Der Begriff Sexismus lässt sich vom Wort Sex ableiten, welches auch als Bezeichnung für das Geschlecht, den Sexus verwendet wird (vgl. Duden, Sex). Sexismus wird unterschiedlich wahrgenommen und definiert, wobei der Definition Begriffe wie Gender, Feminismus und Diskriminierung zugeordnet werden.
Definitionen
1. Die „Vorstellung, nach der ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die [daher für gerechtfertigt gehaltene] Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts“ (Duden, Sexismus)
2. „Sexismus wird definiert als individuelle Einstellungen und Verhaltensweisen oder institutionelle und kulturelle Praktiken, die entweder eine negative Bewertung einer Person aufgrund ihres Geschlechts widerspiegeln oder den ungleichen Status zwischen Frauen und Männern in der Gesellschaft aufrechterhalten“ (Becker 2014)
Erscheinungsformen
Sexismus lässt sich in fünf Formen der Erscheinung unterteilen, von denen die meisten sowohl von Männern als auch von Frauen ausgeübt werden können. Darüber hinaus kann Sexismus in seinem Auftreten danach unterschieden werden, ob es sich um eine negative oder um eine positive Form des Sexismus handelt:
Sexismus heute
Viele Menschen nehmen Sexismus heute nicht mehr so stark wahr. Sie nehmen an, die Gleichberechtigung sei in unserer Gesellschaft bereits vollständig akzeptiert und umgesetzt. Bei der Betrachtung von Statistiken dazu (vgl. Tagesschau, Gender Pay Gap, 2019) wird deutlich, dass sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft zwar verbessert hat, jedoch noch immer nicht mit der des Mannes gleichzusetzen ist. Das wird z. B. daran deutlich, dass Frauen in Führungspositionen weniger als Männer verdienen oder aber an der Verbreitung geschlechtlicher Stereotype durch Medien und Werbung.
„[D]iese Art objektivierender, hypersexualisierter und Frauen abwertender Werbung [birgt] auch eine große Gefahr. Denn die Abwertung und Entmenschlichung einer Bevölkerungsgruppe führt dazu, dass direkte Diskriminierung und physische Gewalt gegen diese tolerierbarer werden.“ (Domscheit-Berg 2015, 48)
Häufig wird angenommen, nur Frauen seien von Sexismus betroffen. Zu diesem Missverständnis trägt die Verbindung zum Feminismus bei. Tatsächlich sind mehr Frauen als Männer betroffen, allerdings nicht ausschließlich. In Werbungen und im Alltag betreffen sexistische Darstellungen oder Handlungen alle Geschlechter.
Kultureller Kontext
Sexismus ist eines der größten Gebiete, in denen sich die Länder und Kulturen unterscheiden. Das Bewusstsein hierfür hat viele verschiedene Ebenen. In Deutschland sind Feminismus und Gleichberechtigung schon lange ein Thema. Frauen können mittlerweile nahezu alle Rechte und Optionen zugesprochen werden, die auch Männer haben. Im Kontrast hierzu ist ein Blick auf Saudi-Arabien interessant: Dort dürfen Frauen erst seit 2017 Auto fahren und genießen nicht dieselben Privilegien wie Männer. Das Frauenbild entspricht einem für uns veralteten Rollenbild.
Arm, weiblich und indigen zu leben bedeutet in Mexiko, eine Person von wenig Relevanz zu sein, „obwohl in Artikel vier der mexikanischen Verfassung von Gleichheit vor dem Gesetz für alle in Mexiko Geborenen die Rede ist. Doch die ethnische Bevölkerung ist vor dem Gesetz keineswegs gleich, ebenso wenig sind es die Geschlechter und die sozialen Klassen – die Praxis straft diese Behauptung Lügen.“ (Montes 2004)
Gegenbewegungen
Sexismus führt vermehrt zu sexueller Belästigung, Vergewaltigung und Catcalling. Gegen diese Übergriffe gibt es Bewegungen und Kampagnen, die Betroffene unterstützen und über diese Themen aufklären wollen. Ein Beispiel hierfür ist die metoo-Kampagne, die 2006 erstmalig von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufen wurde. 2017 wurde der Hashtag #metoo durch die sozialen Medien verbreitet und auch viele Prominente äußerten sich zu ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung. Auch Feminismus ist eine Form der Bewegung gegen Sexismus. Feminist*innen kämpfen für eine Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen.
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Literatur
Becker, Julia C. (2014): Subtile Erscheinungsformen von Seximus. https://www.bpb.de/apuz/178674/subtile-erscheinungsformen-von-sexismus#footnode1-1.
Domscheit-Berg, Anke (2015): Ein bisschen gleich ist nicht genug. Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind. Ein Weckruf. Berlin: Heyne.
Duden: Sex. https://www.duden.de/rechtschreibung/Sex.
Duden: Seximus. https://www.duden.de/rechtschreibung/Sexismus.
Tagesschau: https://www.tagesschau.de/thema/gender_pay_gap/index.html.
