Interaktion - Hyperkulturell.de https://www.hyperkulturell.de Menschen, Kulturen, Vielfalt Tue, 19 Dec 2023 08:08:58 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.2 https://www.hyperkulturell.de/wp-content/uploads/2017/12/hk_h.png Interaktion - Hyperkulturell.de https://www.hyperkulturell.de 32 32 Hyperkorrektur https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkorrektur/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkorrektur/#respond Mon, 27 Nov 2017 10:55:57 +0000 http://hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=2626   Der Begriff Hyperkorrektur lässt sich als eine Überanpassung verstehen. Er setzt sich aus den Wortteilen „hyper“ und „Korrektur“ zusammen. Die Vorsilbe „hyper-“ stammt aus dem […]

The post Hyperkorrektur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>

 

HyperkorrekturDer Begriff Hyperkorrektur lässt sich als eine Überanpassung verstehen. Er setzt sich aus den Wortteilen „hyper“ und „Korrektur“ zusammen. Die Vorsilbe „hyper-“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „über“ oder „hervorragend“. Bei „Hyperkorrektur“ bezieht sich die Vorsilbe darauf, dass etwas übermäßig oder übertrieben ausgeführt wird. Das Wort „Korrektur“ wiederum leitet sich vom lateinischen „corrigere“ ab, was „berichtigen“ oder „verbessern“ bedeutet. Eine Korrektur wird durchgeführt, um Fehler oder Abweichungen zu beseitigen. Der Begriff Hyperkorrektur bezeichnet also ein übertriebenes Bemühen um sprachliche Korrektheit bzw. eine übertriebene Anwendung sprachlicher Regeln und Normen. Dies kann dazu führen, dass tatsächliche Fehler gemacht werden, weil fälschlicherweise angenommen wird, dass etwas korrigiert werden muss, obwohl es in Wirklichkeit korrekt ist. Dieses Phänomen tritt häufig auf, wenn eine Person versucht, eine Sprachvariante zu verwenden, die als höherwertig angesehen wird.

Günthner berichtet hierbei von folgender Begebenheit: Ein chinesischer Austauschstudent, der für seine Promotion nach Deutschland kommen würde, schrieb seiner künftigen Doktormutter eine E-Mail, in der er sehr deutlich seine Wünsche davon kommunizierte, wie er sich seine Ankunft und seinen Aufenthalt im Gastland vorstellte. Er sagte, wann er vom Flughafen abgeholt werden wolle, wie sein Büro eingerichtet sein solle und dass ihm eine passende Wohnung gesucht werden möge.

Überanpassung

Die E-Mail wirkt wie eine Anweisung oder Verordnung. Offenbar hatte der chinesische Gaststudent das, was den Deutschen stereotypisch als Deutlichkeit, Klarheit und Direktheit nachsagt wird, falsch interpretiert. Dies ist ein Beispiel für eine Überanpassung. Andersherum kann z. B. sehr vorsichtiges, extrem höfliches Verhalten von Deutschen in China als Hyperkorrektur verstanden werden, weil es aufgrund des nicht passenden Maßes für Befremden sorgt.

Unterschied zwischen Überanpassung und Hyperkorrektur

Hyperkorrektur und Überanpassung sind zwei sprachliche Phänomene, bei denen Menschen versuchen, ihre Sprache zu verbessern oder anzupassen. Der Unterschied liegt jedoch in der Motivation und im Ergebnis.

Hyperkorrektur tritt auf, wenn jemand bewusst oder unbewusst eine sprachliche Regel anwendet, obwohl sie in der Situation nicht angemessen ist. Dies geschieht häufig aus dem Wunsch heraus, besonders korrekt oder gebildet zu erscheinen. Beispiele hierfür sind der übermäßige Gebrauch von Fremdwörtern oder die Überbetonung der korrekten Aussprache. Überanpassung hingegen tritt auf, wenn jemand seine Sprache an die Person oder Gruppe anpasst, der er gegenübersteht. Dies kann geschehen, um eine bessere Beziehung aufzubauen oder um sich anzupassen, um akzeptiert oder respektiert zu werden. Überanpassung kann dazu führen, dass eine Person ihre eigene natürliche Sprachform verliert und versucht, sich der anderen Person anzupassen, indem sie deren Sprechweise, Wortschatz oder Akzent übernimmt.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass Hyperkorrektheit auf einer übertriebenen Befolgung sprachlicher Regeln beruht, während Überanpassung auf einer bewussten oder unbewussten Anpassung an die Sprache oder den Dialekt anderer Menschen beruht. Beide Phänomene können dazu führen, dass eine Person gekünstelt oder unnatürlich klingt.

