Der Ethnopluralismus ist ein Theoriekonzept der sogenannten Neuen Rechten. Der Begriff leitet sich vom griechischen ethnos „Volk“ sowie dem lateinischen pluralis „Mehrzahl“ ab und propagiert die Vielfalt der Völker. Der von Eichberg geprägte Ausdruck wird auch als „Rassismus ohne Rassen“ bezeichnet. Kern der Theorie ist die Annahme grundsätzlicher, unveränderlicher Eigenschaften von Menschengruppen. Zudem betonen Ethnopluralisten, dass jede Gruppe umso stärker sei, je ähnlicher sich die jeweiligen Angehörigen seien. Eine biologistische Argumentationsweise tritt in den Hintergrund, während vielmehr einzigartige kulturelle Identitäten bestärkt werden (vgl. Kellershohn 2016, 284–286).
Es handelt sich um einen Rassismus, „der – jedenfalls auf den ersten Blick – nicht mehr die Überlegenheit bestimmter Gruppen oder Völker über andere postuliert, sondern sich darauf ‚beschränkt‘, die Schädlichkeit jeder Grenzverwischung und die Unvereinbarkeit der Lebensweisen und Traditionen zu behaupten“ (Balibar 1990, 28). Konzepte von ‚Rasse‘ werden durch begriffliche Platzhalter wie etwa ‚Kultur‘ oder ‚Ethnie‘ ersetzt, um alte Konzepte modernisiert wirken zu lassen. Diese Ausdrücke haben aber ähnliche Konnotationen wie Rasse, weshalb die Rassismusforschung auch von einem Übergang vom genetischen zum kulturellen Rassismus spricht (vgl. Hall 2000, 11).
Laut dem Philosophen Étienne Balibar ist der Ethnopluralismus ein Rassismus, „dessen vorherrschendes Thema nicht mehr die biologische Vererbung, sondern die Unaufhebbarkeit der kulturellen Differenzen ist“ (Hall 2000, 11). Denn „unter Bezug auf anthropologische, ethnologische und psychologische Erkenntnisse wird die Objektivität einer Vielfalt und Ungleichheit der Völker – im differentialistischen Sinne – betont“ (Lausberg 2013, 173). Nicht mehr die Höherwertigkeit der eigenen Kultur oder Nation wird propagiert, sondern es werden „festgelegte kulturell-territoriale Einheiten […] als Kulturkreise homogenisiert. Heterogenität innerhalb der gefassten Kulturen wird dabei genauso geleugnet wie historische Verbindungen und Kontinuität zwischen den konstruierten Einheiten.“
Literatur
Balibar, Étienne (1990): Gibt es einen „Neo-Rassismus“? In: Balibar, Étienne/ Wallerstein, Immanuel (Hrsg.): Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten. Hamburg: Argument, 23–39.
Hall, Stuart (2000): Rassismus als ideologischer Diskurs. In: Räthzel, Nora (Hrsg.): Theorien über Rassismus. Hamburg: Argument, 7–16.
Kellershohn, Helmut (2016): Umvolkung. In: Gießelmann, Bente/ Heun, Robin/ Kerst, Benjamin et al (Hrsg.): Handwörterbuch rechtsextremistischer Kampfbegriffe. Schwalbach: Wochenschau Verlag, 284–286.
Lausberg, Michael (2013): Das Thema Migration in der Jungen Freiheit und der Deutschen Stimme. In: Kellershohn, Helmut (Hrsg.): Die deutsche Stimme in der jungen Freiheit. Münster: Unrast, 164–194.