektive Programmierung des Geistes, die eine Gruppe von Menschen von einer anderen unterscheidet.“

Beim amerikanischen Ethnologen Clifford Geertz heißt es: „Kultur ist die Weise, in welcher Menschen sich verständigen, ihre Einstellungen zum Leben weitergeben und entwickeln. Kultur ist das Muster der Sinngebung, in dessen Rahmen Menschen (…) ihr Handeln lenken.“

Alexander Thomas, Professor für interkulturelle Psychologie, konstatiert hingegen: „Kultur beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft. Sie schafft einerseits Handlungsmöglichkeiten und Handlungsanreize, andererseits aber auch Handlungsbedingungen und setzt Handlungsgrenzen fest.“

Zusammenfassend ist vom Geist die Rede, von Einstellungen zum Leben, Sinngebung, Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln. All das wird als Kultur definiert.

Dimensionen von Kultur

Hofstede unterscheidet verschiedene Dimensionen der Kultur, die bestimmte Muster des Denkens, Fühlens und Handelns von Menschen in unterschiedlichen Kulturen beschreiben. Diese Dimensionen umfassen:

  • Machtverhältnisse: Diese Dimension beschreibt die Akzeptanz und Verteilung von Macht und Autorität in einer Kultur. In einigen Kulturen gibt es eine hohe Machtdistanz, in der hierarchische Strukturen und soziale Unterschiede als normal angesehen werden. In anderen Kulturen ist die Machtdistanz gering und es wird nach mehr Gleichheit und Partizipation gestrebt.
  • Individualismus vs. Kollektivismus: Diese Dimension beschreibt den Grad an Individualität und Unabhängigkeit sowie den Fokus auf persönlichen Erfolg in einer Kultur im Gegensatz zu Gemeinschaftssinn und Abhängigkeit von sozialen Gruppen. Individualistische Kulturen legen Wert auf persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung, während kollektivistische Kulturen Kooperation und Harmonie in der Gruppe betonen.
  • Maskulinität vs. Feminität: Diese Dimension beschreibt die Dominanz männlicher oder weiblicher Werte in einer Kultur. Maskuline Kulturen betonen traditionelle Geschlechterrollen, Leistung und Wettbewerb, während feminine Kulturen soziale Fürsorge, Zusammenarbeit und Lebensqualität betonen.
  • Unsicherheitsvermeidung: Diese Dimension beschreibt den Grad der Angst vor Unsicherheit und das Ausmaß, in dem eine Gesellschaft mit Unsicherheit umgeht. Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung legen Wert auf Regeln, Strukturen und Sicherheit, während Kulturen mit niedriger Unsicherheitsvermeidung offen für Veränderungen und Risiken sind.
  • Langfristige vs. kurzfristige Orientierung: Diese Dimension beschreibt die Betonung von Tradition, Langfristigkeit und Beharrlichkeit in einer Kultur im Gegensatz zur Fokussierung auf die Gegenwart und unmittelbare Bedürfnisse. Langfristig orientierte Kulturen
Ein paar Beispiele
  • Woran glauben Menschen und wie wichtig ist ihnen ihr Glaube?
  • Wie verhalten sich Menschen? An welchen Normen orientieren sie sich dabei? Z. B. beim Umgang mit Emotionen, in Liebesfragen oder bei Konflikten
  • Welche Rollenbilder von Kind, Frau und Mann gibt es? Bis wann darf ein Kind noch Kind sein? Was ist mit Frauen, die Frauen lieben und was mit dem Mann, der sich nicht als Mann fühlt?

All dies sind Beispiele dafür, was unter Kultur verstanden wird. Es kann festgestellt werden, dass es sowohl eine große Vielfalt gibt als auch ein hohes Konfliktpotenzial gibt.

Was bedeutet der zweite Begriff hyper?