Was macht der andere?

Es kann also von einer einseitigen Anpassung gesprochen werden. Dabei wird übersehen, dass sich jede (nicht nur interkulturelle) Kommunikation durch Interaktion auszeichnet. Die Frage lautet daher immer: Was macht der andere? Wenn sich jemand auf den anderen anzupassen versucht, heißt das nicht, dass die Person damit richtig liegt oder dass der andere das möchte. Ethisch betrachtet scheint es zudem fragwürdig, warum sich einseitig angepasst werden sollte. Die pragmatische Frage ist dabei auch, ob eine einseitige Anpassung überhaupt langfristig durchzuhalten ist oder ob diese in eine Sackgasse führt.

Gefahr der Entfremdung

Gerade Differenzen im Verhalten und Handeln sind in interkulturellen Begegnungen oft reizvoll. Überdies stellt sich der andere vielleicht die gleiche Frage und verhält sich nach seinem Verständnis anpassend. Was passiert dann (vergleiche Kontrakorrektur)? Bemerkenswert ist, dass Hyperkorrekturen zu einer Entfremdung führen können, obwohl eigentlich eine Annäherung intendiert ist. Ein mögliches Problem der interkulturellen Hyperkorrektur besteht darin, dass sie oft auf Stereotypen oder oberflächlichem Wissen über eine andere Kultur beruht. Die Person kann aufgrund von Annahmen über die Kultur handeln, ohne den tatsächlichen Hintergrund oder die Bedeutung der Normen und Verhaltensweisen zu verstehen. Dies kann zu einer falschen Darstellung oder Interpretation der Kultur führen und die Person von ihrer tatsächlichen kulturellen Identität isolieren. Eine Folge davon kann sein, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen einander nicht verstehen oder Missverständnisse über die Motive oder Absichten des anderen haben. Dadurch können sich Stereotype verfestigen und Vorurteile verstärken. Dies kann zu einer Entfremdung zwischen den Kulturen führen, da die Menschen das Gefühl haben, dass ihre eigene Kultur nicht richtig verstanden oder respektiert wird. Der Umgang mit interkultureller Überkorrektur erfordert daher Sensibilität und Verständnis für die unterschiedlichen Hintergründe und Perspektiven der Menschen.

Weitere Beispiele

Angenommen, eine deutsche Person reist nach Japan und möchte die japanische Höflichkeitsformel „Arigatou gozaimasu“ (Vielen Dank) verwenden. Da sie sich nicht sicher ist, wann und wie sie die Höflichkeitsformel verwenden soll, verwendet sie sie bei jeder Gelegenheit, sei es beim Einkaufen, im Restaurant oder im Gespräch mit dem Hotelangestellten. Obwohl Höflichkeit in Japan sehr geschätzt wird, kann ein solch übertriebener Gebrauch dieser Höflichkeitsformel als unnatürlich oder unangemessen angesehen werden. Es besteht also ein Missverständnis bezüglich der kulturellen Anwendung von Höflichkeit, was zu Hyperkorrektur führt.

Ein weiteres Beispiel für Hyperkorrektur im interkulturellen Kontext könnte auftreten, wenn eine Person versucht, in einer bestimmten Kultur akzentfrei zu sprechen. Angenommen, eine englischsprachige Person möchte einen perfekten deutschen Akzent haben und übt intensiv, deutsche Wörter und Sätze genau wie ein Muttersprachler auszusprechen. Dies kann jedoch zu einer übertriebenen Betonung von Konsonanten führen, die im Deutschen normalerweise nicht üblich oder notwendig sind. Das kann übertrieben oder gekünstelt klingen und von Muttersprachlern als unnatürlich empfunden werden. Der Versuch, eine kulturelle Nuance (einen bestimmten Akzent) nachzuahmen, führt zu einer Art Hyperkorrektur, da die Person die feinen Unterschiede in Sprache und Sprechweise nicht vollständig versteht oder nachahmt.

