Mit dem Begriff Affirmative Action werden verschiedene Maßnahmen zur Überwindung von Diskriminierung im „professionellen und öffentlichen Leben“ (Peters/ Birkhäuser 2005, 1) bezeichnet.

Diskriminierung bezieht sich auf die ungerechte oder unfaire Behandlung einer Person oder einer Gruppe aufgrund bestimmter Merkmale wie Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Religion, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung, Behinderung oder sozialem Status. Es geht um die Benachteiligung oder Bevorzugung von Personen basierend auf diesen Merkmalen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.

Formen der Diskriminierung

1. Direkte Diskriminierung: Dies tritt auf, wenn eine Person oder eine Gruppe aufgrund ihrer Merkmale offen benachteiligt wird. Zum Beispiel, wenn jemand nicht eingestellt wird oder Zugang zu einer Einrichtung verweigert wird, aufgrund seiner Rasse oder Religion.

2. Indirekte Diskriminierung: Hierbei werden Regeln, Praktiken oder Politiken angewendet, die zwar neutral erscheinen, aber bestimmte Gruppen tatsächlich benachteiligen können. Zum Beispiel, wenn Einstellungskriterien festgelegt werden, die bestimmte Gruppen unverhältnismäßig ausschließen.

3. Strukturelle Diskriminierung: Dies bezieht sich auf tief verwurzelte, systemische Ungleichheiten in Institutionen oder Gesellschaften, die auf historischen, sozialen oder politischen Gründen beruhen. Diese Strukturen können die Chancen und den Zugang zu Ressourcen für bestimmte Gruppen einschränken.

Diskriminierung kann sich in verschiedenen Bereichen manifestieren, einschließlich Bildung, Beschäftigung, Gesundheitsversorgung, Wohnen und rechtlicher Behandlung. Es kann auch in Form von Vorurteilen, Stereotypen, Stigmatisierung oder Gewalt gegenüber bestimmten Gruppen auftreten.

Das Ziel der Bekämpfung von Diskriminierung besteht darin, Chancengleichheit und Gerechtigkeit für alle zu fördern, unabhängig von ihren Merkmalen oder Zugehörigkeiten. Gesetze, Richtlinien und Bildungsprogramme werden oft eingesetzt, um Diskriminierung zu bekämpfen und eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen.

Menschenrechte

Philosophischer Hintergrund der Affirmative Action sind die Menschenrecht. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) ist ein Dokument, das von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 verabschiedet wurde. Es enthält 30 Artikel, die grundlegende Menschenrechte und Freiheiten festlegen, die für alle Menschen überall auf der Welt gelten sollen. Hier einige der zentralen Punkte, die in der Erklärung der Menschenrechte enthalten sind:

  1. Gleichheit und Freiheit: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Alle haben das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
  2. Freiheiten und Rechte: Die Erklärung betont verschiedene Freiheiten und Rechte, darunter Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit und das Recht auf politische Partizipation.
  3. Recht auf Bildung und Arbeit: Jeder hat das Recht auf Bildung und freie Wahl des Berufs sowie das Recht auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen.
  4. Schutz vor Diskriminierung: Die AEMR verbietet Diskriminierung in jeglicher Form aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder anderen Status.
  5. Soziale und wirtschaftliche Rechte: Die Erklärung betont auch das Recht auf soziale Sicherheit, auf angemessenen Lebensstandard, auf Gesundheit und Bildung.
  6. Recht auf Schutz und Asyl: Sie umfasst auch das Recht auf Schutz vor Verfolgung und das Recht, in anderen Ländern Asyl zu suchen und zu genießen.

Die Erklärung der Menschenrechte legt einen internationalen Standard fest, der von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen respektiert und eingehalten werden soll. Sie dient als Leitfaden für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte weltweit und bildet die Grundlage für zahlreiche internationale Abkommen, die darauf abzielen, diese Rechte zu stärken und zu schützen.