Hyper stammt aus dem Griechischen und bedeutet „über, ober, mehr als oder super“. Hyperkulturell  lässt sich also mit überkulturell, oberkulturell oder superkulturell beschreiben. Rousseaus berühmter Ausruf lautet: „Natur, Natur!“ Im Sinne von hyperkulturell könnte dies zu Kultur, Kultur! umgewandelt werden.
Der Begriff hyperkulturell wurde vom südkoreanischen Philosophen Byung-Chul Han geprägt, der schon seit 30 Jahren in Deutschland lebt und in Berlin Philosophie lehrt.

Hyperkulturell bringt eine respektvolle, neugierige, weltoffene Haltung, eine Perspektive des Friedens und des kulturellen Reichtums sowie das Ziel einer gemeinsame Zukunft zum Ausdruck. Der Begriff meint, dass aus verschiedenen Kulturen etwas Neues entsteht – eine neue Kultur. Es geht um Entgrenzung, Annäherung und Vernetzung, also um eine Form natürlicher Heterogenität ohne kulturelle Grenzen. Zugespitzt könnte gesagt werden, dass es sich hierbei um eine menschliche Superkultur handelt, die von allen geteilt wird. Aber auf welchen Werten lässt sich diese Kultur gründen?

Subkultur

Der Begriff „Subkultur“ setzt sich aus den lateinischen Wörtern „sub“ (unter) und „cultura“ (Kultur) zusammen und bedeutet wörtlich übersetzt „Unterkultur“. Es handelt sich also um den Gegenbegriff zur Hyperkultur. Eine Subkultur ist eine soziale Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, deren Mitglieder bestimmte gemeinsame Merkmale wie eine gemeinsame Identität, Interessen, Werte, Normen, Verhaltensweisen, Stile oder Ausdrucksformen teilen. Eine Subkultur bildet sich in der Regel als Reaktion auf bestimmte Aspekte der dominanten Kultur oder als Ausdruck individueller oder kollektiver Identität.
Eine Subkultur ist oft durch einen bestimmten Lebensstil oder eine bestimmte Ideologie geprägt und kann sich in verschiedenen Bereichen wie Musik, Mode, Kunst, Sport, Politik, Religion, Freizeit oder Arbeit manifestieren. Innerhalb dieser Bereiche entwickeln Subkulturen eigene Regeln, Rituale und Codes, die von den Mitgliedern geteilt und gelebt werden. Subkulturen können explizit oder offensichtlich sein, wie z. B. Punk oder Gruftis, oder subtiler und weniger sichtbar, wie z. B. bestimmte Dynastien oder Gemeinschaften in bestimmten Sportarten oder Hobbys. Sie können sich auf lokaler, regionaler oder internationaler Ebene manifestieren und ein breites Spektrum von Mitgliedern umfassen, von kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften bis hin zu breiteren Bewegungen. Häufig entstehen Subkulturen als Reaktion auf soziale, politische oder kulturelle Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft. Sie dienen oft als Ausdruck des Unbehagens, der Ablehnung oder der Rebellion gegenüber den bestehenden Normen und Werten der dominanten Kultur. Subkulturen können auch als Schutzraum für Menschen dienen, die sich in der dominanten Kultur nicht repräsentiert oder akzeptiert fühlen.

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Literatur

Han, Byung-Chul (2005): Hyperkulturalität: Kultur und Globalisierung. Leipzig, Berlin: Merve.

Hyperkulturalität – Kultur und Globalisierung | IKUD Glossar

vgl. auch hier: Hyperkultur – Hyperkulturell.de

 

Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht  geschildert:

Schwyzerdütsch

Ich verbrachte mein Auslandssemester in der Schweiz. Direkt nach meiner Ankunft in Zürich musste ich feststellen, dass Schweizerdeutsch nicht so einfach zu verstehen ist, wie ich gedacht hatte. Trotz des Versuches, immer genau hinzuhören und aufmerksam zu sein, konnte ich im Land der „Chäschuechlie“ (Käseküchlein) erst einmal nicht viel verstehen. Das erste neue Wort lernte ich direkt in der Einführungsveranstaltung der Uni. In meinen Unterlagen hatte ich bereits gelesen, dass wir da unsere „Legi“ erhalten. Was das aber genau war, wusste ich nicht. Als ich schließlich eine bedruckte Plastikkarte in der Hand hielt, wusste ich sofort, dass die „Legi“ der Studierendenausweis in der Schweiz ist.