? Teste Dein Wissen zu Hyperkorrektur – hier geht’s zum Lückentext.

 

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Literatur 

Günthner, Susanne (1993): Diskursstrategien in der Interkulturellen Kommunikation. Analysen deutsch-chinesischer Gespräche.

Polfuß, Jonas (2012): Kritischer Kulturassimilator Deutschland für chinesische Teilnehmende. In: Interculture Journal, Heft 17, 27–46. 

Terminologisches Grundwissen der Gesprächs- und Diskurslinguistik: eine Lehr- und Lernplattform (hhu.de)

 

Transkript zum Erklärfilm

Hyperkorrektur meint die Überanpassung des Verhaltens. Zu einer Überanpassung kommt es, wenn jemand sein Verhalten einem anderen Menschen oder einer anderen Kultur anpassen möchte und sich dabei an Stereotypen orientiert: Dann wird die Anpassung unbeabsichtigt zu weit getrieben. So können Hyperkorrekturen zu Entfremdung führen, obwohl ursprünglich eine Annäherung das Ziel war.

 

Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht  geschildert:

Bubble of space

Anna absolvierte vor ein paar Jahren ein sechsmonatiges Auslandspraktikum in Medellín, Kolumbien. Schnell fiel ihr auf, dass die KolumbianerInnen in Gesprächen keinerlei Körperkontakt scheuten.

Nach einem halben Jahr in Medellín beschloss Anna, die Rückreise nach Deutschland mit einem Zwischenstopp in den USA zu verbinden. In New York besuchte sie einen Freund, der sie spontan auf eine Party von Arbeitskollegen mitnahm. Dort kam Anna schnell ins Gespräch und wunderte sich, dass ihre Gesprächspartner ihr auf seltsame Weise auszuweichen schienen. Jedes Mal, wenn sie sich einer Gesprächsperson näherte, um diese besser zu verstehen und nicht unhöflich viel Platz zwischen sich zu lassen, wich die Person merklich einen Schritt nach hinten oder zur Seite. Zunächst sorgte sich Anna darüber, ob sie schlecht rieche oder etwas Falsches gegessen habe. Doch dann begriff sie, dass auch in den USA eine abweichende Auffassung von Körperkontakt und persönlichem Bereich vorherrscht – im Englischen „Bubble of Space“ genannt.

Aller guten Dinge sind drei

Eine Philippinin und eine Deutsche lernten sich in Deutschland über ein Austauschprogramm kennen. Die beiden verstanden sich mit der Zeit immer besser und waren häufig zusammen. Jedes Mal, wenn die Deutsche der Philippinin mitgebrachte Kekse oder Süßigkeiten anbot, lehnte die Philippinin höflich ab.

Eines Tages brachte die Philippinin Kekse mit in die Uni, die sie der Deutschen hinhielt. Diese griff daraufhin sofort zu und freute sich. In diesem Moment sagte die Philippinin, sie müsse jetzt mal etwas loswerden. Sie erzählte, dass man auf den Philippinen ein Angebot erst dreimal verneinen muss, bis man „ja“ sagen darf. Allerdings habe sie festgestellt, dass die Deutschen höchstens zweimal fragen und sie somit nie die Chance bekommt, „ja“ zu sagen. Das deutsche Mädchen erklärte ihr, dass es diese Regelung in Deutschland nicht gibt und dass die meisten Deutschen nach einmaligem Fragen davon ausgehen, dass die Person ihrem Interesse nach antwortet. Die Deutsche nahm sich vor, die Philippinin von nun an häufiger zu fragen, sagte ihr aber auch, dass sie in Deutschland ruhig sofort „ja“ sagen könne und dass sich Deutsche darüber freuen.

