In einem Interview mit der ZEIT erklärt der Ethnologe Prof. Dr. Christoph Antweiler den Begriff Bongo-Bongoismus so:
„Auch ich bin als Relativist in der Ethnologie groß geworden. Da galt es als besondere wissenschaftliche Leistung, nachzuweisen, dass irgendetwas, das wir für selbstverständlich halten, nicht beim Volk der Bongo Bongo vorkommt. In Fachkreisen spricht man von »Bongo-Bongoismus«. Ein überzogener Relativismus ist heute leider der Mainstream in den Kulturwissenschaften.“
Antweilers Antwort: „Ich bin ein ziemlich unpolitischer Mensch, und daher finde ich auch die Grundmaxime des Kulturrelativismus richtig: Wir sollten nicht werten, denn alle Kulturen sind grundsätzlich gleichwertig und in sich stimmig. Ich warne aber vor übertriebenem Kulturrelativismus, der schnell in Kulturrassismus umschlägt. Der alte Rassismus hat gesagt: Wir leben in einer Welt, aber wir sind verschiedene Menschen, die gelben, die schwarzen, die roten und so weiter. Der Ultrarelativismus sagt: Wir sind alle Menschen, aber leben in völlig verschiedenen Welten, sprich Kulturen. Im Extremfall wird dann behauptet, die Kulturen seien inkompatibel und könnten sich nicht verständigen. Das ist wissenschaftlich nicht fundiert und politisch gefährlich.“
Als Kontrastbegriff kann der sog. Adamismus genannt werden. Damit ist die (v. a. religiöse) Vorstellung gemeint, dass alle Menschen einen (göttlichen) Ursprung haben (Adam/ Eva) und sich daher grundsätzlich sehr ähnlich sind. Antweiler verwendet dafür den Begriff Universalien.
Literatur
Antweiler, Christoph (2009): Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. Hamburg: Murmann.
Antweiler, Christoph (2009): Interview mit Christoph Antweiler [Juni 2019]