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Die Heimat bildet „ein schillerndes, kulturelles Phänomen, das Bedeutungsschichten aus vielen Jahrhunderten transportiert“ (Kazal 2005, 61). Der Begriff ist aufgrund seiner Verwendung komplex konnotiert (vgl. Kühne/ Schönwald 2015, 101–104). Er entwickelte sich aus dem althochdeutschen Wort heimuoti und steht als „Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt“ (Duden online) für die Relation zwischen Mensch und einem territorialen Gebiet bzw. den dort vorherrschenden Werten und Normen (vgl. Kühne/ Schönwald 2015, 101–106).

Zur historischen Entwicklung des Begriffs

Bezogen auf den historischen Kontext hat sich für Kühne und Schönwald „Heimat, insbesondere im Rückblick auf das 20. Jahrhundert, keinesfalls als harmloses Konzept erwiesen“ (Kühne/ Schönwald 2015, 104). Lobensommer führt diesbezüglich an, dass die Verwendung des Begriffs „zwischen 1945 und Mitte der Siebziger in der Unterhaltungsliteratur in erster Linie im Sinne einer nostalgischen Erinnerung, einer unerreichbaren Utopie erfolgte, die auf politische Konnotationen verzichtet habe“ (Lobensommer 2010, 75–76). Er verweist hierbei auf Autoren wie Siegfried Lenz und Günter Grass (vgl. Lobensommer 2010, 75–76).

Die bis 1959 sehr eng gefasste Definition von Heimat in Bezug auf einen lokalen Raum sowie die dort vorherrschenden Ansichten und Traditionen wurde durch die Umschreibung auch mehrerer Orte oder größerer Gebiete abgelöst (vgl. Lobensommer 2010, 75). Diese Entwicklung des Loslösens von einem stark eingrenzenden Heimatbegriff setzte sich stetig fort. Nach Pazarkaya wird im Jahr 1986 „Heimat in sich selbst […] [gefunden], wodurch es zu einer Verinnerlichung von Heimat, einer Subjektivierung kommt, die durch den Erwerb von Freunden, positiven Gefühlen, ständig neue Heimaten kreieren kann“ (Lobensommer 2010, 79).

Heimat in einer globalisierten Welt

In der heutigen Zeit erfährt der Heimatbegriff im Kontext der sich immer stärker ausprägenden Globalisierung und der damit einhergehenden „Dezentrierung der Lebenswelten vieler Menschen“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106) eine Renaissance hinsichtlich des Wunsches einer „Rückverortung“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106) in eine vertraute Lebenswelt. Dabei findet der Ausdruck oftmals als Synonym für eine „regionale Identität“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106) Verwendung. Diese spiegelt sich u. a. in der sozialen Dimension in Form von Familie und Freundeskreis mit einem „unhinterfragt akzeptierten Set an Rollen-, Wert- und Normvorstellungen“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106) wider, welches in vielen Fällen zugleich die Dimension der Ab- und Ausgrenzung anderer Personen und/ oder Kulturen zur Folge hat.

Weitere Aspekte in diesem Zusammenhang bilden die Zeit („romantisierende Rückbesinnung auf die eigene Vergangenheit“) (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106) sowie die Dimensionen des Ortes in Form der „Landschaft als Natur- und Kulturlandschaft“ (Schreiber 2012, 3) und der „Entkomplexisierung“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106).

Heimat und Migration

Vor dem Hintergrund der Migration bildet der Heimatbegriff Anlass für eine kontrovers geführte (Heimat-)Debatte, da viele ‚einheimische‘ Menschen einen Kultur- und damit einen Machtverlust ihres Wertekorsetts befürchten (vgl. Kühne/ Schönwald 2015, 101–106). Sie definieren die vermeintlich ‚richtige‘ Kultur und damit die Zugehörigkeit zur Gesellschaft über „den ‚richtigen’ Dialekt, die ‚richtige’ ethnische Zugehörigkeit (dokumentiert durch die Ortsansässigkeit der Vorfahren), Heterosexualität, die ‚richtige’ Religion sowie die Praxis lokaler und regionaler Traditionen (nicht das kognitive Wissen darüber!)“ (Kühne/ Schönwald 2015, 101–106).

 

Literatur

Dudenredaktion (o. J.): „Heimat“ auf Duden online. https://www.duden.de/rechtschreibung/Heimat [25.06.2018].

Kazal, Irene (2005): „Sozialistische Heimat DDR“. Landschaft, Nation und Klasse in der Heimatdebatte der 50er Jahre. In: Kazal, I./ Voigt, A./ Weil, A./ Zutz, A. (Hrsg.): Kulturen der Landschaft. Ideen von Kulturlandschaft zwischen Tradition und Modernisierung. Berlin, 59–80.

Kühne, Olaf/ Schönwald, Antje: Identität, Heimat sowie In- und Exklusion: Aspekte der sozialen Konstruktion von Eigenem und Fremdem als Herausforderung des Migrationszeitalters. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/111036/1/ab_013_08.pdf [25.6.2018].

Lobensommer, Andrea (2010): Die Suche nach Heimat. Heimatkonzeptionsversuche in Prosatexten zwischen 1989 und 2001. München: Diss. masch.

Schreiber, Wilfried E. (2012): Heimat verorten: Heimat aus der Sicht eines Geographen – In: Neue Didaktik 1, S. 1-6. https://www.pedocs.de/volltexte/2015/10068/pdf/NeueDidaktik_1_2012_Schreiber_Heimat_verorten.pdf [25.06.2018].

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27. November 2017

Heimat

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