Thallmayer, Claudia/ Eckert, Karin (Hrsg.) (2014): Sexismen und Rassismen. Lateinamerikanerinnen zwischen Alter und Neuer Welt. Wien: Promedia.
Thiele, Anja (2013): Sexismus. In: Gender Glossar. https://gender-glossar.de/glossar/item/13-sexismus
Wahre interkulturelle Begebenheiten werden in dem Buch Intercultural stories: Menschliche Begegnungen aus aller Welt – lustig, lehrreich, lebensecht von Benjamin Haag geschildert:
Kuchen aus dem Dritten Reich
Eine Mitschülerin einer Freundin hatte während ihrer Oberstufenzeit einen 14-tägigen Auslandsaufenthalt in England. In diese Periode fiel auch ihr Geburtstag, den sie nur wenige Tage vor der Abreise mit ihrer Gastfamilie feierte. Als die Schülerin jedoch am frühen Morgen die Küche betrat, erschrak sie. Auf dem Tisch stand ein selbstgebackener Kuchen, dessen Oberfläche mit einem Hakenkreuz verziert war. Das Mädchen war den Tränen nahe und die Familie – die so lediglich gastfreundliche sein wollte – war vollkommen verwirrt.
Fufu
Eine Frau gehobenen Alters besuchte Deutschland. Sie stammte aus der Region um Ghana, wo es einen Brei namens Fufu gab, der meist aus Maniok und Kochbananen gemacht wurde und Hauptbestandteil oder Beilage vieler Gerichte war. Einmal, im Winter, schaute die Familie, bei der die Afrikanerin wohnte, etwas verdutzt aus dem Fenster. Mit einem großen Topf in beiden Händen rannte die Frau – selbst höchst erstaunt – durch den Garten und versuchte, den vermeintlichen Fufu aufzufangen. Es schneite.
Opferhuhn
Eine Freundin von mir machte mir ihrer Familie Urlaub in Mexiko. Auf dem Weg ins Innere des Landes kamen sie an einem kleinen Dorf mit einer schönen Kirche vorbei. Zur selben Zeit fand in der katholischen Kirche ein seltenes Ritual statt. Es lagen viele Pinienzweige und ca. 200 Kerzen um ein Huhn und einem Mann herum auf dem Boden. Bis auf den einen Mann, der sich innerhalb des Kerzenkreises befand, saßen alle Leute in der Kirche auf dem Boden. Der Mann in der Mitte des Kreises opferte das Huhn.
Nach der Opfergabe tranken alle Anwesenden ein kohlensäurehaltiges Getränk, um mit dem anschließenden Rülpsen die bösen Geister aus dem Körper zu treiben. Anschließend träufelte der Priester das Getränk auf das tote Tier. Mit gleicher Sorgfalt sprenkelte der Priester die braune Brause auch auf die bunten Kerzen, die er präzise auf dem Kirchenboden aufgereiht hatte. Monoton murmelte er sein Gebet, wiederholte unablässig Formeln, die das Kirchenschiff erfüllten wie der harzige Duft der überall ausgelegten Pinienzweige.
In dem ganzen Dorf gibt es nur 20 Priester. Sie erben ihr Amt von ihren Vorfahren. Heute gibt es nur noch wenige Kirchen, in der eine solche Opfergabe gestattet ist. Dennoch ist diese Prozedur ein sehr beliebtes Ziel für viele Touristen. Allerdings ist das Fotografieren für Dorffremde, egal ob Mexikaner oder Ausländer, grundsätzlich verboten. Dabei wollen sich die Einheimischen bloß schützen. Nach ihrem Glauben raubt ihnen die Kamera ihre Seele. Sie sind dann verletzlicher und anfälliger für Krankheiten. Somit schützen sie ihre Seele und ihren Geist. Die Dorfpolizisten, die darauf besonders Acht geben, werden auch die Ältestengenannt. Bei Regelverstößen kommt es auch einmal vor, dass die Dorfpolizei nicht nur Bußgeld verlangt, sondern die Touristen auch für einen Tag ins Gefängnis steckt.
Kerzenspur
Es war schon dunkel, als ich wie immer die Tür zum Flur meines Apartments öffnete und ich auf dem Boden einige Kerzenlichter entdeckte, die zu einem anderen Zimmer führten. Anfangs dachte ich, es handele sich hierbei um etwas Romantisches. Da ich mich aber in einem Wohnheim befand, wo mehrere Leute wohnten, wäre es sehr komisch, wenn es dabei um so etwas ginge.
Am nächsten Tag stand ich früh auf und ging in die Küche. Dort lagen auf dem Tisch mehrere typische indische Süßigkeiten und eine Notiz, auf der auf Englisch und Deutsch stand, dass sich alle daran bedienen dürfen. In diesem Augenblick erkannte ich den Zusammenhang zwischen diesen beiden merkwürdigen Vorkommnissen. Es musste etwas Traditionelles sein, etwas, was mit der indischen Kultur zu tun hat. Mithilfe des Internets fand ich heraus, dass es sich um das hinduistische Lichterfest Diwali handelte.