The post Hyperkorrektur first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/hyperkorrektur/feed/ 0
Kommunikation (interkulturelle) https://www.hyperkulturell.de/glossar/kommunikation-interkulturelle/ https://www.hyperkulturell.de/glossar/kommunikation-interkulturelle/#respond Mon, 27 Nov 2017 11:09:32 +0000 http://hyperkulturell.de/?post_type=glossary&p=2665 Interkulturelle Kommunikation bezeichnet eine „interpersonale Interaktion mit Hilfe von sprachlichen Codes zwischen Angehörigen von verschiedenen Gruppen oder Kulturen“ und setzt sich aus dem Ausdruck Interkulturalität, einem […]

The post Kommunikation (interkulturelle) first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>

Buchtipp

Interkulturelle Kommunikation bezeichnet eine „interpersonale Interaktion mit Hilfe von sprachlichen Codes zwischen Angehörigen von verschiedenen Gruppen oder Kulturen“ und setzt sich aus dem Ausdruck Interkulturalität, einem „Begriff für die philosophische und kulturwissenschaftliche Konzeption der Beziehungen zwischen […] Kulturen“ sowie dem lateinischen Wort communicatio „Mitteilung/ Verständigung“ zusammen (Metzler Lexikon 2013, 343–344 u. 389).

Interaktionsform

Dabei stellt die „insbesondere im Rahmen von Ethnolinguistik, Pragmatik und Soziolinguistik untersuchte Kommunikationsweise“ in Form von „Sprechen, Gestik, Mimik“ (Lexikon der Sprachwissenschaft 2008, 302) und nach Lüsebrink auch durch die Berücksichtigung der „materiellen Kultur“ (Lüsebrink 2004, 10) eine Interaktionsform „von Menschen verschiedener (Sub)Kulturkreise dar, deren erfolgreiche Verständigung aufgrund kultureller Unterschiede häufig durch Vorurteile (Stereotype) und Missverständnisse gefährdet ist“ (Lexikon der Sprachwissenschaft 2008, 302).

Schlüsselqualifikation

Geprägt wurde der Ausdruck während der 1960er Jahre in den USA im Rahmen der Bildung von Theoriekonzepten zur interdisziplinären Kommunikationswissenschaft. Seit den 1970er Jahren kam es auch in Deutschland zu einer Entwicklung der empirischen Forschung mit dem Schwerpunkt „der Verknüpfung von Sprache, Situationen und Identität mit Formen und Interpretationen des Handelns“ (Metzler Lexikon 2013, 344).

Im Kontext der stetig voranschreitenden Globalisierung bildet jener „durch Empathie, Toleranz und kulturspezifisches Wissen bedingte dynamische (Kommunikations-)Prozess das Ziel, gemeinsame Bedeutungen herzustellen“ und stellt vor diesem Hintergrund eine heute in „allen Bereichen der Gesellschaft gefragte Schlüsselqualifikation“ (Metzler Lexikon 2013, 344) dar.

Kommunikation, interkulturelleKulturelles Orientierungssystem

Laut Podsiadlowski handelt es sich dabei um eine Anpassung an andere Kulturen, welche die (interkulturelle) Kompetenz voraussetzt. Es geht darum, das „Orientierungssystem der Wahrnehmung, des Denkens und Wertens […] anderer Kulturen zu verstehen“ und es im eigenen „Denken und Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden“ (Podsiadlowski 2004, 50). Beispielsweise trage interkulturelle Kommunikation zu einer „erfolgreichen internationalen Tätigkeit“ im Rahmen von Geschäftsreisen bei (vgl. Podsiadlowski 2004, 45–47).

Ethnologie und Macht

Für Lüsebrink hingegen stellen außerdem die „Betrachtungen des historischen Kontexts“ sowie die gegenwärtigen Entwicklungsprozesse, unter Berücksichtigung der medialen Entwicklung, eine wesentliche Rolle dar, um ein möglichst differenziertes Gesamtbild der interkulturellen Kommunikation zu erhalten (vgl. Lüsebrink 2004, 12).