Besonders spannend waren auch die ersten Einkäufe im Supermarkt. Dass der Franke in Zürich nur „Schtutz“ genannt wird, war mir nach ein paar Einkäufen auch klar. Aber es blieb mir ein Rätsel, warum mich die Verkäuferin trotzdem immer kritisch anguckte. Im Laufe der Zeit lernte ich dazu: Man sollte sich als Deutscher nicht am Schweizerdeutsch versuchen! Auch wenn das Wort „Gruezi“ erst einfach aussieht und sich einigermaßen gut sprechen lässt, klingt es doch immer noch falsch, wenn ein Deutscher es ausspricht. Von den kläglichen „Gruezi“-Versuchen stieg ich dann auf ein einfaches „Tschüss“ um. Eine Besserung trat auch damit nicht ein. Relativ spät in meinem Auslandssemester erfuhr ich dann, dass „Tschüss“ für die Schweizer als unhöflich gilt. Seitdem bin ich mit einem einfachen „Auf Wiedersehen“ (auf die Schweizer Version „Uufwiedeluege“ sollte man auch lieber verzichten) gut gefahren.

An der Uni wird eigentlich durchweg Hochdeutsch gesprochen. Doch in einem meiner Seminare saßen nur zwölf Leute. Als ich dann erklärte, dass ich Austauschstudentin sei, war schnell klar, dass die Schweizer nun auf Hochdeutsch wechseln mussten. Meine Kommilitonen mieden mich daraufhin erst einmal. Man muss wissen, dass Schweizer auf die Frage „Kannst du das nochmal auf Hochdeutsch sagen?“ meist nicht sehr positiv reagieren. Es sei denn, es fragt jemand, der nicht aus Deutschland kommt. Bei einem belgischen Freund erlebte ich, dass der Bankbeamte sofort freundlich wurde und mit ihm langsamer sprach, als er diese Frage stellte.

Am Ende des Semesters hat meine Dozentin in dem kleinen Seminar dann beschlossen: „Jana, heute machen wir eine informelle Sitzung. Du bist jetzt auch soweit, dass du Schweizerdeutsch verstehst.“ Ein wahres Kompliment, denn ich hatte mich bis dahin wirklich immer bemüht, möglichst viel zu lernen und alle Schweizer gebeten, nicht auf Hochdeutsch zu wechseln, wenn sie mit mir sprachen. Dank professioneller Hilfe einer Schweizer Freundin kann ich jetzt sogar das Volkslied „Gruezi wohl Frau Stirnimaa“ singen. Meine persönlichen schweizerdeutschen Lieblingsworte sind übrigens: Grittibänzen-Weckmännchen, Samichlaus & Schmutzli – Nikolaus und Knecht Ruprecht und Chrüsimüsi-Durcheinander.

 

The post Hyperkulturalität, hyperkulturell first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
Kulturebenenmodell (Edgar H. Schein)  https://www.hyperkulturell.de/glossar/kulturebenen-modell-nach-edgar-h-schein/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/kulturebenen-modell-nach-edgar-h-schein/#respond Mon, 17 Aug 2020 10:09:40 +0000 https://www.hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=8149 Das Kulturebenenmodell des US-amerikanischen Organisationspsychologen Edgar H. Schein (1995) unterscheidet drei Ebenen von Kultur anhand ihrer Sichtbarkeit. Die Essenz von Kultur manifestiert sich laut Schein in […]

The post Kulturebenenmodell (Edgar H. Schein)  first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
Kulturebenenmodell

Das Kulturebenenmodell des US-amerikanischen Organisationspsychologen Edgar H. Schein (1995) unterscheidet drei Ebenen von Kultur anhand ihrer Sichtbarkeit. Die Essenz von Kultur manifestiert sich laut Schein in ihren Grundprämissen, die unter einer Oberfläche aus Artefakten und betonten Werten verborgen liegen.