Ursprung von Affirmative Action

Der Ursprung von Affirmative-Action-Programmen liegt im Civil Rights Act von 1964*. Die Affirmative Action verdankt ihre Entstehung dem Title VI, der besagt, dass „no person in the United States shall, on the ground of race, color, or national origin be denied the benefits of, or be subject to discrimination under any program or activity receiving federal financial assistance“ (42 U. S. C. 2000 d). So konnte die Regierung Unternehmen, akademischen Einrichtungen und Institutionen (s. o.) mit der Unterbindung finanzieller Unterstützung und der Aufkündigung von Verträgen drohen (vgl. Hildebrandt 2005, 475).

Affirmative-Action-Maßnahmen

Die Maßnahmen lassen sich in drei Typen gliedern:

  1. Ausbildungsprogramme sollen berufliche und akademische Qualifikationen von Minderheiten verbessern (vgl. ebd.)
  2. Goals and timetables, „die relativ flexible zeitliche Richtlinien für die Einstellung bzw. Aufnahme von Minderheiten in ein Unternehmen, Organisation, Institution festlegen“ (ebd.)
  3. Feste Quotenregelungen, wodurch der Anteil von Minderheiten in Unternehmen, Organisationen sowie Institutionen angehoben und „das Gerechtigkeitsideal der proportionalen Repräsentation“ (ebd., 475) verwirklicht werden sollen

Die Affirmative-Action-Maßnahmen beziehen sich auf akademische Einrichtungen, Unternehmen, politische Ämter, lokale, einzelstaatliche und bundesstaatliche Administrationen sowie auf Einrichtungen, die von der Bundesregierung finanziell unterstützt werden (vgl. ebd.).

Umgekehrte Diskriminierung als extreme Form von Affirmative Action

Eine extreme Form von Affirmative Action ist die umgekehrte Diskriminierung. Bewerben sich beispielsweise eine Frau sowie ein Mann mit gleicher Qualifikation auf die gleiche Stelle und die Frau wird aufgrund der Frauenquote bevorzugt, liegt ein Nachteil für den männlichen Bewerber vor. Das Geschlecht ist hierbei der ausschlaggebende Punkt bei der Stellenvergabe, sodass eine umgekehrte Diskriminierung stattfindet (Peters/ Birkhäuser, 6).

 

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Bewertung

Die Bewertung von Affirmative Action ist oft stark umstritten und hängt stark von den persönlichen Überzeugungen, politischen Ansichten und Erfahrungen der Menschen ab. Hier sind einige Argumente, die bei der Bewertung von Affirmative Action berücksichtigt werden:

Positive Aspekte:

  1. Chancengleichheit fördern: Affirmative Action kann dazu beitragen, Chancengleichheit für historisch benachteiligte Gruppen wie Minderheiten und Frauen zu schaffen, indem sie Zugang zu Bildung, Beschäftigung und anderen Möglichkeiten erleichtert, die ihnen zuvor verwehrt waren.
  2. Vielfalt und Inklusion: Durch affirmative Maßnahmen können verschiedene Perspektiven und Hintergründe in Bildungseinrichtungen und am Arbeitsplatz gefördert werden. Das kann zu einer vielfältigeren und inklusiveren Umgebung führen, von der alle profitieren können.
  3. Ausgleich historischer Ungerechtigkeiten: Affirmative Action wird oft als Mittel gesehen, um Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten aus der Vergangenheit auszugleichen. Sie versucht, auf Ungleichheiten aufmerksam zu machen und einen Weg zu schaffen, um diese zu korrigieren.