Zugleich kritisiert er ihre starke Ausrichtung auf den Handlungsbereich der Wirtschaft und bezieht sich dabei auf die „gesellschaftlichen Machtzentren“ sowie ihre oftmals daraus resultierende „inhumane Instrumentalisierung durch jene Zentren“. Das eigentliche Arbeitsfeld der Ethnologie, also die Erforschung des komplexen und vielschichtigen „Kulturbegriffs“, wird dann verfehlt, wenn „Gruppen und Gesellschaften, die im globalen System an der Peripherie, [also] an den Randzonen der Macht leben“ keine Berücksichtigung finden (Lüsebrink 2004, 46 f.). Zweifelhaft ist auch, inwiefern die von Podsiadlowski ins Spiel gebrachte einseitige Anpassung an fremdkulturelle Kontexte langfristig erfolgreiches menschliches Miteinander ermöglichen kann.

Beispiel für interkulturelle Kommunikation

Ein anschauliches Beispiel für interkulturelle Kommunikation ist die Zusammenarbeit eines deutschen Unternehmens mit einem chinesischen Zulieferer bei der Entwicklung eines neuen Produkts. Zu Beginn der Zusammenarbeit treffen sich die beiden Unternehmen zu einem persönlichen Gespräch, um ihre Erwartungen und Ziele zu besprechen. Der Vertreter des deutschen Unternehmens, Herr Müller, beginnt das Gespräch mit einer kurzen Vorstellung und betont die Wichtigkeit von Pünktlichkeit und Effizienz. Er erklärt auch, dass deutsche Geschäftsleute oft direkt und offen kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Der chinesische Vertreter, Herr Li, hört aufmerksam zu und macht sich Notizen. Er erklärt, dass in der chinesischen Kultur Höflichkeit und Respekt vor Hierarchien sehr wichtig sind. Chinesische Geschäftsleute bevorzugen die indirekte Kommunikation und vermeiden es oft, negative Nachrichten direkt auszusprechen, um das Gesicht des Gegenübers zu wahren. Während der Entwicklung des neuen Produkts finden regelmäßige Online-Meetings zwischen den beiden Unternehmen statt. Dabei stellt Herr Müller detaillierte Anforderungen an das Produkt und erwartet regelmäßige Updates über den Fortschritt. Er verwendet eine direkte und klare Sprache, um sicherzustellen, dass seine Erwartungen verstanden werden. Herr Li übersetzt diese Informationen für sein Entwicklungsteam in China und versucht gleichzeitig, die Anforderungen an die chinesischen Marktbedingungen anzupassen. Er verwendet eine indirekte Sprache und paraphrasiert Vorschläge oder Kritik, um Missverständnisse oder Konfrontationen zu vermeiden. Innerhalb des Entwicklungsprozesses gibt es einige Missverständnisse und unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie das Produkt hergestellt werden soll. Bei einem virtuellen Treffen hören sich beide Parteien geduldig zu und versuchen, die Perspektive des anderen zu verstehen. Sie stellen Fragen und klären Unklarheiten, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Es stellt sich heraus, dass es ein Missverständnis in der Kommunikation gegeben hat: Für Herrn Müller war es wichtig, dass das Produkt pünktlich geliefert wird, für Herrn Li war das nicht so wichtig. Für ihn stand die Qualität der Ware im Vordergrund. Nachdem sie diesen Unterschied erkannt hatten, einigten sie sich auf einen Kompromiss, der sowohl die pünktliche Lieferung als auch eine gute Qualität sicherstellte. Am Ende des Projekts sind beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden. Das neue Produkt wird termingerecht, in hoher Qualität und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des chinesischen Marktes entwickelt. Klare Kommunikation und die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu verstehen und zu respektieren, waren entscheidend für den Erfolg dieser interkulturellen Zusammenarbeit.

 

Hier geht es zum Überblick aller Lexikonartikel…

 

Literatur

Bußmann, Hadomud (2008): Interkulturelle Kommunikation. In: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Aufl. Stuttgart: Kröner, 302.

Lüsebrink, Hans-Jürgen (2004): Konzepte der Interkulturellen Kommunikation. Theorieansätze und Praxisbezüge in interdisziplinärer Perspektive. St. Ingbert:  Röhrig Universitätsverlag.