Kontext Unternehmenskultur 

Schein stellt das Kulturebenen-Modell im Kontext von Unternehmen vor. Unternehmenskulturen sind annähernd geschlossene Systeme, die sich von anderen Kulturen abgrenzen lassen. Ihre Subsysteme, Prozesse und Mechanismen lassen sich leichter durchschauen, als dies in der Gesellschaft der Fall ist. Hinzu kommen wirtschaftliche Interessen der Unternehmensführung, die eine Veränderung der Unternehmenskultur nötig machen können (Schein 1995: S. 18–20). 

Scheins Kulturverständnis 

Schein definiert Kultur als ein „Muster gemeinsamer Grundprämissen“ (Schein 1995: S. 25). Grundprämissen meinen hier geteiltes Wissen, eine gemeinsame Erfahrungswelt der Gruppenmitglieder. Dieses Wissen werde erlangt, indem gemeinsam Probleme bewältigt und Ziele bearbeitet würden. Dabei reagieren Unternehmen auf Umweltveränderungen und -einflüsse (externe Anpassung) und nehmen von Zeit zu Zeit neue Mitglieder auf (interne Integration). Kultur wird von Schein als Lernprozess beschrieben, der zum einen eine Abgrenzung der Gruppe nach außen und zum anderen die Entwicklung eines Selbstverständnisses der Gruppe nach sich zieht. Die Unternehmenskultur habe einen rationalen und emotionalen Einfluss auf alle Gruppenmitglieder und ihr Verhalten mit dem langfristigen Ziel, Stabilität und Wachstum zu ermöglichen. 

Das Kulturebenen-Modell 

“Edgar Schein teaches that culture has three layers: the artifacts of a culture — our symbols and signs; its espoused values — the things we say we believe; and, most important, its underlying assumptions — the way things really are.” (Comey 04.08.2019) 

[Edgar Schein lehrt, dass Kultur drei Ebenen hat: die Artefakte einer Kultur – unsere Symbole und Zeichen; die damit verbundenen Werte – die Dinge, von denen wir sagen, dass wir sie glauben; und, am wichtigsten, die zu Grunde liegenden Annahmen – die Natur der Dinge.“ (Comey 04.08.2019), Übersetzung Ch.H.] 

 

 

Das Kulturebenen-Modell nach Schein (Schein 1995: S. 30) nennt drei Ebenen, die in Wechselbeziehung zueinander stehen: 

1. Artefakte

2. Bekundete Werte

3. Grundprämissen 

Artefakte bezeichnen „sichtbare Strukturen und Prozesse im Unternehmen“ (ebd.), die zwar leicht zu erkennen, aber schwer zu entschlüsseln seien. Als Beispiele seien hier Raumarchitektur, Kleidung, Sprachstil, Symbole und Rituale genannt. 

Die bekundeten Werte beinhalten „Strategien, Ziele [und] Philosophie“ (ebd.) des Unternehmens, die leicht recherchiert, jedoch nur schwerlich entschlüsselt werden können. Leitbilder, Strategiepapiere, ausformulierte Werte und Visionen prägen die Außendarstellung eines Unternehmens, sind jedoch nicht gleichzusetzen mit dem tatsächlichen Verhalten der Gruppenmitglieder. 

Die Auslebung der bekundeten Werte äußert sich in den Grundprämissen, das heißt in den unbewussten und selbstverständlichen „Anschauungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen“ (ebd.) der Gruppenmitglieder. Zum Beispiel sind das Unternehmensklima, die geteilte Weltanschauung oder vorausgesetzte kognitive Fähigkeiten für Außenstehende wie auch Gruppenmitglieder unsichtbar und können nur selten benannt oder gar entschlüsselt werden. Auch hier ist das Bewusstsein für die Prozesshaftigkeit von Kulturen relevant: Grundprämissen sind meist historisch gewachsen und daher extrem schwer zu verändern (vgl. Schein 2003: S. 34f.). Weiterentwicklungen des Kulturebenen-Modells finden sich beispielsweise in der neueren Managementlehre bei Schreyögg/Koch (2020: S. 585–591).   