Kritische Aspekte:

  1. Potenzielle Ungerechtigkeit: Kritiker argumentieren, dass affirmative Maßnahmen aufgrund von Quoten oder Vorzugsbehandlungen zu einer anderen Form von Ungerechtigkeit führen können, indem sie Personen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder Geschlechts bevorzugen und damit andere diskriminieren.
  2. Einschränkung der Leistung: Es wird behauptet, dass Affirmative Action die Leistung beeinträchtigen könnte, indem potenziell weniger qualifizierte Personen bevorzugt werden, was zu einer Verringerung der Standards in Bildung und Beschäftigung führen könnte.
  3. Soziale Spannungen: Einige sehen affirmative Maßnahmen als Quelle für soziale Spannungen, da sie Debatten über „Gerechtigkeit“ und „Chancengleichheit“ auslösen und als unfaire Behandlung wahrgenommen werden können.

Die Bewertung von Affirmative Action ist also komplex und abhängig von verschiedenen Faktoren. Einige betrachten sie als ein notwendiges Mittel, um historische Ungerechtigkeiten auszugleichen und Chancengleichheit zu fördern, während andere sie als problematisch ansehen und glauben, dass sie zu neuen Formen der Diskriminierung führen könnten. Letztendlich bleibt die Diskussion über Affirmative Action eine anhaltende Debatte in Gesellschaften, die nach Gerechtigkeit und Chancengleichheit streben.

 

* Der Civil Rights Act von 1964 war ein entscheidendes Gesetz in der Geschichte der Vereinigten Staaten, das darauf abzielte, die langjährige Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht und nationaler Herkunft zu beenden. Er wurde in einer Zeit verabschiedet, in der die Bürgerrechtsbewegung in den USA an Stärke gewann und nach Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit für alle Bürger strebte.

Der Akt war breit angelegt und hatte verschiedene Schlüsselbestimmungen:

  1. Beseitigung der Rassentrennung: Der Civil Rights Act verbot die Diskriminierung aufgrund von Rasse oder Hautfarbe in öffentlichen Einrichtungen wie Restaurants, Hotels, Kinos und anderen Orten des öffentlichen Lebens. Diese Orte durften niemanden aufgrund seiner Rasse oder Hautfarbe ausschließen oder trennen.
  2. Gleichbehandlung am Arbeitsplatz: Das Gesetz verbot auch die Diskriminierung bei der Beschäftigung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft. Arbeitgeber durften keine Entscheidungen in Bezug auf Einstellung, Entlassung, Beförderung oder Entlohnung aufgrund dieser Kriterien treffen.
  3. Bildung: Der Civil Rights Act verlangte, dass Schulen und Bildungseinrichtungen jegliche Form der Rassentrennung oder Diskriminierung aufgeben. Dies ebnete den Weg für eine integrative Bildungsumgebung für Schüler verschiedener Rassen und ethnischen Hintergründe.
  4. Recht auf Stimmabgabe: Obwohl das Stimmrecht nicht direkt im Civil Rights Act von 1964 enthalten war, ebnete dieser Akt den Weg für weitere Gesetze wie den Voting Rights Act von 1965, der darauf abzielte, das Wahlrecht für alle Bürger, unabhängig von ihrer Rasse oder ethnischen Zugehörigkeit, zu gewährleisten.

Der Civil Rights Act von 1964 war ein historisches Gesetz, das die rechtliche Grundlage für die Beseitigung der Rassentrennung und die Förderung der Gleichberechtigung legte. Er markierte einen Wendepunkt in der US-amerikanischen Geschichte und war ein Meilenstein in der Bürgerrechtsbewegung, die weiterhin für die Rechte und die Gleichbehandlung aller Menschen kämpfte.

 

Literatur

Civil Rights Acts of 1964, Public Law 88–352 (1964), 42 U. S. C. 2000.

Hildebrandt, Mathias (2005): Multikulturalismus und Political Correctness in den USA. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Peters, Anne/ Birkhäuser, Noah (2005): Affirmative Action à l’Américaine – Vorbild für Europa? In: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 65, 1–34.

https://eige.europa.eu/publications-resources/thesaurus/terms/1117?language_content_entity=de#:~:text=Affirmative%20Action%20oder%20auch%20positive,durch%20gezielte%20Vorteilsgew%C3%A4hrung%20entgegenwirken%20sollen.

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