Müller-Hartmann, Andreas (2013): Interkulturelle Kommunikation. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.): Metzler Lexikon. Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. 5. Aufl. Stuttgart/ Weimar: J. B. Metzler, 344.

Podsiadlowski, Astrid (2004): Interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit. Interkulturelle Kompetenz trainieren. Mit Übungen und Fallbeispielen. München: Franz Vahlen.

Schmidt, Siegfried J. (2013): Kommunikationstheorie. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.): Metzler Lexikon. Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. 5. Aufl. Stuttgart/ Weimar: J. B. Metzler, 389.

Sommer, Roy (2013): Interkulturalität. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.): Metzler Lexikon. Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. 5. Aufl. Stuttgart/ Weimar: J. B. Metzler, 343 f.

Interkulturelle Kommunikation – Kommunikation interkulturell (ikud-seminare.de)

 

Eine wahre interkulturelle Begebenheit wird in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht  geschildert:

Der vermeintliche Stalker

Als meine Mutter aus beruflichen Gründen nach Deutschland kam, wurde ihr von ihrem Arbeitgeber ein Dienstwagen zur Verfügung gestellt. In der Annahme, dass in Deutschland dieselben Verkehrsregeln wie in Italien gelten, verhielt sie sich dementsprechend und parkte, wo immer sie einen geeigneten Platz fand – sei es im Halteverbot oder nicht. Sie war der festen Überzeugung, für ihre Vergehen nicht bestraft zu werden, wurde jedoch überrascht, als sich eine Vielzahl von Strafzetteln ansammelte.

Bei genauerem Betrachten bemerkte sie, dass alle Strafzettel mit der Abkürzung POM unterzeichnet worden waren. Da die Strafzettel an verschiedenen Orten ausgestellt wurden, wuchs in ihr der Verdacht, dass der Polizist namens POM es auf sie abgesehen hätte und sie verfolgen würde, um all ihre Ordnungswidrigkeiten zu sanktionieren. In großer Sorge wandte sie sich an meinen Vater, ihren ehemaligen Arbeitskollegen, und schilderte ihm ihre Vermutungen. Nachdem mein Vater die Geschichte gehört hatte, erklärte er meiner Mutter, dass POM die Abkürzung für Polizeiobermeister sei und die Namen direkt darunter stünden. Alle Strafzettel waren von unterschiedlichen Personen unterschrieben worden.

 

Spanisches Cabaret

Da mein damaliger Freund ein Auslandssemester in Spanien verbrachte, besuchte ich ihn für zwei Wochen in Zaragoza. Den ersten Abend wollten wir die dort bekannte Tapas-Meile besuchen und in jedem kleinen Restaurant die Spezialität des Hauses probieren. So zogen wir von Bar zu Restaurant und wurden irgendwann von einem Spanier angesprochen, in seiner Bar ebenfalls einen ganz besonders leckeren Wein zu probieren. Zusätzlich gebe es dort sogar ein Cabaret. Da ich kaum Spanisch spreche, erkundigte sich mein Freund, ob dieses Schauspiel so ausgelegt sei, dass auch ich etwas verstehen könne. Er versicherte uns, dass das absolut gar kein Problem sein werde und führte uns in seine Bar. Vom Einrichtungsstil hob sie sich von den anderen Bars und Restaurants ziemlich ab – alles war etwas nobler ausgestattet, ein bunt gemischtes und sympathisch aussehendes Publikum – kurzum: Wir fühlten uns wohl und freuten uns sehr auf das folgende Theaterstück. Als es ca. zehn Minuten später begann, bekamen wir einen riesigen Schock – es war kein Theaterstück, wie wir dachten, sondern vielmehr eine Strip- und Sexshow. Über mein spanisches Sprachverständnis brauchte ich mir also wirklich gar keine Sorgen zu machen und ab dem Zeitpunkt wussten wir, dass Cabaret definitiv nicht mit Theaterstück zu übersetzen ist.

The post Kommunikation (interkulturelle) first appeared on Hyperkulturell.de.

]]>
https://www.hyperkulturell.de/glossar/kommunikation-interkulturelle/feed/ 0