Weitere Infos auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturebenen-Modell


Literatur

Schein, Edgar H. (1995):Unternehmenskultur. Ein Handbuch für Führungskräfte. Frankfurt/Main, New York: Campus. 

Schein, Edgar H. (2003): Organisationskultur. The Ed Schein Corporate Culture Survical Guide. Bergisch Gladbach: EHP. 

Schreyögg, Georg; Koch, Jochen (2020): Management. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. 

Der Lexikonbeitrag zu Edgar Schein in zahlreichen Übersetzungen:

  1. Deutsch: https://www.hyperkulturell.de/kulturebenen-modell-edgar-h-schein/
  2. Bulgarisch: https://www.hyperkulturell.de/модел-на-културното-ниво-едгар-х-шейн/
  3. Chinesisch: https://www.hyperkulturell.de/文化层次模型(edgar-h-schein)/
  4. Dänisch: https://www.hyperkulturell.de/model-for-kulturniveau-edgar-h-schein/
  5. Englisch (US): https://www.hyperkulturell.de/culture-level-model-edgar-h-schein/
  6. Estnisch: https://www.hyperkulturell.de/kultuuritaseme-mudel-edgar-h-schein/
  7. Finnisch: https://www.hyperkulturell.de/kulttuurin-tason-malli-edgar-h-schein/
  8. Französisch: https://www.hyperkulturell.de/modele-des-niveaux-culturels-edgar-h-schein/
  9. Griechisch: https://www.hyperkulturell.de/μοντέλο-επιπέδου-κουλτούρας-edgar-h-schein/
  10. Indonesisch: https://www.hyperkulturell.de/model-tingkat-budaya-edgar-h-schein/
  11. Italienisch: https://www.hyperkulturell.de/modello-del-livello-culturale-edgar-h-schein/
  12. Japanisch: https://www.hyperkulturell.de/カルチャー・レベル・モデル(エドガー・h・シャ/
  13. Lettisch: https://www.hyperkulturell.de/kulturas-limena-modelis-edgars-h-seins/
  14. Litauisch: https://www.hyperkulturell.de/kulturos-lygio-modelis-edgar-h-schein/
  15. Niederländisch: https://www.hyperkulturell.de/cultuur-niveau-model-edgar-h-schein/
  16. Polnisch: https://www.hyperkulturell.de/model-poziomu-kultury-edgar-h-schein/
  17. Portugiesisch: https://www.hyperkulturell.de/modelo-de-nivel-de-cultura-edgar-h-schein/
  18. Portugiesisch (Brasilianisch): https://www.hyperkulturell.de/modelo-de-nivel-de-cultura-edgar-h-schein-2/
  19. Rumänisch: https://www.hyperkulturell.de/modelul-nivelului-de-cultura-edgar-h-schein/
  20. Russisch: https://www.hyperkulturell.de/модель-уровней-культуры-эдгар-х-шейн/
  21. Schwedisch: https://www.hyperkulturell.de/kulturnivamodellen-edgar-h-schein/
  22. Slowakisch: https://www.hyperkulturell.de/model-urovne-kultury-edgar-h-schein/
  23. Slowenisch: https://www.hyperkulturell.de/model-ravni-kulture-edgar-h-schein/
  24. Spanisch: https://www.hyperkulturell.de/modelo-de-niveles-de-cultura-edgar-h-schein/
  25. Tschechisch: https://www.hyperkulturell.de/model-kulturni-urovne-edgar-h-schein/
  26. Türkisch: https://www.hyperkulturell.de/kueltuer-duezeyi-modeli-edgar-h-schein/
  27. Ukrainisch: https://www.hyperkulturell.de/модель-рівня-культури-едгар-х-шейн/
  28. Ungarisch: https://www.hyperkulturell.de/kulturaszint-modell-edgar-h-schein/

The post Kulturebenenmodell (Edgar H. Schein)  first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/kulturebenen-modell-nach-edgar-h-schein/feed/ 0